Auf den Schirm!
Skicross-Fahrerin Alexandra Grauvogl aus Bad Wiessee träumt von einer Olympia-Medaille - und will ins Fernsehen.
BAD WIESSEE Wie die Bilder sich gleichen. Ob Maria Riesch, Kathrin Hölzl oder Felix Neureuther: Sind die Alpin-Stars erfolgreich, halten sie hinterher ihre Ski demonstrativ in die Kamera, loben die Techniker, weil die mal wieder die berühmten Wunderski unter die Füße gezaubert haben. Die deutschen Skicrosser tun dies nicht, nicht weil sie unhöflich wären. Sondern weil sie als Randsportler eben nicht im Fernsehen sind.
Am 21. Februar 2010 dann wohl aber doch. Am Cypress Hill hoch über Vancouver gelegenen Cypress Hill feiert Skicross dann seine Olympia-Premiere, mit dem Rennen der Männer. Und dann werden auch die TV-Sender nicht mehr herumkommen um dieses faszierende Massenstartrennen mit vier Fahrern über Sprünge, Wellen und Steilkurven.
Und es soll endlich Schluss sein mit den Klischees.
Die Frage, die Alexandra Grauvogl, die WM-Dritte von 2007, bisher am häufigsten beantworten musste, ist die, ob Skicross die ideale Beschäftigung für Alpine im Vorruhestand oder wahlweise ein Auffanglager für ausrangierte Rennfahrer sei. Die 28-Jährige Münchnerin war früher selbst Abfahrerin. Zwischen 1999 und 2002 trat sie in 21 Weltcup-Rennen an, mehr als ein 22. Platz war aber nie drin.
Nach ihrem zweiten Kreuzbandriss 2003 beendete sie die alpine Karriere und wechselte zu den Crossern, wo es in erster Linie nicht mehr im Kampf gegen die Uhr geht. Sondern gegen andere Frauen. Im direkten Duell.
Grauvogl begann in München ein Studium der Kommunikationswissenschaften, im Mai 2009 schloss sie ab. Nach dem Master an der Uni hofft sie nun auf die Medaille bei Olympia, auch wenn es im DSV nach wie vor eine Zwei-Klassengesellschaft gibt. Spürbar ist das für Grauvogl vor allem an den Finanzen.
Seit die Cross-Fahrer 2007 zu den Alpinen gehören, bekommen die Athleten immerhin eine Grundförderung. Die bekamen sie zuvor im Bereich Freestyle nicht. Die Kosten für die Saisonvorbereitung von bis zu 10000 Euro aber zahlt Grauvogl selbst.
„Klar nervt das manchmal. Wenn man sieht, dass das anderen reingeschoben wird, die das eigentlich nicht mehr brauchen würden. Aber mei, die meisten haben sich das auch verdient.“
Ihr Olympia-Winter beginnt nun mit dem Weltcup am Montag im italienischen San Candido, bald danach geht es zu Olympia. „Jeder“, sagt sie, „hat da Chancen auf eine Medaille". Und darauf, die Ski endlich in die Kamera halten zu dürfen.
Emma Glatzig