Auf einen Döner mit Cacau

Beim SV Türkgücü Ataspor München werden nicht nur Talente ausgebildet, sondern auch junge Menschen aus allerlei Nationen integriert.
AZ: Herr Kayabunar, fiebern Sie in Istanbul live mit, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Freitag gegen die Türkei in der EM-Qualifikation spielt?
ALPARSLAN KAYABUNAR: Leider nicht. In Berlin vor einem Jahr war ich dabei. Das war wirklich toll, eine unglaublich schöne Atmosphäre. Aber jetzt war ich gerade erst in der Türkei, ich komme gebürtig aus Istanbul. Da ist es auch wieder schön in München zu sein. Arbeiten muss ich neben dem Fußball ja auch noch.
Haben Sie denn als Abteilungsleiter der Fußballer von SV Türkgücü-Ataspor München einen gemeinsamen Fernsehabend geplant?
Nein, dieses Mal machen wir nichts. Ich werde mir das Spiel in aller Ruhe bei uns Zuhause anschauen.
Drücken Sie der Türkei die Daumen?
In meiner Brust schlagen zwei Herzen, muss ich zugeben - eines für Deutschland und eines für die Türkei. Nach über 30 Jahren, die ich nun schon in München lebe, ist das aber auch ganz normal.
Hat Mesut Özil, der für die deutsche Mannschaft auf Torejagd geht, Ihre Sympathien für Deutschland verstärkt?
Mesut Özil ist ein großartiger Spieler. Es ist fantastisch was er mit dem und durch den Fußball geschafft hat. Aber deswegen bin ich kein Deutschland-Fan geworden. Das war ich schon vorher. Mir geht es einfach um den Fußball und darum, den Jugendlichen durch den Sport und unseren Verein zu helfen, sie zu fördern. Dem einen oder anderen Spieler als Sprungbrett zu dienen, auf dem Weg in die Bundesliga.
So wie Stuttgarts Cacau?
Genau. Er hat zwar nur ein gutes Jahr bei uns gespielt. Aber wir haben ihn damals aufgenommen und uns um ihn gekümmert. Er war 19 Jahre alt, saß hier in meinem Büro und hatte Hunger, konnte noch nicht so gut deutsch sprechen. Da sind wir los und haben Döner gegessen. Er war damals schon ein sehr freundlicher und zurückhaltender Typ. Genau wie auch der frühere Löwenstar Bernhard Winkler, der kam mit 21 Jahren zu uns.
Nationalitäten spielen bei Türkgücü keine Rolle?
Bei uns gibt es keine Grenzen. Wir sind ein echter Multikulti-Verein: Kroaten, Iraner, Brasilianer, Türken - und ein paar Bayern haben wir natürlich auch noch. Der Fußball verbindet und integriert schnell. Aber wir kümmern uns dabei nicht nur um das Sportliche. Wenn Jugendliche schulische oder persönliche Probleme haben, sind wir da und unterstützen sie, suchen mit den Eltern eine Lösung.
Sie haben kein eigenes Vereinsgelände, dafür jedoch neuerdings einen Vereinsbus.
Das stimmt. Den hat uns ein Sponsor ermöglicht. Und den finden vor allem unsere Nachwuchsspieler ganz toll. Die freuen sich immer, wenn sie damit zu den Auswärtsspielen fahren dürfen.