"Aura und Charme - das hat kein anderer Verein"

AZ: Herr Bauermann, der Abschied als Nationaltrainer im Oktober dürfte Ihnen nicht so schwer fallen: Eigentlich bauen Sie ja die Nationalmannschaft gerade beim FC Bayern nach...
DIRK BAUERMANN: Nun, es steckt tatsächlich eine Menge Nationalmannschaft im FC Bayern. Das entspricht auch der Kultur und dem Anspruch des Vereins. Wir wollen sicherstellen, dass die besten deutschen Basketballer bei uns spielen. Das erleichtert den Fans auch die Identifikation.
Jan Jagla, Steffen Hamann und Philipp Schwethelm sind schon da. Und Robin Benzing? Er scheint sich noch nicht sicher zu sein, ob er zum FC Bayern will, oder ein Angebot aus Spanien annehmen soll.
Ja, seine Unschlüssigkeit zieht sich schon etwas hin.
Braucht der FC Bayern Benzing überhaupt?
Wenn er kommt, freuen wir uns natürlich. Er ist ein wirklich hochtalentierter Spieler, der uns noch stärker machen würde.
Was für einen Basketball haben die Fans in taktischer Hinsicht zu erwarten? Ein Bauermann'sches Defensivbollwerk?
Nein. Wir werden attraktiv spielen, eine gute Mischung aus schnellen und kontrolliertem Spiel. Natürlich ist Gewinnen das oberste Ziel, aber wir wollen die Fans auch so gut wie möglich unterhalten und, wenn es geht, auf die Tube drücken.
In der vergangenen Saison war das Konzept defensiver. Ist der Unterhaltungsfaktor im Sinne des gelungenen Events von der Vereinsführung vorgegeben?
Da gab es keinerlei Vorgaben. Welchen Basketball man spielen kann, hängt von den Fähigkeiten der verfügbaren Spieler ab. In Leverkusen haben wir bei drei Meisterschaften im Schnitt mehr als 100 Punkte gemacht. In Bamberg war die Mannschaft eben defensiv stark.
Sie stellen an Ihre Spieler den Anspruch, „gute Jungs” zu sein. Verlässlich, diszipliniert, eifrig. Wie findet man bei einem Zugang aus den USA wie College-Star Ben Hansbrough heraus, ob das zutrifft?
Ich habe lange Gespräche mit ihm und seinen Trainern geführt, ich habe in den Staaten sehr verlässliche Quellen. Und wissen Sie was?
Ja?
Ein paar Tage nachdem Ben bei uns unterschrieben hatte, hat er zwei original BBL-Spielbälle in die USA bestellt, um mit ihnen trainieren zu können und seinen Wurf anzupassen.
Er kann es offenbar kaum erwarten, loszulegen. Das gilt auch für Präsident Uli Hoeneß, der das Basketball-Projekt mit Feuereifer voran treibt und eine große Euphorie ausstrahlt. Vor einem Jahr war er allerdings noch vergleichsweise zurückhaltend.
Die Dinge sind gewachsen. Er hat uns in der vergangenen Saison genauso unterstützt, aber das noch nicht ganz so nach außen getragen. Jetzt spielen wir auf Top-Niveau. Und das ist seine Welt. Überhaupt: Wenn ich sehe, wie sich Basketball in München entwickle muss ich sagen: Besser geht's nicht.
Was meinen Sie konkret?
Wir werden in einer tollen Halle spielen, die Akzeptanz bei den Menschen ist sehr hoch. Die Mannschaft ist sympathisch und sportlich von hoher Qualität.
Wer wird der neue Center?
Das kann ich wegen der Verhandlungen leider noch nicht sagen. Insgesamt werden wir uns noch mit zwei, drei Leistungsträgern verstärken.
Gehört der BBL-erfahrene Guard Je'Kel Foster dazu? Er selbst hat den Wechsel nach München schon per Twitter bestätigt.
Er ist zweifelsohne ein guter Mann – und hat mit Oldenburg bewiesen, dass er weiß, wie man Meisterschaften gewinnt.
Was führt die Stars der Branche nach München?
Die Spieler kommen nicht wegen des Geldes zu uns. Jan Jagla etwa hätte woanders in Deutschland deutlich mehr verdienen können, so wie alle anderen Nationalspieler auch. Er ist wegen der Aura des FC Bayern nach München gekommen: Die Marke, der Charme, der Präsident, die Freundschaft mit den Fußballern – das hat kein anderer Verein.