"Bald wird BMW siegen"

Der 30-Jährige fährt seit 2000 in der Formel 1. Dieses Jahr möchte Nick Heidfeld mit seinem BMW seinen ersten Formel-1-Sieg feiern. Der Mönchengladbacher im AZ-Interview über das Duell mit Rosberg und die Probleme mit der Trinkflasche.
AZ: Herr Heidfeld, Sie wirken gar nicht euphorisch. Sind Sie nicht glücklich über Platz 2?
NICK HEIDFELD: Oh doch, sogar sehr glücklich. Platz zwei beim ersten Saisonrennen – das ist wunderbar. Ich habe ja den Start ziemlich verhauen, da dachte ich noch, dass das heute ganz schwer werden würde. Mein Glück war, dass Nico Rosberg vor mir schneller war als ich dachte. Dadurch habe ich hinter ihm nicht viel Zeit verloren. Und dann habe ich ihn in der Box stehen gelassen. Das war schon ziemlich gut.
Rosberg hat Sie kritisiert. Er behauptet, Sie hätten ihn in der Boxengasse abgedrängt.
Nico muss sich klar machen, dass wir da besser waren als er. Zuerst habe ich ihm bei der Boxeneinfahrt ein paar Meter abgenommen, dann hat meine Crew einfach schneller gearbeitet als seine. Ich habe ihm sogar noch Platz gelassen. Das war kein Foul. Vielleicht muss er ja erst noch lernen, wie die Sitten vorne im Feld sind.
Dürfen wir uns jetzt auf ein neues Dauer-Duell Rosberg- Heidfeld Freude oder orientieren sie sich weiter nach oben?
Nach den Vortests sah es nicht so aus, als ob wir vorne mit McLaren-Mercedes und Ferrari mithalten könnten. Jetzt sehe ich das anders. BMW wird bald siegen. Die Lücke zu McLaren und Ferrari ist überraschenderweise ziemlich klein. Was Williams und Nico angeht: Die sind gut, aber ich gucke nach vorne, weniger nach hinten.
Wo fehlt denn dem BMW noch Speed?
Auf den Geraden, und – bei Wind – auch in den Kurven. Aber wir haben die Balance des Autos in den vergangenen Wochen schon super verbessert. Unsere Entwicklungskurve verläuft steiler als bei den anderen. Die ist noch nicht so abgeflacht. Wir haben mehr Luft nach oben als die anderen.
Nächstes Wochenende fahren Sie in Malaysia, wieder so ein Sauna-Rennen. Ist das ein Problem für Sie? Immerhin sind Sie schon 30.
Sehr witzig, vielen Dank. Nein, im Ernst: Als ich in Melbourne vor dem Rennen durchs Fahrerlager ging, dachte ich: ’Oh Gott, das wird eine Katastrophe.’ Und dann konnte ich während des Rennens kaum was trinken. Wir haben vor dem Rennen meinen Trinkschlauch im Auto neu verlegt. Blöderweise an eine Stelle, an der es so heiß war, dass mein Wasser zum Kochen gebracht worden ist. Das war nicht gerade hilfreich.
Aber trinken können Sie doch jetzt.
Die Ingenieure trinken ja schon fleißig Bier. Ich hoffe, sie heben mir ein paar Flaschen auf. Danach muss ich mit meiner Familie zum Flughafen. Meine Freundin und die zwei Kinder fliegen wieder nach Hause in die Schweiz.
Und Sie?
Für mich geht es auch gleich weiter, ich habe in Malaysia ein paar Sponsoren-Termine zu erledigen.
War das der Auftakt zu Ihrer besten Saison?
Das hoffe ich jetzt. Es sieht ganz danach aus.
Interview: Peter Hesseler