Basketballer hoffen auf „bessere Zeiten“, Nowitzki und NBA-Talente

Der Euro-Fehlschlag als Investition in die Zukunft: Bei der Analyse des frühen EM-Aus der deutschen Basketballer fällt man ein mildes Urteil.
Florian Lütticke und Lars Reinefeld, dpa |
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Der Euro-Fehlschlag als Investition in die Zukunft: Bei der Analyse des frühen EM-Aus der deutschen Basketballer fällten die Verantwortlichen ein mildes Urteil. Der Verband baut voll auf Verstärkungen aus Übersee.

Ljubljana - In einer der düstersten Stunden des deutschen Basketballs malte Verbandspräsident Ingo Weiss schon wieder das Bild einer vermeintlich goldenen Zukunft mit Dirk Nowitzki und den NBA-Talenten. Trotz des Frusts über das erste EM-Vorrunden-Aus seit 18 Jahren planen die deutschen Korbjäger keinen Kurswechsel und setzen bei dem jungen Team auf den Lerneffekt aus dem enttäuschenden Turnier in Slowenien und baldige Verstärkungen.

„Ich habe die feste Überzeugung, dass wir bessere Zeiten erleben werden“, prophezeite Weiss. „Wir werden erhobenen Hauptes nach Deutschland fahren. In zwei, vier Jahren ist die Mannschaft nicht mehr so jung, dann müssen wir zeigen, dass wir es können.“ Dafür baut der Verband für kommendes Jahr in der EM-Qualifikation oder der WM-Teilnahme durch die Hintertür auf das Talente-Trio Dennis Schröder, Elias Harris und Tim Ohlbrecht aus der nordamerikanischen Profiliga.

„Ich gehe fest davon aus, nachdem ich mit allen persönlich gesprochen habe, dass die einfach Lust haben, dort zu spielen“, sagte Weiss bei der Turnier-Analyse am Tag nach der bitteren Pleite gegen das international zweitklassige Großbritannien. „Nächstes Jahr wird es eine ganz andere Mannschaft geben, die hier spielt“, avisierte Bundestrainer Frank Menz im 15. Stock des edlen Plaza-Teamhotels.

Mit Blick auf die erhoffte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 versprach Weiss zudem das spektakuläre Comeback des deutschen Superstars: „Wir alle werden Dirk Nowitzki mit Sicherheit noch einmal im Nationaltrikot sehen.“ Der Würzburger ließ eine Rückkehr weiter offen: „Ich habe immer gesagt, dass Olympia in Rio noch einmal reizvoll sein könnte. Ich habe auch jetzt die EM verfolgt, schade dass es nach dem tollen Spiel gegen Frankreich etwas bergab gegangen ist.“

Der Euro-Fehlschlag wurde als Investition in die Zukunft interpretiert. „Wir haben vier, fünf Spieler hier, die das Gesicht der Nationalmannschaft in den nächsten Jahren abbilden werden“, sagte Menz, der einen Vertrag bis 2016 besitzt und dem die Zwischenrunde schon vor der EM nicht als Pflicht auferlegt worden war. „Wenn sich die Last in Zukunft auf mehrere Schultern verteilt und nicht nur auf zwei, drei Spieler offensiv, dann werden wir zukünftig schon besser abschneiden.“

In drei bis vier Jahren soll die Entwicklung laut Menz abgeschlossen sein: „Dann haben wir selbst Spieler, die hier rausgehen mit breiter Brust und mit einem strahlenden Gesicht sich Freude, dass sie hier spielen können und nicht verängstigt sind.“ Wie ein Löwenvater stellte sich der Bundestrainer vor seine junge Auswahl. „Was die Mannschaft da leistet, ist gut“, lautete sein überraschendes Fazit für das 74:81 gegen die Briten, bei denen der deutsche Zweitligaspieler Myles Hesson eine tragende Rolle spielte.

Trotzdem sind die Argumente für den erhofften Aufschwung angesichts des Talente-Pools nicht von der Hand zu weisen. Zudem werden etablierte Kräfte wie Jan Jagla oder junge Bundesligaspieler wie Daniel Theis und Philipp Schwethelm wieder zur Verfügung stehen. Vor allem die NBA-Youngsters stimmen zuversichtlich – das Trio hatte diesen Sommer aufgrund der Saison-Vorbereitung auf die EM verzichtet. „Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen„, sagte Rekord-Nationalspieler Patrick Femerling dazu bei „Sport Bild Plus“ ähnlich wie zuvor schon der frühere Bundestrainer Svetislav Pesic. Es sollte „eine Ehre sein, sein Land zu repräsentieren.“

Am Ende bleibt von der EM in Slowenien das deutlich bittere Gefühl einer verpassten Chance für die „neue Generation“ (Weiss). Um den sportlich verpassten Sprung zur WM 2014 in Spanien doch noch zu schaffen, könnte nun eine von vier Wild Cards erworben werden. Neben einem potenten Geldgeber bräuchte es dafür auch das Plazet des Weltverbandes FIBA. Das würde es nur geben, wenn Deutschland mit einem attraktiven Team antreten würde.

Da auch große Märkte wie Russland, China oder die Türkei die Qualifikation verfehlt haben, zeigte sich Weiss zunächst zurückhaltend: „Es werden acht bis zehn Nationen um diese Wildcard kämpfen, da möchten wir natürlich keinen Stockfehler machen.“

Die Vorrunde bei einer Weltmeisterschaft sei einfacher zu spielen, als bei der Europameisterschaft, so Weiss. Doch alle Zukunftsüberlegungen vermochten das Team um Heiko Schaffartzik vor dem EM-Abschluss gegen Israel (17.45 Uhr/ARD) nicht aufzubauen. „In dieser Situation gibt es wirklich nichts, was uns trösten könnte“, sagte der Kapitän nach dem morgendlichen, letzten Training in Ljubljana. „Wir sind alle total niedergeschlagen und enttäuscht.“

 

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