Auge, 1,5 Milliarden Chinesen und eine Zigarette
BURGHAUSEN - Klaus Augenthaler widerlegt mit Haching beim 3:1 gegen Mario Baslers Burghausen die Statistik. Wie sich die beiden ehemaligen Bayern-Akteure vor dem Spiel herzten - und was sie danach sagten.
Klar, vordergründig war es nur das oberbayerische Drittliga-Derby zwischen Burghausen und Unterhaching. Es war aber auch das Duell der Ex-Bayern-Recken und heutigen Trainer Mario Basler (41) und Klaus Augenthaler (53). Europameister gegen Weltmeister, fünf Meisterschaften, ein Pokalsieg hier – sieben Meisterschaften, drei Pokalsiege dort. Doch dieses Spiel, das Unterhaching schließlich mit 3:1 gewann (Tore: Tunjic, Hoffmann und Jerat, Gegentreffer von Cappek), war auch das Duell zweier außergewöhnlichen Figuren des deutschen Fußballs, die nun glücklich in der 3. Liga sind. Basler, weil die Trainerstation in Burghausen für ihn nach Stationen bei Regensburg und beim Viertligisten Trier eine große Chance ist. Und Augenthaler, weil er nach einer langen Zeit der Arbeitslosigkeit in Haching wieder den Spaß an der Arbeit mit Fußballern gefunden hat.
Die beiden sind befreundet, nicht nur ihre Vorliebe für Zigaretten verbindet sie. 1996/97 war Augenthaler Co-Trainer bei Bayern, Basler war Spieler. „Mario war damals schon ein angenehmer Zeitgenosse“, sagte Augenthaler nun. Und Basler? „Klaus ist ein guter Freund, mit dem ich schon zu meiner aktiven Zeit das ein- oder andere Bierchen getrunken und die ein oder andere Zigarette in den Trainingslagern geraucht habe.“
Am Samstag hatten sich die zwei vor dem Spiel noch herzlich umarmt und begrüßt. Auch nach dem Spiel blieben die beiden herzlich. Obwohl Burghausen die Punkte im Abstiegskampf mindestens so dringend benötigt hätte wie Unterhaching, das nach dem Sieg nun auf Rang sieben kletterte und in Burghausen den ersten Sieg gegen Burghausen im 14. Aufeinandertreffen seit 2003 – was Augenthaler zu einer generellen Statistik-Kritik brachte: „Nach der Statistik hätte das ja heute eine Katastrophe für uns werden müssen. Aber der Statistik nach gibt es 1,5 Milliarden Chinesen auf der Welt, das wäre jeder Siebte. Sehen sie in diesem Raum einen Chinesen? Und hier sind mehr als sieben Leute drin.“
Da fiel auch Basler kein besserer Witz mehr ein. Er sagte trocken: „Man hat hier die ganze Woche davon gesprochen, dass es immer klare Siege gegen Unterhaching gab und man so und so lange nicht mehr verloren hätte. Warum ich nichts auf solche Statistiken gebe, hat man heute gesehen. Statistiken werden oft widerlegt – und Haching hat das heute geschafft.“
Gram gegenüber Unterhaching und Augenthaler empfand er nicht. So sei Fußball. Später trafen sich die beiden wohl bekanntesten Trainer in Liga drei noch auf eine gemeinsame Zigarette. „Der Sieg ist verdient, weil wir die noch besseren Chancen hatten. Man hat gespürt, dass der Glaube, hier gewinnen zu können, da war“, sagte Augenthaler da zur AZ. Sprach es, zog genüsslich an der Zigarette, blickte Basler an, der dem nichts hinzuzufügen hatte. Dann umarmten sich beide nochmal.
Reinhard Franke
- Themen:
- Arbeitslosigkeit
- Europameister