Back for Gold: Der neue, alte Ahonen

Er hatte bereits seine Biographie geschrieben, doch nun kehrt die Skisprung-Legende zurück – um Olympia-Gold zu holen. Plötzlich kann er lachen, überrascht mit seiner Kritik am Magerwahn und belegt beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf Platz zwei.
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Präsentiert sein Buch: Janne Ahonen.
AP Präsentiert sein Buch: Janne Ahonen.

Er hatte bereits seine Biographie geschrieben, doch nun kehrt die Skisprung-Legende zurück – um Olympia-Gold zu holen. Plötzlich kann er lachen, überrascht mit seiner Kritik am Magerwahn und belegt beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf Platz zwei.

OBERSTDORF Und dann geschah es doch. Das Unglaubliche. Würde Felix Neureuther eine Karriere als Skispringer verkünden, um endlich einen Weltcup-Sieg zu feiern, würden sie die Vierschanzentournee künftig in Kirgisien und Kasachstan austragen und hätten sie das Neujahrsspringen auf Karfreitag verlegt, all das wäre nicht so unfassbar gewesen, wie das, was im Kurhaus von Oberstdorf passierte.

Janne Ahonen lachte.

Das tat er früher nie, aber bei Finnlands Skisprung-Idol ist eh vieles anders geworden, bei seiner Rückkehr zur Springer-Tournee.

Fünfmal hatte er die Gesamtwertung gewonnen, so oft wie sonst kein anderer. Im März 2008 trat er dann zurück, er fuhr danach Dragster-Rennen und kümmerte sich um seine Frau Monica und seine beiden Buben Mico und Milo.

Und dann packte er aus. So wenig, wie er zu seiner Glanzzeit als Springer sagte, so mitteilsam war er dann in diesem Jahr. In seiner Biographie „Königsadler“. Beim Schreiben des Buches, so sagte er, habe er noch nicht geahnt, dass er Ende Dezember doch wieder als Skispringer in Oberstdorf sitzen würde. Dass ihn das fehlende Olympia-Gold doch so sehr wurmte, dass er sich zu seinem Comeback entschied, um sich im Februar in Vancouver seinen Traum zu erfüllen. „Hätte ich gewusst, dass ich wieder springe“, sagte Ahonen jetzt, „dann hätte ich manches nicht geschrieben.“ Aus Angst, es sich mit den Kollegen zu verderben.

Vor allem die Sache mit dem Magerwahn. Denn detailliert beschreibt Ahonen, wie er sich herunterhungerte, täglich nur noch 200 Kalorien zu sich nahm, um noch leichter zu werden, um damit noch weiter durch die Luft zu segeln. Wenn es etwas zu essen gab, dann war es Müsli am Morgen und am Abend, dazu fettfreier Joghurt oder Quark und am besten noch eine Handvoll Tonalin-Kapseln. Die reduzieren das körpereigene Fett und erhalten gleichzeitig die Muskelmasse.

Ahonen selbst meinte in Oberstdorf, dass seine Methode nicht typisch sei für die Essgewohnheiten im Skisprung. „Bei mir ist es extremer“, sagte er. „Ich habe einfach schwere Knochen.“ Aber das klang schon sehr nach einem halbseidenen Dementi. Um es sich mit den Kollegen nicht zu verderben.

Mehr Heiterkeit als Unmut löste übrigens noch Ahonens Suff-Episode aus dem Buch aus. Als er schrieb, dass er im März 2005 in Planica mit seinem Kumpel Risto Jussilainen 24 Dosen Bier leerte, tags darauf 240 Meter weit flog, so weit wie kein Mensch vor ihm. Dabei stürzte er aber bei der Landung, brach sich eine Rippe, nur ins Krankenhaus ließ er sich nicht fahren. Aus Angst, die Ärzte könnten dort noch den Restalkohol in seinem Blut finden.

Eine Anekdote, die Ahonens alter Kollege Andi Goldberger eher als Fliegerlatein abtut. „So a Schmäh“, schmunzelte der Österreicher, „mit soviel Alkohol, da hätt’ ich ja nicht amal mehr die Schanze gefunden.“

Mit dem Zurechtfinden auf den Schanzen hat sich auch Ahonen Anfang der Saison schwer getan. Bei der Qualifikation zum Auftaktspringen kam er auf Platz 33, im Weltcup liegt er auf Platz 15. Doch beim Springen überraschte Ahonen mit Platz zwei hinter dem Österreicher Kofler.

Bei der Buchpräsentation, der dann noch eine Autogrammstunde folgte. Ahonen saß am Eingang des Kurhauses, umringt von hunderten Fans, denen er seine Biographie signierte. Viele Menschen waren glücklich. „Janne, ich habe sie immer bewundert“, sagte eine glückselige Mittfünfzigerin, die sich dann noch mit ihm Arm in Arm ablichten ließ. Die Frau strahlte glückselig. Ahonen verzog keine Miene. Zumindest da war er wieder ganz der Alte.

Florian Kinast

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