"Bahrain ist einer der gefährlichsten Orte"

Die Lage vor dem Formel-1-Rennen bleibt weiter bedrohlich: Nahe des Force-India-Busses explodiert ein Molotow-Cocktail, ein Teammitglied reist ab. Die Regierung wittert eine Kampagne.
von  tbc

Die Lage vor dem Formel-1-Rennen bleibt weiter bedrohlich: Nahe des Force-India-Busses explodiert ein Molotow-Cocktail, ein Teammitglied reist ab. Die Regierung jedoch wittert eine Kampagne

BAHRAIN Zynismus ist, wenn der Spott nicht mehr lustig ist. Zynismus ist das Plakat, mit dem die Formel 1 das umstrittene Rennen im Unruhestaat Bahrain bewirbt: „The battle begins - Die Schlacht beginnt” steht da allen Ernstes. Was für ein Trauerspiel.

Ein lebensgefährliches noch dazu: Vier Mechaniker des Force-India-Teams wurden am Donnerstag auf dem Rückweg von der Strecke in Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften verwickelt, als in der Hauptstadt Manama nahe ihres Busses ein Molotow-Cocktail explodierte. Ein Mitarbeiter des Teams trat aus Angst um sein Leben prompt die Heimreise an. Wegen Sicherheitsbedenken sagte das deutsche MRS-Team seinen Start ab und nimmt nicht wie geplant am Porsche-Supercup teil, der zum Rahmenprogramm des Grand Prix gehört.

Der Strecken-Chef sagte: „Das war unglückliches Timing. Auf sie wurde nicht bewusst gezielt, sondern sie waren zufällig dort. Man kann überall auf der Welt in Ausschreitungen oder einen Zwischenfall geraten.” Noch so ein Zyniker. Bahrains britischer Polizei-Berater meinte dagegen: „Wir können keine völlige Sicherheit garantieren. Ich wäre ein Narr, so etwas zu sagen.”

Und die Fahrer? Halten sich bedeckt, marschieren wie Sebastian Vettel die Strecke ab. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg meinte zu dem Molotow-Anschlag: „Es ist falsch, dass so etwas passiert. Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren.” Um die Situation in Bahrain könne man sich nicht „allzu viel kümmern - und etwas ändern können wir sowieso nicht”.

Der Zorn der Regime-Kritiker über das Festhalten am Bahrain-Gastspiel ist ungebrochen. „Wir protestieren, um der Formel 1 unseren Ärger zu zeigen, dass sie das Rennen hier veranstalten”, sagte Menschenrechtler Nabeel Rajab vom „Bahrain Centre for Human Rights”. Der Menschenrechtsausschuss des Bundestags hat derweil scharfe Kritik am Grand Prix in Bahrain geübt. Das Rennen sei ein Skandal und finde „auf Kosten der Menschenrechte und auf dem Rücken der bahrainischen Menschenrechtsaktivisten” statt, sagte der Ausschussvorsitzende Tom Koenigs (Grüne). In Bahrain seien exzessive Gewalt gegen Demonstranten, Unterdrückung der Opposition, willkürliche Festnahmen und Folter an der Tagesordnung. In solch einem Staat dürfe kein sportliches Großereignis stattfinden. Zuvor hatte auch schon Amnesty International den Austragungsort scharf verurteilt.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat in einem Offenen Brief an Bahrains Staatsoberhaupt die Situation von Journalisten im Golfstaat angeprangert. „Bahrain ist einer der gefährlichsten Orte für Journalisten weltweit. Reporter ohne Grenzen zählt den König von Bahrain zu den Feinden der Pressefreiheit”. 

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