Bauermanns Doppelleben

„Mein Herz blutet”: Trotz Supercup und EM-Vorbereitung mit Superstar Nowitzki vermisst der Bundestrainer seinen FC Bayern
von  Julian Galinski

BAMBERG/MÜNCHEN Derzeit, so besagt es die Absprache zwischen dem deutschen Basketball-Bund und dem FC Bayern, ist Dirk Bauermann offiziell Bundes- und nicht Bayerntrainer. Er genießt damit auch das Privileg, mit NBA-Champion Dirk Nowitzki den besten Spieler der besten Basketballmannschaft der Welt zu trainieren. Gerade bereitet sich die Nationalmannschaft, mit Nowitzki und NBA-Kollege Chris Kaman, in Bamberg auf das erste Spiel des Supercups gegen Belgien (20.15 Uhr, Sport1 live) vor. „Die ersten Trainingseinheiten sind super gelaufen, Dirk und Chris machen einen sehr fitten Eindruck”, sagt Bauermann.


Bei dem Vorbereitungsturnier geht es um nicht weniger, als die Mannschaft für die Europameisterschaft in Litauen (31. August bis 18. September) in die bestmögliche Verfassung zu bringen – schließlich hängt auch die Qualifikation für Olympia 2012 in London maßgeblich von einer erfolgreichen EM ab. Eine bedeutsame Aufgabe also für Bauermann, zumal das Turnier in Litauen nach offiziellem Planungsstand sein letztes als Nationaltrainer sein wird.


Und dennoch plagt Bauermann das Heimweh nach der Säbener Straße, wo der FC Bayern sich seit dieser Woche auf die kommende BBL-Saison vorbereitet. „Mein Herz blutet, weil ich nicht dabei sein kann”, sagt Bauermann. Und das ist keinesfalls als Diskredition seiner Arbeit für den DBB zu verstehen – sondern schlichtweg als Liebeserklärung an München.
Dort haben Bauermanns Assistenztrainer bis zum Ende der Europameisterschaft das Sagen, der Grieche Yannis Christopoulos (zuletzt Cheftrainer in Zypern) und Ex-Nationalspieler Denis Wucherer (zuletzt U20-Bundestrainer). „Wir stehen täglich in Kontakt und tauschen uns am Telefon aus”, sagt Bauermann, „ich bin mir sicher, dass die beiden die Mannschaft hervorragend vorbereiten werden.”


Der Grieche gibt im Moment den Bauermann-Ersatz. „Er übernimmt den Part des Headcoaches, weil er dazu die richtige Ausstrahlung hat”, sagt Wucherer. Am 31. August wird sich die Mannschaft zum ersten Mal in einem Spiel der Öffentlichkeit präsentieren, gegen ProA-Aufsteiger Leitershofen/Stadtbergen. Wucherer ist zuversichtlich, dass sich die Mannschaft auch in Abwesenheit der vier Nationalspieler Steffen Hamann, Robin Benzing, Philipp Schwethelm und Jan Jagla in der Augsburger Vorstadt ordentlich präsentieren wird: „Wir haben eine großartige Mischung an Spielern und ein sehr professionelles Umfeld.”


Ein Schwerpunkt liegt darauf, den hochtalentierten US-Zugang Ben Hansbrough zu integrieren. Der College-Absolvent war noch nie zuvor länger im Ausland und muss sich an den europäischen Basketballstil gewöhnen. „Er wird das schnell hinkriegen”, sagt Wucherer, „er hat eine tadellose Einstellung.”


Während sich die Bayern bis zur Rückkehr der Nationalspieler mangels Personal mit den drei Trainings-Aushilfen Richard Ware, Stevan Lekic und Koko Archibong behelfen müssen, wird Bauermann vor der EM noch zwei Spieler aus dem Kader streichen. Die Chancen, dass es einen der vier Münchner trifft, sind gering. Schließlich sind sie allesamt Leistungsträger – und lindern zudem das Heimweh ihres Trainers.

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