Aufstand gegen Armstrong

Die Sensation ist perfekt: Lance Armstrong kommt zurück. Die Comeback-Pläne des Ex-Tour-Stars sorgen allerdings für Empörung. Auch Landis will wieder starten.
von  Abendzeitung
Will noch einen draufsetzen: Lance Armstrong - siebenmaliger Toursieger
Will noch einen draufsetzen: Lance Armstrong - siebenmaliger Toursieger © dpa

Die Sensation ist perfekt: Lance Armstrong kommt zurück. Die Comeback-Pläne des Ex-Tour-Stars sorgen allerdings für Empörung. Auch Landis will wieder starten.

DALLAS Lance Armstrong hat in den letzten Jahren wahre Höchstleistungen vollbracht.

Kaum ein Event in Texas, bei dem der Radsuperstar nicht dabei war und sich mit immer wieder wechselnden Blondinen im Arm bis tief in die Nacht vergnügte.

Jetzt ist Schluss mit lustig, der 36-Jährige, der die Tour de France sieben Mal gewinnen konnte, wird drei Jahre nach seinem Rücktritt wieder aufs Rad steigen: „Ich werde versuchen, die Tour zum achten Mal zu gewinnen.“

Armstrongs Karriere ist so unglaublich, dass immer wieder Zweifel aufkamen, ob das alles mit dopingfreien Dingen zuging. 1996 war bei ihm Hoden- und Hirnkrebs diagnostiziert worden. Armstrong überlebte, wurde zum Tourminator. Kein Ullrich, kein Riis, kein Basso konnte ihm das Wasser reichen. Und das, obwohl die Konkurrenten nachträglich fast alle des Dopings überführt wurden. „Es gibt im Radsport viele verdammte Ratten. Aber es gibt auch Menschen, die wurden mit zwölf Zylindern geboren“, behauptet Armstrong.

Doch sein Comeback spaltet die Szene. Die ARD, die gestern entscheiden wollte, ob sie 2009 die Tour noch überträgt, vertagte den Entschluss. Armstrong allein garantiert gute Einschalt-Quoten. Doch ARD-Sprecher Rolf-Dieter Ganz meinte: „Wir legen keinen Wert darauf, ihn wiederzusehen. Er gehört zur Vergangenheit des Radsports, die wollen wir nicht mehr.“

Tour-Direktor Christian Prudhomme: „Wenn er sich den verschärften Anti-Doping-Regeln unterwirft, werden wir sein Comeback akzeptieren. Ich will nicht in die Vergangenheit schauen.“ Armstrong will sich unterwerfen, alle Testergebnisse offenlegen. Wahrscheinlich wird er beim Rennstall Astana, der 2008 von der Tour wegen mehrerer Dopingfälle ausgeschlossen war, anheuern. Rad-Legende Didi Thurau zur AZ: „Er hatte den perfekten Abtritt, er kann nur verlieren.“ Einen Verlierer gibt es für Doping-Experte Professor Werner Franke jetzt schon. Den Radsport. „Das ist eine weitere Spirale der Volksverdummung. Wenn er zurückkommt, gehört er gesperrt.“

Deutlich wird auch Dopingfahnder Dr. Helmut Pabst. „Junge, dich brauchen wir nicht, damit der Radsport sauber wird. Juristisch ist er sauber, aber menschlich ist er für mich ganz persönlich durch“, sagte Pabst der AZ. „Armstrong hat den Vorteil, dass er aufgrund seiner Krebserkrankung – medizinisch abgesegnet – seinen Testosteron-Gehalt selber einstellen darf. Das ist kein Doping, hat aber ähnliche Wirkung. Der Radsport muss sich fragen, ob ihm dieses Comeback gut tut.“

Und als hätte der Radsport nicht schon mit genug Altlasten zu kämpfen, kehrt nun auch Floyd Landis kehrt nach seiner zweijährigen Sperre zurück. Der 32-Jährige wird zum amerikanischen „Health Net-Maxxis“-Team wechseln, das 2009 jedoch mit einem anderen Titelsponsor fahren wird. Landis war der Sieg bei der Tour de France 2006 nach einem positiven Doping-Test auf Testosteron aberkannt worden. Seine Sperre endete am 30. Januar 2009. Nach Spekulationen wird das britische Medizintechnik-Unternehmen „Smith & Nephew“ als neuer Titelsponsor gehandelt. Die Firma hatte Landis' künstliches Hüftgelenk hergestellt.

Matthias Kerber

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