Bartels: Das Bronze-Bärchen

Der Trainer findet ihn zu dick, doch Kugelstoßer Ralf Bartels holt die erste Medaille für den DLV.
BERLIN Sein Trainer hält ihn für zu dick. „Wie ein Bärchen“ wirke Ralf Bartels zwischen all den anderen Kugelstoßern, meint sein Trainer Gerald Bergmann.
Doch den Kampf gegen die überflüssigen Pfunde bei seinem Schützling dürfte Bergmann spätestens jetzt verloren haben. Denn Bartels ist erfolgreich. Trotz – oder gerade wegen? – seiner rund 140 Kilo Wettkampfgewicht. Am Samstag holte Bartels zum Auftakt der Leichtathletik-WM in Berlin die erste Medaille für Deutschland. Im dritten Durchgang stieß Bartels, der unmittelbar vor dem Wettkampf nach Aussage seines Trainers noch „gut gegessen“ hatte, seine Kugel auf 21, 37 Meter. Persönlicher Rekord und Bronze für den 31-jährigen Neubrandenburger. „Ich fühle mich großartig. Insgeheim hatte ich von einer Medaille geträumt“, sagte Bartels, der den Erfolg wie ein Michelin-Männchen auf- und abhüpfend gefeiert hatte. „Ich hoffe, ein Ruck geht durch die Mannschaft, dass Unmögliches eben doch möglich ist“, meinte er. „Den Erfolg habe ich vor allem diesem fantastischem Publikum zu verdanken“, sagte Bartels noch, der im deutschen Team äußerst beliebt ist und als Stimmungskanone gilt. Nur mit seinem Trainer ist sich der Sportsoldat nicht immer grün. „Einige sprechen sogar von einer Hassliebe“, gibt Bartels zu.
Doch die Zusammenarbeit ist erfolgreich, äußerst erfolgreich. 2006 hatte er bereits den EM-Titel gewonnen, 2005 in Helsinki seine erste Bronzemedaille bei einer Weltmeisterschaft. Bei der Heim-EM 2002 in München holte er ebenfalls Bronze. Olympia letztes Jahr verpasste er, weil er sich kurz vor den Spielen bei einem Sprint verletzt hatte. Wobei: „Ralf Bartels und Sprint – also Sprint sieht anders aus“, wie Trainer Bergmann am Samstag zynisch anmerkte.
Bartels großes Ziel ist jetzt Olympia 2012 in London. Und vielleicht wird dort ja aus dem Bronzebärchen sogar ein Goldbärchen.