Bayern-Aufbauspieler Wallace: Gespannt auf Glühwein

MÜNCHEN - Der Amerikaner Jonathan Wallace ist der derzeit wichtigste Spieler bei den Basketballern des FC Bayern. Er sagt: "München passt gut zu mir."
Jonathan Wallace (24) wirkt mit grauem Kapuzenpulli und einfacher Trainingshose auf den ersten Blick genauso, wie ihn sein Trainer Dirk Bauermann beschreibt: zurückhaltend, unauffällig, integriert, ohne Star-Allüren. Vorteil für den FC Bayern: Er hat auch schon Europa-Erfahrung gesammelt bevor zum FC Bayern kam. Wallace spielte mal drei Monate bei Oldenburg und wurde prompt Meister. Auch in Slowenien bei Ljubljana machte er Bekanntschaft mit dem „im Vergleich zu den USA körperlich härteren europäischen Spiel“, wie er sagt.
Bauermann ist begeistert von Wallace, den er übers Internetfernsehen entdeckt hat: „Ich habe in meiner Zeit als deutscher Nationaltrainer viel D-League geschaut. Da ist mir Jonathan sofort aufgefallen“. Die D-League ist eine US-amerikanische Basketballliga, in der viele Spieler zwar das Potential haben, in der NBA zu spielen, aber es noch nicht ganz nach oben geschafft haben. Und mit der Erfahrung aus der D-League übertrifft Wallace derzeit Bauermanns Erwartungen.
Beim Auswärtsspiel gegen die Kirchheim Knights riss er in der zweiten Halbzeit das Spiel an sich, als er merkte, dass die Mannschaft wackelte. Ansgesprochen auf seinen kleinen Wutanfall, als es nicht so gut lief, sagt er: „Wut ist besser als Verzweiflung.“ Mit dieser Wut im Bauch machte er entscheidende 31 Punkte. Das Spiel endete 100:90 für den FC Bayern - Auswärtssieg, Platz 2 in der Liga.
Jonathan Wallace könnte auch ein Leichtathlet oder Fußballspieler sein. Mit einer Körpergröße von 1,83 Meter fällt er nicht sofort als Basketballspieler auf. Für Bauermann ist das aber nichts Ungewöhnliches: „Es gibt viele Spieler in der Pro A Serie, die knapp über 1,80 Meter groß sind“, sagt er. Außerdem müsse ein Aufbauspieler nicht groß sein: „Er kann ja über die Großen drüberwerfen“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Die Eingewöhnungszeit in München war für Wallace kurz. Mittlerweile hat er schon so viel von den Christkindl-Märkten gehört, dass er es kaum erwarten kann, dort einen Glühwein zu trinken. München passe zu ihm sehr gut. „Die Stadt Oldenburg war zwar auch nett, aber im Vergleich zu München gibts da noch Einiges zu tun“, sagt er mit einem Lächeln und fügt hinzu: „In München kann ich täglich Dinge entdecken, über die wir in der Schule immer nur gesprochen haben!“ Historische Schauplätze, weltberühmte Museen, der Englische Garten: Vielleicht findet er ja auf einer seiner Kulturtouren auch die ersehnte Freundin.
Hüseyin Ince