„Aufs Podest wird Martin es auf jeden Fall schaffen“
Sven Hannawald hat wieder Lust aufs Springen – zumindest als Zuschauer. Und seinem alten Spezl Schmitt traut der Sieger der Tournee von 2002 und neue Wahl-Münchner noch eine Menge zu.
OBERSTDORF Einst galten sie gemeinsam als deutsche Boy-Group, doch die Wege von Martin Schmitt und Sven Hannawald haben sich längst getrennt. Schmitt ist dem Springen – trotz einer jahrelangen Schwächephase – treu geblieben, Hannawald aber in Folge eines Burn-outs ausgestiegen aus dem zum Hype hochgepushten Sprungzirkus. Er lebt inzwischen mit seiner Freundin in München und ist nur noch selten an den Schanzen zu sehen. Am Montag aber, beim Auftakt in Oberstdorf, da stellte Hannawald fest, „dass ich wieder so richtig mitfiebere – und das dank Martin. Die Stadien sind wieder voll und selbst ich hab wieder Lust auf Skispringen.“ Die AZ sprach mit Hannawald über Schmitts Chancen.
AZ: Herr Hannawald, wie hat Ihnen der Tournee-Auftakt in Oberstdorf gefallen?
SVEN HANNAWALD: Ich finde, Oberstdorf war ein großartiger Start für die Tournee in diesem Jahr. Von der ganzen Atmosphäre her war es ein Springen, das man als tourneewürdig bezeichnen kann. Das war schon lange nicht mehr so.
Sportlich ist die Stimmung nicht ganz so gut. Jedenfalls hadert Martin Schmitt mit seinem fünften Platz.
Das ist ganz normal. Ich kann ihn gut verstehen. Er hat einen super ersten Sprung hingelegt und beim zweiten ist er dann zurückgefallen. Da ärgert man sich natürlich.
Hat Schmitt am Ende doch Nerven gezeigt?
Wenn der erste Sprung klappt, will man natürlich den zweiten nicht verhauen. Und da liegt das Problem: Sobald man überhaupt darüber nachdenkt, man könnte den zweiten Sprung verhauen, ist es leider oft schon zu spät. Dass man dann sauer ist, wenn es so kommt, gehört dazu.
Sie haben vor ein paar Tagen gesagt, Martin Schmitt kann die Tournee gewinnen. Bleiben sie dabei?
Ich habe nicht gesagt, dass er die Gesamttournee gewinnen kann. Das wäre wohl zu vermessen. Ich habe damit gemeint, dass er eines der vier Einzelspringen gewinnen kann. Und ich glaube auch nach seinem fünften Platz in Oberstdorf immer noch daran, dass er bei einem Springen ganz vorne landet. Ich traue ihm einen Einzelsieg nach wie vor zu. Und auf das Podest wird Martin es noch auf jedem Fall schaffen.
Wie wirkt sich der Auftakt auf die restliche Tournee aus?
Die Tournee ist kein normales Weltcup-Springen. Da fährt man nicht übers Wochenende hin, macht seinen Sprung und dann war es das wieder. Bei der Vierschanzentournee kommen so viele Faktoren zusammen: Die Form, das Glück und vor allem das gesamte Umfeld. Das muss einfach alles passen. Deswegen ist auch für Martin noch alles drin.
Interview: Reinhard Keck