AZ-Olympia-Bilanz zum Wochenende - Thank you!

LONDON Klar ist: Beginn (20.30 Uhr) und Ende (Mitternacht). Außerdem fix: das London Symphony Orchestra und George Michael. Wer sonst bei der Abschlussfeier auftritt, ist geheim. Die Spice Girls? Madness? Paul McCartney? Die Rocker von Queen? Oder lässt Annie Lennox die Eurythmics auferstehen? Wie auch immer: Sonntagnacht sind die 30.Olympischen Spiele Vergangenheit. Ein Rückblick:
Die Royals: Die Debatte um die Abschaffung der Monarchie wird schon lange geführt. Doch wer William, Kate und Harry beim Jubeln zusah, muss sich nicht wundern, dass „GB“ so oft Gold holte. Sympathisch, erden- und bürgernah kamen die Royals rüber, vom sagenhaften Auftritt der Queen als Bond-Girl bei der Eröffnungsfeier ganz abgesehen. Auch Enkelin Zara Phillips machte als Amazone eine prima Figur. Da konnte selbst der exotische Bürgermeister Boris Johnson mit seiner Drahtseil-Einlage nicht mithalten.
Die Stadt: Das Klischee vom ewigen Londoner Schnürlregen traf die Sportler selten. Meist sorgte eine gut gelaunte Sommersonne für ebensolche Bilder. Einen besseren Platz für Beachvolleyball als die Horse Guards Parade hätte man nicht finden können. Malerischer als im Hyde Park kann man nicht Freiwasserschwimmen. Dekorativer reiten als im Greenwich Park geht nicht. Und Radler, Triathleten und Marathonläufer bekamen die Sightseeing-Tour gratis.
Der Bolt: Es wurde die erwartet sensationelle Show. Man mag von dem schnellen Jamaikaner halten, was man will, unterhaltsam ist Usain Bolt allemal: „Tragt es hinaus in die Welt und sonnt euch in meinem Glanz!“ Zumal er sich erstmals tatsächlich anstrengen musste, um hinterher seine Mätzchen machen zu können: Liegstütz auf der Bahn, schwedische Handballerinnen auf dem Zimmer...
Der Harting: Die Geschichte mit dem dritten Gold innerhalb von 365 Tagen war ja schon klasse, aber dass Robert Harting dann auf dem „Traumschiff“ so wild feierte, dass er morgens um fünf nicht ins Olympische Dorf kam, verdient schon einen Platz in der Top-Liste. Lob auch dafür, dass der Diskus-Riese offene Worte für das deutsche Funktionärswesen fand. Einer muss es ja machen – er macht’s.
Die deutschen Boote: Ambitioniert kann man die Medaillenvorgabe des DOSB durchaus nennen. Was würden die Damen und Herren bloß tun, wenn es nicht Ruderer, Kanuten und Kajakfahrer gäbe? Wahrscheinlich würden sie nachbestellen. Verlässlich und in rauen Mengen sammelten die Männer und Frauen mit den kräftigen Armen olympisches Edelmetall, so dass Kasachstan im Medaillenspiegel endlich das Nachsehen hatte.
Die Sorgenkinder: Keine Witze über abgesoffene Schwimmer, versprochen! Aber was Britta Steffen, Paul Biedermann und Co. ins Wasser zauberten, riss niemanden vom Hocker, von den Deibler-Brüdern und Langstreckler Lurz mal abgesehen. Auch Gewichtheber Matthias Steiner, mit seinen 196 Kilo Eisen im Nacken, sorgte für weniger werbewirksame Bilder. Deutsche Läufer und Springer? Fern aller Endläufe. Mannschaftssportler? Quasi unsichtbar, bis auf Beachvolleyballer und Hockeyspieler. Traurig, traurig. Und über das Kommunikationsdesaster in der Causa Drygalla: kein Wort mehr!
Die Zicken: Vor den Spielen waren Ariane Friedrich und Imke Duplitzer durchaus präsent: mit großer Klappe. Danach wurde es noch peinlicher: Genöle und Gemeckere statt Leistung. Gold wäre schon drin gewesen: mit Schweigen.
Das Kampfgericht: Schlimmer hätte es Lilli Schwarzkopf nicht treffen können: persönliche Bestleistung im Siebenkampf, Silbermedaille nach zwei höllenharten Tagen – und dann wird sie am Ende aller Qualen disqualifiziert, völlig zu Unrecht. Die Kampfrichter hatten sie schlicht verwechselt. Auch prima die Offiziellen, die beim Stabhochsprung der Frauen ständig mitten in die Bahn liefen. Unerreicht aber ihre Kollegen vom Degen-Fechten, die im Halbfinale sehr lange brauchten, bis Britta Heidemann endlich als Siegerin feststand. Aber sonst war es schön mit dir, Olympia. Thank you very much! See you in Rio!