Auf ein Spezi mit Faris
AZ-Reporterin Silke Keul trifft Triathlon-Star Faris Al-Sultan – und ist überrascht, wie dünn der gebürtige Münchner ist. Trotz seiner Erfolge ist der Halbiraker ein bodenständiger Mensch geblieben
Irgendwie habe ich ihn mir kompakter vorgestellt. Mit dieser Figur hätte ich Faris Al-Sultan vielleicht nicht erkannt, wenn er in normaler Kleidung auf den Straßen Münchens an mir vorbeigegangen wäre. Nun ist er aber überpünktlich zu unserem Treffen am Sportclub der HVB gekommen, lehnt sein Rad an die Hauswand, setzt sich auf die Bank daneben und pfriemelt an den Radschuhen rum, die er gegen Laufschuhe tauscht. Der Weltklasse-Triathlet (34) trägt seine Teamkleidung mit dem Aufdruck „Abu Dhabi".
181 Zentimeter Größe, das mag stimmen. Aber 72 Kilo Gewicht, wie es in seinem Profil auf der Teamwebseite steht, das ist jetzt, wenige Wochen nach dem Ironman auf Hawaii, an dem er wieder teilgenommen hat, wahrscheinlich zu hoch angesetzt.
Ich erinnere mich an den Ironman in Regensburg. Das erste Rennen, das ich live an der Strecke verfolgt habe. Das Rennen, in dem Andreas Böcherer auf dem Rad einen guten Vorsprung hatte und Faris al-Sultan sich auf der Marathonstrecke Kilometer für Kilometer nach vorn saugte, bis er gewann. Seither bin ich schwer beeindruckt von dem Münchner, den ich immer nur in Momentaufnahmen sah.
Heimlich habe ich immer gehofft, Al-Sultan beim Training im Olympiabad zu treffen. Der mehrfache Ironman-Sieger soll Aussagen meiner Bekannten zufolge, hin und wieder auf der 50-Meter-Bahn trainieren - wenn er nicht gerade für Wettkämpfe in der Welt rumjettet oder in Abu Dhabi verweilt. Nun sitzt er da.
Ein gescheiter Sportler, wie sich im Gespräch zeigt, der nach vier Jahren ohne einstelligen Platz bei der Weltmeisterschaft nun Fünfter auf Hawaii wurde – und der noch nicht daran denkt, die Karriere an den Nagel zu hängen. Mit 16 Jahren ist er seinen ersten Marathon gelaufen, mit 19 nahm er auf Lanzarote an seinem ersten Ironman teil. Für die meisten Triathleten wird er spätestens seit seinem Weltmeistertitel 2005 Idol sein. Eigentlich ein Grund, als Mensch über dem Boden zu schweben.
Trotzdem ist der Halbiraker kein Angeber geworden. Sehr sympathisch und geerdet wirkt er, als er mit seinem Glas Spezi vor mir sitzt und geduldig auf meine Fragen antwortet. Er lächelt hin und wieder, bevor er etwas sagt und schaut anschließend mit seinen dunklen Augen auffordernd, auf die nächste Frage wartend. Aber er wirkt auch müde. Kaum verwunderlich nach einer Saison, die im März beginnt und erst Ende September endet. Und die sicherlich jegliches Fettzellchen zerstört haben wird, falls es jemals eines am Körper von Faris Al-Sultan gegeben haben soll.
- Themen: