AZ-Check: Das Sudelfeld - nicht nur für Familien
Das war ja klar. Was für ein Traumwetter hatten die beiden Kollegen, als sie ein paar Tage zuvor das Brauneck und den Spitzingsee testen durften. Nun also bin ich an der Reihe und an diesem bewölkten Morgen des 24. Januar unterwegs von München zum Sudelfeld. Es ist kalt und neblig. Ich werde wohl im Trüben fischen, pardon carven, müssen. Immerhin wird sich der Neidfaktor in der Redaktion in Grenzen halten. Doch dann, an der ersten Kehre hinter Bayrischzell, blinzelt plötzlich der Sendemasten des Wendelstein durch. Ein kleiner blauer Fleck am weißen Himmel – der sich dann auf dem Unteren Sudelfeld flächendeckend Raum verschafft hat. Na bitte, geht doch, Kaiserwetter!
Jetzt also das – nach eigenen Angaben – natürliche, sportliche und familiäre Skiparadies (fast) vor den Toren Münchens. Ich bin gespannt. Doch bevor es losgehen kann, stelle ich fest: Skier, Stöcke, Handschuhe, Sonnenbrille - alles dabei, nur der Helm liegt im heimischen Keller. Kein Problem: Beim top ausgestatteten Skiverleih an der Talstation der Waldkopf-Bahn bekomme ich einen Leihhelm für 3,30 Euro (eine komplette Ausrüstung gäb’s für günstige 25 Euro).
Die erste Überraschung: eine Freeride-Piste
Jetzt aber! Mit der Sechser-Sessel-Waldkopfbahn fahre ich hinauf – und erlebe schon die erste Überraschung. Ein roter Torbogen, hinter dem eine Freeride-Cross-Piste beginnt. Dieser Versuchung will ich nicht widerstehen. Steilkurven, Wellenbahnen, Sprünge, weiter unten im zweiten Abschnitt des insgesamt 850 Meter langen Parcours eine kurze Tunneldurchfahrt. Auf dem Gegenhang zieht gerade eine Boarderin ihre Schwünge im „Snowpark“. Ganz schön sportlich kommt es daher, das Sudelfeld. Das hatte ich nicht erwartet.
Hier geht's zu Teil 1: "Wenn's pressiert, dann ab ins Brauneck"
Schon eher die gediegenen, sauber präparierten Pisten. 32 Kilometer sind es insgesamt. 24 davon werden als „mittel“ ausgewiesen, fünf als „leicht“. Ist halt ein Familienskigebiet. Aber auch dort können sportliche Fahrer auf ihre Kosten kommen – zumal an einem Werktag wie diesem, an dem nicht viel los ist. Da kann man jeden Schwung voll durchziehen, so richtig ins Carven kommen, das Tempo genießen. Das schlaucht dann doch ein bisserl. Ist ja ohnehin Zeit für den Einkehrschwung.
Hier oben gibt's noch das "Skiwasser"
„Geierwally“, „Berghotel“, „Sonnenalm“…. die Auswahl ist riesig. Ich entscheide mich für die „Speck-Alm“, vor der sich die besonders „Hitzigen“ im T-Shirt sonnen. Aus den Lautsprecherboxen tönt Rainhard Fendrichs „Macho, Macho“. Die Speisekarte ist ausgeklappt fast so groß wie das Sudelfeld. Sie reicht von der „Tourengeher-Suppe“ (mit Rindfleisch, Nudeln und Gemüse) bis zum Zwiebelrostbraten, vom „Kracherl“ bis zu auffallend viel Hochprozentigem. Die Preise sind absolut fair. Ein „Skiwasser“ (ja, so etwas gibt es noch) kostet 2,60 Euro, das Weißbier (0,5l) bekommt man für 3,40 Euro. Die günstigste Speise ist eine Backerbsensuppe (3,60 Euro), der Rostbraten kostet 15,90 Euro. Für die „Kloana“ steht die „Biene Maja“ (Schnitzel mit Pommes) für 6,50 Euro auf der Karte.
Hier geht's zu Teil 2: Spitzingsee
Nach dem nicht ganz "bleifreien" Weißbier und dem Leberkäs mit Ei und Kartoffelsalat geht’s wieder auf die Piste. Es gibt ja noch einiges zu entdecken. Die Abfahrten sind in einem guten Zustand, der Mix zwischen Natur- und Kunstschnee passt. Lediglich am Ende dieses Ausflugs schimmern da und dort auch Eisplatten und (ganz selten) Steine durch.
Der Kitzlahner-Sessellift führt mich noch einmal hinauf auf über 1.563 Meter, den höchsten Punkt des Sudelfeld-Skigebiets. Nicht jede der 16 Liftanlagen ist der „Gipfel“, ist so modern wie die Waldkopfbahn aus dem Jahr 2014. Manche Aufstiegshilfen erinnern eher an die große Zeit von Christian und nicht von Felix Neureuther. Sie sind in die Jahre gekommen. Und es existieren noch auffallend viele Schlepplifte. Das ist an sich kein Problem, aber nicht an allen gibt es helfende Hände, die den weniger geübten Skifahrern den Einstieg erleichtern.
AZ-Gewinnspiel: 3 x 2 Tagesskipässe für das Sudelfeld
Während der letzten Auffahrt mit dem Waldkopflift fragt mein Sitznachbar mit Blick auf Sonne, Schnee und Pisten: "Was willst mehr?" - "Nix“, sage ich anerkennend und genieße die letzten Sonnenstrahlen und gleich die abschließenden Schwünge ins Tal. Das Sudelfeld, es ist nicht unbedingt ein Gebiet für die ganz Wilden, aber auch hier lässt sich sportlich skifahren, die Freeride-Strecken sorgen für Gaudi und Abwechslung, das gastronomische Angebot stimmt ebenso wie das Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem Tagesskipass für 33 Euro. Seinem Anspruch, ein nahes Skigebiet für die Münchner Familien zu sein, wird das Sudelfeld gerecht.
AZ-Sternebewertung für das Skigebiet Sudelfeld: 4 von 5 Sternen
Entfernung von München: ca. 85 Kilometer
Anfahrtsdauer: ca. eine Stunde und 10 Minuten mit dem Auto, ca. 1 Stunde 45 Minuten mit Bahn und Bus.
Anreise: Mit dem Auto auf der Autobahn A8 Richtung Salzburg bis Ausfahrt Weyarn oder Irschenberg, auf der Landesstraße über Fischbachau und Bayrischzell zum Unteren Sudelfeld. 2.500 Parkplätze.
Kosten: Treibstoffkosten rund 15 Euro, Bahnfahrt mit der BOB als Kombi-Ticket mit Tagesskipass für 48 Euro
Staugefahr: Am Wochenende auf der Landesstraße und auf der A8.
Tagesskipass: 33 Euro
Pistenkilometer: 32 km
Schneehöhen (26.01.2017): 80 cm (Tal) 85 cm (Berg)
Ausleihe: Im Servicezentrum an der Talstation der Waldkopf-6er-Sesselbahn, aber auch direkt im Bahnhof Bayrischzell.
Mit Kindern: Das Sudelfeld ist ein Familienskigebiet. In der Nähe der Talstation am Unteren Sudelfeld befindet sich das Snuki-Kinderland. Von Zwergerl-Unterricht bis „Elternlounge“. Das „Snuki“-Mobil (ein Skidoo mit Anhänger) bringt die Kleinen zurück zur Talstation.
Après-Ski-Level: Am Sudelfeld ist’s griabig, "Ballermann" findet andernorts statt.
Extra: Jeden Mittwoch zwischen 18 Uhr und 22 Uhr Skitourenabende mit Stirnlampen.
Mehr Infos zum Skigebiet unter: www.sudelfeld.de
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