Australian Open: Federer gewinnt Fünf-Satz-Krimi

Melbourne (dpa) - Nach seinem Fünf-Satz-Krimi mit Happy End saß Roger Federer ganz entspannt im rappelvollen Pressesaal. «Ich hatte nie das Gefühl zu verlieren. Jetzt bin ich im Turnier drin», sagte der 13-malige Grand-Slam-Champion.
von  Abendzeitung
Roger Federer steht bei den Australian Open im Viertelfinale.
Roger Federer steht bei den Australian Open im Viertelfinale. © dpa

Melbourne (dpa) - Nach seinem Fünf-Satz-Krimi mit Happy End saß Roger Federer ganz entspannt im rappelvollen Pressesaal. «Ich hatte nie das Gefühl zu verlieren. Jetzt bin ich im Turnier drin», sagte der 13-malige Grand-Slam-Champion.

Gerade hatte er gegen den Tschechen Tomas Berdych nach 0:2-Satzrückstand noch 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 6:4, 6:2 gewonnen und ein sensationelles Achtelfinal- Aus bei den Australian Open abgewendet. Doch von Selbstzweifeln war keine Spur beim 27 Jahre alten Tennisprofi aus der Schweiz.

«Ich habe ein gutes Gefühl. So ein Match spielt man ja nicht jeden Tag, und es ist eine große Befriedigung, es zu gewinnen. Ich bin gerne in solche Fights involviert», behauptete Federer. Dabei hätte es keinen der 15 000 Zuschauer im Center Court von Melbourne gewundert, wenn Federer an diesem Tag als Verlierer aus dem Stadion geschlichen wäre. In den ersten beiden Sätzen spielte er schlecht und unkonzentriert und wurde vom Ranglisten-21. aus dem Örtchen Valasske Mezirici über den Platz gejagt. Insgesamt unterliefen Federer 40 vermeidbare Fehler (unforced errors).

«Er hat mich bis ans Limit getrieben», sagte er. «Am Anfang habe ich nicht viel machen können. Ich habe versucht, dem Sturm zu widerstehen.» Im Viertelfinale wartet der Argentinier Juan Martin del Potro. Um 2.26 Uhr Ortszeit folgte Titelverteidiger Novak Djokovic in die Runde der letzten Acht. Der 21-jährige Serbe gewann das zweite Spiel der «night session» gegen Marcos Baghdatis aus Zypern 6:1, 7:6 (7:1), 6:7 (5:7), 6:2 und trifft nun auf den Amerikaner Andy Roddick.

Im «schrecklichen ersten Satz» (Federer) kassierte er gleich im ersten Spiel ein Break. Nur 34 Minuten dauerte Durchgang eins. Als es im dritten Satz 3:3 stand, der 23 Jahre alte Berdych mehrere Spielbälle leichtfertig vergab und Federer schließlich das Break zum 4:3 gelang, wechselte das Momentum, wie es Tennisspieler so gerne formulieren, auf den Schweizer. Nachdem das Hawk Eye kurzzeitig seinen Dienst versagt hatte, verstrickte sich Berdych in eine längere Diskussion mit dem Schiedsrichter. Im vierten Satz musste er sich dann auch noch an Rücken, Oberschenkel und Wade behandeln lassen.

Der dreimalige Australian-Open-Champion auf der anderen Seite des Netzes dagegen spielte jetzt groß auf, zeigte ungewohnte emotionale Ausbrüche - und verwandelte nach 3:29 Stunden seinen dritten Matchball. Erst zum vierten Mal in seiner Karriere drehte Federer ein Match noch nach 0:2-Satzrückstand. Zuletzt war ihm dies 2005 im Finale des Masters-Turniers von Miami gegen Rafael Nadal gelungen.

Weniger glücklich verlief der Arbeitstag für die Weltranglisten- Erste Jelena Jankovic. Die 23 Jahre alte Serbin verlor gegen die Französin Marion Bartoli mit 1:6, 4:6 und verabschiedete sich bereits im Achtelfinale aus Melbourne. «Ich muss dieses Turnier jetzt schnell vergessen», sagte sie in dem Wissen, dass sie nach dem Finale ihre Spitzenposition im Ranking verlieren kann.

Mit Jelena Dokic steht bei den Australian Open der Publikumsliebling im Viertelfinale. Die 25 Jahre alte Australierin setzte sich gegen die Russin Alissa Klejbanowa mit 7:5, 5:7, 8:6 durch. Die Weltranglisten-137. war dank einer Wildcard in das Hauptfeld gerückt und erreichte erstmals seit den French Open 2002 wieder die Runde der letzten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier. Im Kampf um den Einzug ins Halbfinale trifft Dokic nun auf die an Nummer drei gesetzte Dinara Safina aus Russland.

Die geborene Serbin hatte bei den Australian Open ein umjubeltes Comeback nach langer Pause gefeiert. 2000 stand sie im Halbfinale von Wimbledon, 2002 auf Platz vier der Weltrangliste. Es folgte eine schwere persönliche Krise und Ende 2006 der Absturz auf Platz 621 der Rangliste. 2007 nahm Dokic eine Auszeit und kämpfte mit Depressionen und Übergewicht. Erst vor einem Jahr war sie zurückgekehrt. Für negative Schlagzeilen hatte immer wieder ihr gewalttätiger Vater Damir gesorgt, mit dem Jelena Dokic heute keinen Kontakt mehr hat. «Mein Ziel war es, die erste Runde bei diesem Turnier zu überstehen», sagte sie nach ihrem Erfolg in der Rod Laver Arena, durch den sie wieder in die Top 100 klettern wird. «Es ist unglaublich, jetzt im Viertelfinale zu stehen.»

Gar nicht erst ins Achtelfinale geschafft hatten es die deutschen Protagonisten «down under». An fünf Turniertagen waren 20 DTB-Profis, elf Herren und neun Damen, gescheitert. Als Letzten erwischte es am Samstagabend Thomas Haas nach einer 4:6, 2:6, 2:6-Demontage durch den spanischen Weltranglisten-Ersten Nadal. «Ich hätte ihm gerne einen größeren Kampf geliefert. Ich habe das Beste getan, es war nicht genug», sagte der Wahl-Amerikaner. Federer dagegen erinnerte sich am Tag danach gerne an einen seiner großen Kämpfe. Schon bei den US Open im Vorjahr musste er im Achtelfinale gegen den Russen Igor Andrejew über fünf Sätze gehen. Am Ende holte er in New York den Titel.

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