AZ-Interview: So trauert Sigi Renz um Rad-Star Andreas Kappes

Sixdays-Legende Sigi Renz spricht in der AZ über Andreas Kappes, der mit 52 Jahren nach einem Insektenstich verstorben ist.
Interview: Matthias Kerber |
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Anno 2007: Andreas Kappes (links) und Sigi Renz.
Rauchensteiner/Augenklick Anno 2007: Andreas Kappes (links) und Sigi Renz.

Die Münchner Sixdays- Legende war von 1981 bis 2009 der sportliche Leiter des Münchner Sechstage-Rennens, das Andreas Kappes drei Mal gewann (1989, 1991, 1999).

AZ: Herr Renz, am Dienstag ist Andreas Kappes mit nur 52 Jahren nach einem allergischen Schock auf einen Insektenstich verstorben. Sie, der über Jahrzehnte der sportliche Leiter des Münchner Sechstage-Rennens waren, kannten Kappes, der dort drei Mal gewonnen hat, sehr gut.
SIGI RENZ: Das stimmt. Ich habe eine Nachricht über WhatsApp erhalten und konnte es erst gar nicht glauben. Das war ein Schock. Mit 52 Jahren an einem Insektenstich zu sterben, das ist tragisch. Aber die Insekten werden durch die ganzen Pestizide im Boden immer giftiger, hat man das Gefühl. Ich habe selber einmal in Afrika eine Wespe, die in den Pool gefallen war, mit der Hand aus dem Wasser werfen wollen, da hat sie mich gestochen. Zwei Stunden später war mein Arm doppelt so dick und ich musste sofort Medikamente nehmen.

Was sind Ihre ersten Gedanken, wenn Sie an Andreas Kappes denken?
Dass er einer der Großen des deutschen Radsports war. Er war nicht der ganz große Bergfahrer, aber er war immer für einen Etappensieg gut. Ich erinnere mich, dass ich öfter mit einem Kollegen zur Tour de France gefahren bin, in der Hoffnung, dass wir einen Etappensieg von Andy miterleben, leider hat es nie geklappt. Aber es ist sicher so, dass er nach Rolf Wolfshohl, Rudi Altig, Didi Thurau und einigen anderen der nächste deutsche Radstar war. Er hätte vielleicht in seiner Karriere noch mehr erreichen können, wenn er sich mehr auf die Straße konzentriert hätte und weniger auf der Bahn gefahren wäre.

Renz über Kappes: "Ein herausragender Radfahrer"

Und das sagen Sie, die Münchner Sixdays-Legende?
Das war bei mir in meiner aktiven Karriere ja auch nicht anders. Ich war ja auf der Straße auch nicht gerade schlecht. Aber damals war es eben so, dass man das große Geld nicht auf der Straße gemacht hat, sondern auf der Bahn. Alle großen Radstars sind im Winter auf die Bahn, um das Geld zu verdienen. Aber beides zu machen, ist eben nicht einfach. Kappes war aber sowohl auf der Straße als auch der Bahn ein wirklich ausgezeichneter Rennfahrer. Da war er wirklich eine absolute Ausnahme.

Kappes galt aber auch als sehr schwieriger Charakter.
Er war nicht immer einfach, es war schon so, dass er zu seiner aktiven Zeit einen gewissen Hang zu Allüren hatte, das stimmt. Es gab schon so ein paar Sachen, wo man sich fragte: Was ist jetzt in ihn gefahren? Wo man nicht wusste: Was ist jetzt in seinem Kopf los? Aber das ist bei vielen Sportlern so, die in jungen Jahren gleich wahnsinnig viel Erfolg haben. Es ist nicht leicht, das zu verarbeiten und in Perspektive zu setzen. Da gibt es viele Beispiele im Sport.

Wer fällt Ihnen da speziell ein?
Nehmen Sie etwa den Lewis Hamilton in der Formel 1. Als der Hamilton angefangen hat, war ich ein richtiger Fan von ihm, aber dann hat er das Spinnen angefangen. Der hat so viele Allüren, dass ich mich jetzt Freude, wenn der Sebastian Vettel gewinnt. Aber alles in allem habe ich mich mit Kappes in all den Jahren sehr gut verstanden, es ist nie etwas vorgefallen, was man sich nachgetragen hätte. Er war ein herausragender Radfahrer, vor dem ich sehr viel Respekt hatte. Ich finde es wirklich sehr traurig, dass ein junger Mann so früh von uns gehen musste. Ich werde ihn und unsere gemeinsamen Zeiten auf jeden Fall in Erinnerung behalten.

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