Auto verloren, Titel weg

Sebastian Vettel verursacht einen Crash und bleibt ohne Punkte in Spa. Mit dem WM-Gewinn hat er wohl nichts mehr zu tun. Hamilton siegt.
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © dpa

Sebastian Vettel verursacht einen Crash und bleibt ohne Punkte in Spa. Mit dem WM-Gewinn hat er wohl nichts mehr zu tun. Hamilton siegt.

SPA Er hatte Besserung gelobt. Es blieb beim Vorhaben. „Die Zeit der Fehler ist für mich nun vorbei“, hatte Sebastian Vettel vor dem Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps gesagt. Womöglich hat er den Termin nicht richtig gesetzt.

Der Neuanfang wurde zum Desaster. Wieder einmal beging Vettel einen kapitalen Fehler und büßte Punkte im Titelrennen ein. Der Red-Bull-Pilot crashte in Runde 17 beim Versuch eines Überholmanövers in Kurve 18 in den McLaren von Titelverteidiger Jenson Button – kein Rennunfall, sondern sein Verschulden. Daher erhielt er von den Rennkommissaren eine Durchfahrtstrafe. Der 23-Jährige beschädigte sich den Frontflügel, schaffte es aber an die Box zurück und konnte das Rennen fortsetzen. Button hingegen musste aufgeben.

„Es tut mir leid, das war mein Fehler“, sagte Vettel hinterher kleinlaut und erklärte: „Ich wollte überholen, habe aber das Auto verloren.“

Und wohl auch den Titel. Vettel hat nun 31 Zähler Rückstand auf den neuen WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. Der Brite (182 Punkte) zog mit seinem dritten Saisonsieg in einem schwierigen, von Regenschauern geprägten Rennen vor Vettels Teamkollege Mark Webber auch in der WM-Wertung am Australier (179) vorbei.

Diesmal bemühte sich Vettel wenigstens, die Schuld bei niemandem anderen als bei sich zu suchen. Er kam fast schon demütig rüber.

Mit dem Crash war auch der weitere Verlauf des Rennens verpatzt. In Runde 27 fing er sich bei einer Kollision mit Liuzzi einen Plattfuß ein, musste mit nur wenig mehr als 100 km/h eine komplette Runde in die Box tuckern, fuhr als 20. wieder heraus. Sein insgesamt vierter Boxenstopp – am Ende wurde er nur 15. Ohne Punkt. Und wohl ohne Hoffnung im Titelkampf.

Für Vettel passte der gebrauchte Tag in Spa ins Gesamtbild 2010: „Es ging ja schon die ganze Saison drunter und drüber. Auch hier hätten wir Platz zwei oder zumindest Rang drei nach Hause fahren können.“ Zusammen addiert hat Vettel in dieser Saison schon über 130 Punkte liegen gelassen – durch technische Defekte und Unkonzentriertheiten.

Wenigstens gab es diesmal keinen Zoff mit den Kollegen. Jenson Button jedenfalls machte ihm nach dem Unfall keine Vorwürfe: „Ich habe die Innenseite zugemacht, wie man das auch macht in der Kurve. Er ist mir in die Seite reingefahren. Das war’s. Es ist natürlich enttäuschend, ich bin ein bisschen down. Es war ein Rennunfall, er hat mich nicht absichtlich gerammt.“

RTL-Experte Niki Lauda hatte zum Fall Vettel keine zwei Meinungen: „Sebastian verlor beim Spurwechsel die Kontrolle über sein Auto. Er war zu aggressiv unterwegs – eindeutig sein Fehler. Und ein großer Fehler, weil er keine Punkte gemacht hat und es sind ja nur noch sechs Rennen bis zum Saisonende. Das kann heute WM-entscheidend gewesen sein.“ Wenigstens einen moralischen Fleißpunkt sammelte der sonst oft trotzige Vettel. Lauda: „Er hat den Fehler eingesehen, sich entschuldigt.“ Ein Fortschritt.

Michael Schumacher fuhr übrigens auch mit bei seinem Lieblingsrennen. Sehr achtbar – von Startplatz 21 kämpfte er sich auf Rang sieben vor. Fast wie in alten Zeiten.

ps

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.