Interview

AZ-Interview mit Lukas Dauser: "Ich bin jetzt wieder Feuer und Flamme"

Drei große Meisterschaften stehen für Lukas Dauser, ausgebildet beim TSV Unterhaching, an. Der Turner spricht in der AZ über seine Form, das Olympia-Loch - und über Sorgen als Privatmann und Soldat.
von  Martin Wimösterer
Lukas Dauser
Lukas Dauser © picture alliance/dpa

AZ-Interview mit Lukas Dauser: Für den Olympia-Zweiten von Tokio (28), der beim TSV Unterhaching groß wurde, stehen drei wichtige Turniere an.

AZ: Für viele Bayern läuft derzeit die Ferienzeit, während Lukas Dauser, 28, aus Glonn im Landkreis Ebersberg. . .
LUKAS DAUSER: (lacht) Ich bin gerade mitten in den Belastungswochen. Wir haben viele, viele Trainingseinheiten, um uns auf das vorzubereiten, was für uns nun ansteht.

Und das ist nicht wenig.
Einen kleinen Startschuss hatten wir schon mit der Bundesliga. Ende Juni stehen in Berlin dann im Rahmen von "Die Finals" die deutschen Meisterschaften als erstes Highlight an. Dann geht es schnurstracks in Richtung European Championships in München. Im Juli läuft dafür die erste Quali und Anfang August die zweite.

"Multisport-Veranstaltungen finde ich super"

Das sind zwei Meisterschaften mit vielen Sportarten. Wie finden Sie solche Events?
Multisport-Veranstaltungen finde ich super. Erstens ist es ein tolles Gefühl, mit anderen Sportarten zusammen einen Höhepunkt zum gleichen Zeitpunkt und Ort zu haben, vielleicht auch in Austausch mit anderen Sportlern zu kommen. Außerdem bekommen damit auch Randsportarten mal die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Für uns Turner steht im Oktober dann noch die Weltmeisterschaft in Liverpool an. Die für uns auch wichtig ist, weil die besten drei Teams schon für Paris 2024 qualifiziert sind. Man muss zumindest unter die besten 24 Mannschaften kommen, um sich für das Folgejahr zu qualifizieren.

Das sollte machbar sein, oder?
Ja, das denke ich auch, aber wir nehmen die Sache ernst.

Was ist Ihr Ziel bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin - Ihr sechstes Gold?
Ich bin keiner, der viel über Medaillen und Titel spricht. Ich möchte meine bestmögliche Leistung bringen. Und wenn ich die bringe, weiß ich, dass ich ganz vorne mitmischen kann. Es gibt allerdings auch starke Konkurrenten. Es sind auch welche nachgekommen. Nach Olympia. . .

Sie gewannen in Tokio Silber am Barren.
. . .war ein Loch, in das ich gefallen bin. Das ist normal. Ich bin in die Halle gegangen und habe trainiert, aber ich war nicht mehr mit dem Feuer dabei. Das hat sich auch ins neue Jahr gezogen. Doch spätestens seit Ostern bin ich wieder Feuer und Flamme. Ich würde auch sagen: Mein Leistungsstand ist für den Zeitpunkt der Saison gut.

"Turnen ist mit die härteste Sportart der Welt"

Sie hatten sich im Herbst eine Verletzung zugezogen. Ist sie noch hinderlich am Gerät?
So ein bisschen schmerzt die Schulter noch bei einzelnen Elementen. Es ist aber nicht so, dass sie mich vom Trainieren abhält. Alles in Ordnung.

Weltklasseturner vor drei Turnieren: Lukas Dauser.
Weltklasseturner vor drei Turnieren: Lukas Dauser. © picture alliance/dpa

Ihr Kollege Marcel Nguyen kämpft sich nach schweren Verletzungen zurück. Täuscht der Eindruck, oder sind die Turner besonders hart im Nehmen?
Ja, dem kann ich zu 100 Prozent zustimmen. Turnen ist mit die härteste Sportart der Welt. Es gibt keinen Tag, an dem man keine Schmerzen hat. Ich will nicht schmälern, dass es auch in anderen Sportarten hart zur Sache geht. Aber im Turnen hat man auf seinem gesamten Körper täglich eine enorme Belastung und ist dazu auch sehr trainingsintensiv.

Im August steigen die European Championships in München, dort ermitteln unter anderen Sportarten die Turner ihre Europameister. Haben Sie schon mal im Olympiapark geturnt?
Ja und zwar hatten wir vor einem Jahr dort die zweite Olympia-Qualifikation. Im Alter von etwa neun Jahren war ich auch schon mit dem TSV Unterhaching, meinem Heimatverein, für einen Schaukampf dort. Das hat Spaß gemacht.

Die Voraussetzungen haben sich inzwischen geändert.
Ja, das kann man sagen. (lacht)

"Man macht sich Sorgen, was in der Welt passiert"

Sie sind nun ein Turner von Weltformat. Die beiden Erstplatzierten im Mehrkampf bei der Europameisterschaft 2021, Nikita Nagorny und Dawid Beljawski, treten in München nicht an. Wie ist die Auffassung unter den Turnern: Verstehen Sie, dass die russischen Sportler nach dem Angriff ihres Heimatlandes auf die Ukraine nicht an der EM teilnehmen dürfen?
Aus meiner Sicht ist das verständlich. Das ist, das muss man hervorheben, auch nichts Persönliches gegen die Turner. Sie haben einen Machthaber, auf den man Druck aufbauen muss, damit er versteht, dass er falsch handelt. Und wenn jemand - wie Nagorny und Beljawski - vom Staat gefördert wird und der russischen Armee angehört, da finde ich es schon verständlich, dass sie derzeit nicht teilnehmen dürfen. Es gibt ja die Ausnahme, dass man teilnehmen kann, wenn man sich öffentlich gegen die Politik ausspricht - aber das machen ganz wenige Sportler. Sie sind im System gehangen und gefangen.

Sie sind ja auch Soldat, Sportsoldat. Machen Sie sich Sorgen bei der Weltlage?
Klar mache ich mir Gedanken. Wir sind in erste Linie Soldaten, wir sind angestellt bei der Sportfördergruppe. Man macht sich Sorgen, was in der Welt passiert.

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