AZ-Interview mit Yannick Hanfmann: "Mit mir sprechen die Schiedsrichter lauter"

Der schwerhörige Tennisprofi Yannick Hanfmann ist einer der Favoriten beim Turnier in Ismaning. Mit der AZ spricht er über seine Zeit am College, seinen Einsatz im Davis Cup und Teamchef Boris Becker.
T. Becker |
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Tennisspieler Yannick Hanfmann ist von Geburt an schwerhörig - das macht ihm aber wenig aus.
Rauchensteiner / Augenklick Tennisspieler Yannick Hanfmann ist von Geburt an schwerhörig - das macht ihm aber wenig aus.

Ismaning - Der 25 Jahre alte Davis-Cup-Spieler trainiert in Oberhaching und ist beim ATP-Challenger "Wolffkran Open" in Ismaning, wo er heute im Viertelfinale antritt, an Nummer drei gesetzt. Er ist von Geburt an schwerhörig.

AZ: Herr Hanfmann, mit Boris Becker nahmen Sie an einer Podiumsdiskussion zur Zukunft des deutschen Tennis teil. Wie groß ist Boris Becker für Sie? Live auf dem Court haben Sie ihn ja nicht erlebt...
YANNICK HANFMANN: Ein paar Highlights seiner Karriere habe ich mir auf Youtube angeschaut. Den Becker-Hype habe ich über meine Eltern mitbekommen, die beide Tennis spielen. Die fanden das super, als sie gehört haben, dass Boris auch zum Davis-Cup-Spiel nach Portugal kommt. Meine Eltern fanden das noch mal eine Ecke cooler als ich.

Sie im Davis Cup: Das hätten Sie sich nicht träumen lassen, oder? Vor einem Jahr standen Sie in der Weltrangliste irgendwo bei 350.
2017 war mein bestes Jahr, ein besonderes Jahr. So was hätte ich nie erwarten können. Ich freue mich natürlich, dass ich jetzt mehr Turniere auf ATP- und Challenger-Ebene spielen kann. Das macht alles sehr viel Spaß. Dass das alles so gekommen ist, ist ein Traum. Mein Ziel sind jetzt die Top 100.

Vor 2015 haben Sie vier Jahre in den USA auf dem College gespielt – ein ungewöhnlicher Weg Richtung Weltrangliste. Würden Sie diesen harten Weg wieder einschlagen?
Absolut. Ich würde alles wieder genauso machen, wie ich es gemacht habe. Im Endeffekt bin ich der, der ich bin, weil ich das gemacht habe, was ich gemacht habe. Klar gibt es in diesem College-System Unterschiede. Mit ein bisschen Pech hätte ich auch auf einer anderen Uni landen können, vielleicht bei einem Trainer, der mich nicht so gut fördert. Auch am College gibt es keine Garantie, dass es funktioniert. Aber ich habe dort viel über mich selbst rausgefunden. Man ist neben dem Tennis noch in einem anderen Leben, wodurch ich viele neue Perspektiven kennen gelernt habe und interessiere mich jetzt für Dinge, für die ich mich vorher nicht interessiert habe.

Zum Beispiel?
Politik. Hier in der Schule war Politik nichts für mich, aber auf dem College habe ich ein paar coole Fächer entdeckt, die ich mir gerne anhören wollte, International Relations zum Beispiel. Jetzt lese ich neben dem Tennis viele Bücher zu diesem Thema. Die Tennis-Welt ist ja sehr eng, es geht immer nur um den Sport, und da ist es ganz schön, wenn man nebenher noch was anderes hat.

Sie sind in L.A. an der University of Southern California gelandet. Wieso gerade da?
Als ich die einmal besucht hatte, wollte ich genau da hin. Ich hatte noch Angebote von anderen Unis, bin mit meinem Vater eine Woche rumgereist und habe sozusagen vorgespielt: Ohio State, UCLA in Los Angeles und eben USC. Das war eine tolle Zeit.

Trotz widriger Umstände: Wegen eines verwachsenen Knochens im Ohr, geerbt vom Vater, sind Sie von Geburt an schwerhörig, trugen in der Schule ein Hörgerät, auf dem Platz jedoch nicht. Wie sehr beeinträchtigt Sie das?
Ich höre genug, um am normalen Leben teilzunehmen, verstehe auch viel über Lippenlesen. Beim Tennis bin ich aber kaum eingeschränkt, sage meistens den Schiedsrichtern vorher Bescheid, und dann sprechen die etwas lauter.

Lesen Sie hier: "Garantie gibt es nicht" - Becker: "Für Zverev wird die Luft dünner"

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