Auftakt des alpinen Ski-Weltcups in Sölden: Weiß ist nur die Piste

Bereits zum Auftakt des alpinen Ski-Weltcups am Wochenende in Sölden ist der Klimawandel präsent. DSV-Alpinchef Wolfgang Maier mahnt Reformen an, doch der Weltverband FIS hat andere Pläne.
von  Thomas Becker
Slalom-Ass auf Abwegen: Der für den TSV 1860 startende Linus Straßer will nun auch wieder im Riesenslalom angreifen, erstmals am Sonntag beim Saisonauftakt in Sölden.
Slalom-Ass auf Abwegen: Der für den TSV 1860 startende Linus Straßer will nun auch wieder im Riesenslalom angreifen, erstmals am Sonntag beim Saisonauftakt in Sölden. © picture alliance/dpa/APA

Die Ski-Saison beginnt mit einer Ungerechtigkeit. Wenn am Samstag die Frauen am Rettenbachferner über Sölden den ersten Riesenslalom fahren, dürfte es laut Wetterbericht feucht werden, wogegen die Herren der Schöpfung tags darauf mit Sonnenschein und fünf Grad plus rechnen dürfen - auf 3340 Metern! Damit willkommen in der Fortsetzung der Reihe "Skisport in Zeiten des Klimawandels".

Man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass dieses Thema den Wintersport künftig konstant begleiten wird. Schon die Austragung des Rennens nach Sölden steht auf der Kippe: die neu ins Programm aufgenommene Abfahrt in Zermatt in einer Woche. Der österreichische Ex-Rennläufer Hans Knauss meinte nur: "Schwachsinn!"

Piste nach Cervinia/Italien ist nicht rennfertig: Kein Schnee!

Denn: Die grenzüberschreitende Piste hinunter nach Cervinia/Italien ist nicht rennfertig, weil im unteren Abschnitt schlicht Schnee fehlt. Am Samstag soll entschieden werden, ob gefahren werden kann.

Im Sommer musste der Gletscher in Saas-Fee, wo viele Nationen ihr Trainingslager absolvieren, wegen Schneemangels zeitweise geschlossen werden. Die Piste in Sölden besteht nur aus einem weißen Band, mit grauen Geröllfeldern daneben. DSV-Alpinchef Wolfgang Maier sagt: "Es reicht, wenn wir dort im November fahren." Und legt dann doch nach: "Die Rahmenbedingungen müssen geändert werden." Sein Vorschlag: "Wir fangen erst Anfang, Mitte November mit dem Weltcup an und fahren nur bis Mitte März."

Der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch hat andere Pläne und den Rennkalender sogar noch aufgebläht: 42 Rennen bei den Frauen, 43 bei den Männern, dazu die WM im Februar (6. bis 19.) in Courchevel und Meribel.

"Mehr Rennen bedeutet ja nicht mehr Qualität", klagt Maier. Mehr Qualität heißt für ihn: weniger Rennen, dafür an den besten Standorten. "Dadurch werten wir die Events auf, und wir ziehen sie dann groß auf, wie sie das in Kitzbühel oder Wengen machen."

Nichtsdestotrotz hat sich der DSV wieder bestmöglich vorbereitet. "Sehr effektiv waren die Übersee-Camps in Chile und Argentinien", berichtet Maier. Danach habe man in Sölden, Saas Fee und im Pitztal "ausgezeichnete Trainingsbedingungen" vorgefunden. Na dann.

Kanadierin Roni Remme ergänzt Frauen-Kader

Was das Personal betrifft, hat sich über den Sommer nicht allzu viel getan. Den in der Spitze überschaubaren Frauen-Kader ergänzt die Kanadierin Roni Remme - dank deutscher Vorfahren. Die 26-Jährige kam in den letzten beiden Wintern im Weltcup nicht mehr unter die Top 15, sorgt aber zumindest dafür, dass Kira Weidle nicht mehr allein das Speed-Team bilden muss. Mit Nationen-Wechseln hat der DSV gute Erfahrungen gemacht: Fritz Dopfer (zwei WM-Medaillen) und Romed Baumann (WM-Silber) belebten nach dem Transfer aus Österreich ihre Karrieren. In Sölden starten für den DSV Leni Schmotz und die gebürtige Schweizerin Jessica Hilzinger.

Das Männer-Team führt der Allgäuer Alexander Schmid an. Sein älterer Bruder Manuel brach sich beim Training in Chile mehrere Mittelhandknochen, musste operiert werden und hofft bei den Überseerennen wieder an den Start gehen zu können.

Will in Zermatt sein Comeback geben: Dreßen.
Will in Zermatt sein Comeback geben: Dreßen. © Michael Kappeler/dpa

Gespannt sein darf man auf das Comeback der Rekonvaleszenten: am Sonntag das von Stefan Luitz, in der Woche darauf das von Thomas Dreßen. Luitz sagte: "Rücken und Körper fühlen sich gut an. Die OP war notwendig, und ich bin froh, dass ich wieder schmerzfrei Skifahren kann."

Auch Linus Straßer hat Positives zu berichten: "Nachdem ich mich in den letzten Jahren wegen Knieproblemen auf den Slalom konzentrieren musste, lief es heuer in der Vorbereitung viel besser. Ich konnte wieder Riesenslalom trainieren und habe wieder guten Zugang zu dieser Disziplin bekommen. So gut, dass ich beschlossen habe, es wieder im Riesenslalom zu probieren, trotz meiner Startnummer, die in Sölden sehr hoch sein wird."

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