Bayerischer Sportpreis - Van Gaal rät Müller: Spiel mit Lisa!

MÜNCHEN - Noch nie wurden so viele Trophäen beim Bayerischen Sportpreis verliehen. Dazu gab es noch Tipps und Bekenntnisse in Sachen Liebe und seltsame Farbenspiele: Die Gala mit Seehofer gerät zu einem unterhaltsamen Abend.
Rote Turnschuhe. Ottfried Fischer. Ausgerechnet er. Ausgerechnet hier. Rot, Feindesfarbe. Fischer, der Blaue, der Sechzger, und dann noch unter lauter Schwarzen, bei der Sportpreis-Verleihung von Horst Seehofer.
Rot, blau, schwarz, lila, bunt ist der Abend auf der Messe Riem, unterhaltsamer als die meistender mühsamen Selbstbeweihräucherungsarien bei Ministerpräsidenten-Sportgalas der letzten Jahre.
25 Trophäen werden verliehen, mehr als je zuvor, dank der bayerischen Medaillenflut bei Olympia und Paralympia. Ottfried Fischer wird nicht geehrt. Er spricht. „Eigentlich wollte ich eine Laudatio halten auf den Deutschen Fußballmeister TSV 1860“, sagt Fischer, das sorgt für viele Lacher im Publikum. „Aber die bayerische Staatsregierung wollte mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Da sieht man mal, wie es in diesen Tagen schlecht bestellt ist um die CSU.“ Da lachen dann nicht mehr ganz so viele.
Lustig wird es wieder mit Felix Loch. Auf die Frage von Moderator Markus Othmer nach der „dramatischen Veränderung“ im Leben des Gold- Rodlers nach Olympia, sagt Loch: „Ja gut, ich hab’ a Freundin jetzt.“ Und: „Es ist stressiger geworden.“ Darauf sagt Georg Hackl, er habe schon vor dem ersten Olympiasieg eine Freundin gehabt. Der war den Stress schon gewohnt.
Mit Freund kommt Maria Riesch. Auch neu. Marcus Höfl. Ihr Manager – und mittlerweile auch ihr Verlobter. „Einen Hochzeitstermin haben wir aber noch nicht“, sagt sie. Statt großer Zukunftspläne gibt es auf der Leinwand einen Rückblick in die Vergangenheit. 2002. Rieschs erster Sportpreis. Köstlich. Beklemmende Stimmung, Albtraum- Atmosphäre. Die 17-jährige Maria, verlegen und aufgeregt wie zuletzt vor der Firmung, daneben der Ministerpräsident, so locker und entspannt wie ein nordkoreanischer Brigadekommandeur bei einer Ordensverleihung. Viel hat sich seitdem getan. Das Mädl aus Garmisch ist jetzt eine Frau von Welt. Und der Stoiber ist jetzt der Seehofer.
Auch Frank Wörndl ändert sich, der Slalom-Ex-Weltmeister mutiert mit den langen Haaren und dem noch zerfurchteren Gesicht immer mehr zum Alt-Rock’n’Roller. Bei seiner Laudatio zieht er sich eine runde Brille auf. In Lila. „Eigentlichwollte ich aussehen wie John Lennon“, sagt er. „Aber jetzt ist es eher Ozzy Osbourne.“ Passt eh besser zum schwarzem Anzug und zum Wochentag. Osbourne sang früher bei Black Sabbath.
Auch Haindling spielt. Leider nur: „Bayern, des samma mia.“ Dumpfes Umpfda. Viel besser, als sie Mitbringsel ihrer Kapstadt-Reise auspacken. Vuvuzelas! Niederbayerischsüdafrikanisches Crossover. Dazu laufen Bilder der WM. Von England. Capello, Rooney, Lampard. Die Musik passt. Trauermarsch in Moll.
Freudiger wird Fußball später. Sonderpreis für Thomas Müller. Der WM-Held ist schon mit Frau Lisa im Urlaub, wird darum auf Video eingespielt. Aufzeichnung vor ein paar Tagen an der Säbener Straße. In dem Clip hat Müller einen launigen Auftritt, Louis van Gaal einen großen. Bei der Überreichung des Plexiglas- Pokals sagt der Trainer unbescheiden: „Ich glaube, dass ich auch einen Beitrag dazu geleistet habe. Aber Sie haben das verdient. Gratuliere.“ Als Othmer nach Urlaubstipps für Müller fragt, empfiehlt van Gaal: „Mit Lisa ein bisschen spielen.“ Und nach weiteren Anweisungen (Tennis, Baden) sagt er: „Aber nicht zu viel.“ Müller lacht.
Ottfried Fischer lacht am Ende auch noch, Seehofer sagt als Antwort zum Anfang: „Ich hoffe, dass Ihr Sechzger noch in meiner Amtszeit das Double holt.“ Der Nebenmann in Reihe 5 unkt: „Dann regiert der Seehofer noch im23. Jahrhundert.“ Fischer beantwortet die Frage eines TV-Reporters, was Olympia 2018 München bringt: „Das Bier wird teurer, aber dafür gibt es mehr Wirtschaften.“ Dann begleitet er Partnerin Simone zum Rauchen vor die Tür. Mehr sagt er ned, der Möbelhauswerber. Der mit dem roten Schuh.
Florian Kinast
Alle Träger des Sportpreises 2010
PARALYMPICS:
Verena Bentele (5x Gold, Langlauf und Biathlon), Gerd Schönfelder (4x Gold Ski Alpin), Martin Braxenthaler (3x Gold, 1x Silber, Ski Alpin), Gerd Gradwohl (Bronze, Ski Alpin), Anna Schaffelhuber (Bronze, Ski Alpin)
OLYMPIA
Magdalena Neuner (2x Gold, 1x Silber, Biathlon) Maria Riesch ( 2x Gold, Ski Alpin), Evi Sachenbacher-Stehle (Gold, Silber Langlauf), Felix Loch (Gold, Rodeln), Viktoria Rebensburg (Gold, Ski Alpin), Anni Friesinger-Postma (Gold, Eisschnelllauf), Tobias Angerer (Silber, Langlauf), Michael Uhrmann (Silber, Skispringen), Michael Neumeier (Silber, Skispringen), Katrin Zeller (Silber, Langlauf), Miriam Gössner (Silber, Langlauf), Anja Huber (Bronze, Skeleton), Natalie Geisenberger (Bronze, Rodeln), Patric Leitner (Bronze, Rodeln), Alexander Resch (Bronze, Rodeln), Kati Wilhelm (Bronze, Biathlon), Martina Beck (Bronze, Biathlon), Johannes Rydzek (Bronze, Nordische Kombination)