Auf Klitschkos Spuren

AZ-Serie Kampfsport in München, Teil fünf: In der Boxfabrik werden im Ring nicht nur die Profis fit gemacht
von  Sebastian Schulke
Boxen hält Groß und Klein fit: Ali Doman (35) ist in der „Boxfabrik“ Jugendtrainer von Karl Suttner (9).
Boxen hält Groß und Klein fit: Ali Doman (35) ist in der „Boxfabrik“ Jugendtrainer von Karl Suttner (9). © Carsten Arnold

München - Ein paar Schläge gegen den Sandsack können ja nicht so schwer sein. Doch wenn die geballten Fäuste immer wieder, rechts wie links, einschlagen, die Beine tänzeln und die Augen den schweren Sack fixieren, rast bereits nach gut 30 Sekunden der Puls auf Hochtouren. Und der Körper sehnt sich schnell nach einer Pause. „Arme hoch, Deckung”, fordert jedoch der Trainer. Und so merkt man schnell: Bei diesem anspruchsvollen Sport reicht es nicht, einfach nur seine Fäuste fliegen zu lassen. Boxen ist mehr, viel mehr.

„Boxen ist eine sehr komplexe Kampfkunst. Da geht es nicht nur darum, seinen Gegner oder einen Sandsack zu schlagen”, sagt Roland Suttner von der Boxfabrik in München am Frankfurter Ring. „Du brauchst eine gute Koordination, Kondition, Disziplin, ein gutes Auge und auch Teamgeist.” Das alles müsse sich vereinen und verbinden, sonst würden die Schläge ins Leere gehen.

Arbeiter, Studenten, Schüler, Rechtsanwälte und Ärzte tänzeln bei ihm im Ring und um die Sandsäcke. „Boxen steht nicht für Gewalt und Schlägereien, sondern vermittelt Respekt und Freundschaft”, sagt Suttner, „das gilt für jeden Faustkämpfer, der bei uns trainiert.”

Mit „Fitness, Musik und Tralala” habe die Boxfabrik jedoch nichts zutun. „Wir sind eine klassische Boxschule”, sagt Suttner, der Besitzer und Betreiber ist und auch als Boxtrainer (A-Lizenz) gekonnt die Fäuste fliegen lässt. Mit dem Ziel, junge und alte Menschen an diesen erstaunlichen Sport heranzuführen. Und so kann man schon mit drei Jahren zwar nicht in den Ring steigen, dafür aber Ringen. Suttner: „Das kommt sehr gut an bei Eltern und Kindern. So lernen die Kleinen erst einmal ihren Körper und ihre Kraft kennen. In dem Bereich arbeiten wir auch mit Münchner Schulen zusammen.”

Ab dem Alter von zehn Jahren kann man sich in der Boxfabrik Handschuhe überstreifen. Projekte mit Kindern aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund fördert und unterstützt Suttner mit seinem Trainerteam zudem auch noch. Außerdem kümmert sich der Münchner um das Wohlbefinden von Vitali und Wladimir Klitschko. Für die beiden Schwergewichtsweltmeister baut er bei deren WM-Kämpfen den Ring auf und ab und schaut, dass während der Trainingslager alles für die Brüder passt.

Für die etwas ältere Boxgeneration steht „Manager-Boxen” auf dem Programm. Väter und Berufstätige können sich dabei in der Fabrik nach einem stressigen Arbeitstag auspowern. „Uns gibt es nun schon seit 28 Jahren”, erklärt Suttner, „früher wurde hier Eiscreme hergestellt.” Heute stehen in den Hallen vier Boxringe, hängen an den Wänden 40 Boxsäcke, zehn Plattformbirnen (Speedball) und fünf „Boden-Decken-Bälle” (Double End Bags). Daneben gibt es einen Kraftraum, ein Dampfbad sowie eine Sauna. „Nicht nur die Klitschkos werden von uns professionell betreut”, meint Suttner und betont: „Jeder Boxer soll beste Bedingungen vorfinden – und findet sie hier auch.”

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