Bauermanns FC-Bayern-Abrechnung: Hoeneß lügt!
"Komplette Lüge!": Dirk Bauermann ledert ein halbes Jahr nach seiner Entlassung als Trainer beim FC Bayern gegen Uli Hoeneß. Der Verein reagiert gelassen.
Vilnius/München – Dirk Bauermann hat lange geschwiegen. Seit dem 28. September 2012, als er vom FC Bayern entlassen wurde, hat der Basketball-Coach vermieden, auch nur eine Spitze zu setzen. Bis jetzt: Aus Vilnius in Lettland, wo er nun Rytas Vilnius trainiert, schießt Bauermann Giftpfeile nach Bayern.
Die Disziplinlosigkeiten in der Mannschaft, vor allem abseits des Parketts – von Präsident Uli Hoeneß als einer der maßgeblichen Gründe für die Entlassung genannt – seien eine „komplette Lüge“, sagte Bauermann nach Angaben litauischer Medien. Und erklärte zudem, zwischen Hoeneß und Sportdirektor Marko Pesic habe es einen Machtkampf gegeben, „und sie haben eine Lösung getroffen und mich entlassen“.
Was die Disziplinlosigkeiten betrifft, spricht nicht viel für Bauermanns Sicht der Dinge: Jared Homan etwa, feier-freudiger Farmerssohn aus Iowa, wurde unter Bauermann aufgrund einer Disco-Schlägerei bei der Polizei aktenkundig. Und während der Saisonvorbereitung, Mitte September, sorgten einige Bayern-Stars bei einem Auswärtstrip nach Berlin spät Nachts in einem Club für Unruhe. Wenig später wurde ein Teil der Mannschaft spät nachts in einer der Anlass entsprechenden Verfassung auf der Wiesn erwischt. Überhaupt feierten die Bayern gerne und ausgelassen, in der Münchner Basketball-Szene hatten sie den Ruf als Party-Truppe weg. Auch das ein oder andere Verkehrsdelikt ist überliefert. Uli Hoeneß persönlich sah sich gezwungen bei der Mannschaft lautstark vorzusprechen und den Spielern „Work and Discipline“ einzuschärfen. Seitdem ist Ruhe eingekehrt.
Was die Theorie des Machtkampfs zwischen Hoeneß und Pesic betrifft: Wie im Verein mit Angestellten verfahren wird, die sich mit den Bayern-Größen anlegen, ist nicht erst seit Louis van Gaal bekannt. Hätte Pesic tatsächlich die Auseinandersetzung mit dem Präsidenten gesucht – dann würde er jetzt nicht mehr für den Verein arbeiten. Zumal die Bayern nicht erst kurz vor der Saison 2012/13 anfingen, an Bauermann zu zweifeln: Schon während der langen Serie von Auswärtsniederlagen in der vergangenen Saison, kombiniert mit einer gewissen Beratungsresistenz (Hoeneß: „Realitätsferne“), begann Bauermann im Verein zu wackeln.
Die Bayern selbst reagieren, zwei Tage vor dem Pokalfinale in Berlin, einigermaßen gelassen: „Wir haben im Moment andere Themen, die uns beschäftigen“, sagt Marko Pesic. „Zudem befasse ich mich nur sehr selten mit der Vergangenheit.“ Beim Thema Machtkampf nimmt Pesic Bauermann sogar in Schutz: „Hier liegt möglicherweise ein Fehler in der Übersetzung vor. Vielleicht tun wir Dirk Unrecht.“
Indessen schwärmte Bauermann von seinem neuen Verein in Litauens Hauptstadt – weit weg von Hoeneß und dem FC Bayern: „Dieses kleine Land hat eine wunderbare Basketball-Tradition und eine Vielzahl großartiger Spieler. Ich fühle mich geehrt, hier zu sein.“