AZ-Kommentar zur FIA-Reaktion auf den Wut-Rempler von Sebastian Vettel
Der Wut-Rempler von Baku: Das sagt AZ-Sportchef Matthias Kerber über das (Nicht-)Urteil gegen den deutschen Ferrari-Star Sebastian Vettel.
Kaum ein Angeklagter, der vor Gericht nicht Worte der Reue findet, die schon fast an Selbstkasteiung grenzen, die ein schier unglaubliches Ausmaß an Einsicht dokumentieren.
Denn egal, wie machohaft, dummdreist, durchtrieben, verantwortungslos man seine Tat begangen, sich danach noch im Glanze der Selbstgerechtigkeit gesonnt hat, im Angesicht einer drohenden Strafe will man doch lieber nicht die Konsequenzen für sein Handeln in voller Härte tragen.
Also wird der Entschuldigungsmotor angeworfen, der vorformulierte Statements voller (Un-)Ehrlichkeit und (Un-)Glaubwürdigkeit produziert. Sebastian Vettel, der Rambo-Pilot von Baku, ist da nicht anders. Der Quadruple-Weltmeister entschuldigt sich also öffentlich, findet es plötzlich furchtbar, dass er seiner Vorbild-Funktion nicht gerecht geworden ist und gelobt Besserung auf alle Ewigkeit.
Die FIA, der Weltverband, verzichtet bei so viele Selbstanklage im Sinne des Resozialisierungsgedankens natürlich umgehend auf eine weitere Bestrafung, etwa eine Sperre, für Vettel - immerhin Wiederholungstäter, wenn es um Ausraster geht - und dessen Absichtsrempler gegen Lewis Hamilton. Entschuldigung und (Nicht-)Bestrafung sind schiere Heuchelei.
Und ein Urteil der Feigheit.
Wer sein Auto als Waffe einsetzt, wie es Vettel getan hat, dem gehören die Grenzen aufgezeigt, die er selber nicht zu kennen scheint. Die FIA hatte nicht den Mut, durch eine Sperre aktiv in den WM-Kampf einzugreifen und damit den eigenen Charakter (oder den Mangel daran) offenbart.
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