Austoben und entspannen
Sonnenstrahlen durchfluten einen Raum mit Parkettboden, aus dem eine rote Säule ragt. Die Wände kleidet dezentes Gelb. Und unter einem japanischen Schriftzeichen sitzt auf einem kleinen Tisch eine weiße Buddha-Figur – das Budokan im Münchner Osten verzichtet auf Prunk und Glamour. Der Tempel, in dem „der Weg des Kriegers” geübt wird – die deutsche Übersetzung für Budokan – konzentriert sich auf das Wesentliche. Und das ist in diesem Fall Karate.
„Darauf legen wir großen Wert”, sagt Christian Gembe, der Inhaber und verantwortliche Übungsleiter der Kampfkunstschule. „Das Schriftzeichen für "Bu” bedeutet auch „das Schwert anhalten” und weist auf eine höhere Kampfkunst hin: Den Feind kampflos besiegen – ohne Gewalt.
Und so trifft man im Budokan nicht auf fauchende Bruce-Lee-Imitatoren, die unermüdlich Holzbretter mit der Handkante zerlegen. Der Budokan ist ein Ort der Begegnung und Entspannung. „Kampf, Kunst und Können spielen natürlich eine wichtige Rolle”, sagt Gembe, „und wer will, kann sich bei uns auch auf Wettkämpfe vorbereiten. Aber in erster Linie verfolgen wir die Kunst der leeren Hand, was Karate ins Deutsche übersetzt bedeutet.”
Sportliche Titel und Rekorde stehen bei der Kampfkunstschule eher im Abseits. Bei Gembe soll Karate in erster Linie der Selbstverteidigung, der Gesundheit und der inneren Balance dienen.
Auf der Insel Okinawa fing alles an: Im 19. Jahrhundert verschmolzen okinawanische Traditionen (Tode) mit chinesischen (Shaolin Quanfa) und japanischen Einflüssen (Yawara, Bujutsu). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand die daraus entstandene Kampfkunst namens Karate ihren Weg nach Japan und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg über die ganze Welt verbreitet.
Im Budokan von Christian Gembe (zweiter Dan) wird in zwei Dojos (Trainingsräumen) trainiert. 65 Kilo schwere Sandsäcke hängen von der Wand und Makiwara (hölzerne Schlagpfosten) stehen bereit, um an den Schlag-, Stoß-, Tritt- und Block- sowie Fußfegetechniken zu arbeiten. Wer die Grundtechniken beherrscht, bekommt auch einige Hebel und Würfe gelehrt. Zehn Meister kümmern sich um die Schüler.
„Wir haben auch viele Kinder, die sich bei uns austoben”, erzählt Gembe, „die bereits im Alter von vier Jahren mit Karate in Berührung kommen. Und die oft mehr Disziplin mitbringen als mancher Erwachsener.” So nehmen Schulen und Kindergärten an speziellen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen teil. „In unserer Karatevorschule werden den Kleinsten auf spielerische Art und Weise sportmotorische Grundlagen beigebracht”, sagt Gembe. Dabei erfahre und lerne der Nachwuchs allerdings nicht nur etwas über Koordination, Gleichgewicht und erste Karatetechniken, sondern auch über Sozialverhalten und Integration.
Aber das gelte nicht nur für die Kleinsten. Auch die Größten würden niemals aufhören zu lernen. „Karate ist für jeden Budoka ein treuer Weggefährte”, meint Gembe, „der einen während des gesamten Lebens begleitet, nie im Stich lässt und immer wieder neue Dinge lehrt.”
Kampfkunstschule Budokan
Johanneskirchnerstr. 100
81927 München
Eingang: Freischützstraße,
Öffnungzeiten: 16.45 – 21 Uhr
Monatsbeitrag: ab 40 Euro
Weitere Infos: www.kampfkunstschule-budokan.de