Auf urzeitlichen Pfaden zu mystischen Kraftplätzen
Der Naturpark Altmühltal ist für Wanderer und Mountainbiker längst kein Geheimtipp mehr. Es gibt aber noch viele durchaus geheimnisvolle, wie verwunschen wirkende Orte, die ihre magische Ausstrahlung nur dem Wegekundigen mitteilen. Einer von ihnen ist der Hohe Stein bei Nassenfels, zu dem eine idyllische Wanderung durchs Urdonautal führt.
Wo einstmals noch die Donau floss
Die Tour beginnt an der malerischen Burgruine in Nassenfels, einem kleinen Weiler zwischen Eichstätt und Neuburg. Es geht am Flüsschen Schutter entlang fast schnurgerade nach Westen zur Speckmühle. Heute kaum noch vorstellbar: Der Talkessel wurde ab dem Beginn des Quartärs vor etwa 2,6 Millionen Jahren von der damals gewaltigen Flut der Urdonau geformt, die sich in breiten Mäandern hier Durchlass verschaffte und das Bild der heutigen Jura-Landschaft schuf. Die gemütlich dahinmurmelnde Schutter ist ein Überbleibsel. Der Weg führt nun quer durch den Hof der Speckmühle an Wohnhäusern vorbei an den Nordhang des Speckbergs. Und der steht für eine kleine archäologische Sensation.
Der Speckberg als steinzeitliches Highlight
Das Jura-Plateau wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Wenn man aber querfeldein nach links in die noch ursprüngliche Steppenheide abbiegt, gelangt man an eine steil zur Schutter hin abfallende Klippe. Hier entdeckte der Nassenfelser Schulleiter und Hobby-Archäologe Oswald Böhme 1961 einen steinzeitlichen Faustkeil – Auftakt für umfangreiche Ausgrabungen, die den Speckberg schließlich zur größten und bestuntersuchten prähistorischen Freilandfundstelle in Bayern machten. Wahrscheinlich schon vor 100.000 Jahren bis in die ausgehende Nacheiszeit hinein vor 12 000 Jahren kamen hier immer wieder steinzeitliche Menschen und Neandertaler zur Jagd her. Sage und schreibe 400.000 Einzelobjekte wurden gefunden. Mit etwas Phantasie kann man sich ausmalen, wie hier mit Fackeln und Schreien Wildpferde und andere Tiere in den Abgrund getrieben und von unseren Vorfahren vor Ort verarbeitet oder verzehrt wurden.
Ein Tor zur Anderswelt
Die Route biegt auf einem Feldweg nach Norden ab, läuft an der Landstraße ein kurzes Stück wieder zurück zur Speckmühle und strebt von dort auf der anderen Straßenseite dem gegenüberliegenden Waldrand zu. In seinem hintersten Winkel führt sie in einen stillen Mischwald hinein und orientiert sich auf Waldwegen immer scharf links. Die Tour gewinnt an Höhe. Nach einem zumeist schlammigen Abschnitt neben einer Schonung erhebt sich unvermittelt der Hohe Stein. Zu Urzeiten hat sich hier eine Karsthöhle mit Quarzit gefüllt. Der Karst ist längst verwittert. Was blieb, ist ein eigentümliches Steinmonument in Form eines Tores. Man kann nur darüber spekulieren, ob der die Rundung abschließende Stein in grauer Vorzeit von Menschenhand dort eingefügt wurde. Dass hier aber ein heiliger Platz für Steinzeitjäger, Menschen der Bronzezeit und sicher auch der Kelten vor dem Wanderer aufragt, wird sich kaum bestreiten lassen. Die Atmosphäre dieses märchenhaften Ortes ist einzigartig und lädt zum Verweilen ein. Weiter auf dem Waldweg, nur wenige hundert Meter hinter diesem an den „Herrn der Ringe“ erinnernden Naturdenkmal, liegt rechts eine keltische Viereckschanze. Auch sie hütet ihr Geheimnis gut – ihre einstige Bedeutung verliert sich im Nebel der Geschichte. Auf der nächsten Lichtung geht es straff nach rechts, immer am Waldrand entlang und im weiten Bogen zurück nach Nassenfels. Am Schluss wird man kurz hinter dem Wald auf einem Kapellen-Hügel mit einem wunderbaren Fernblick belohnt.
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