Auch die Polizei spielt mit
Kurios: Jungprofi Kieffer wurde von den Beamten ausgebremst. Wer die Gewinner und wer die Verlierer sind – die Bilanz der BMW Open
EICHENRIED Rein sportlich gesehen zählte die 25. Jubiläumsausgabe der BMW Open in Eichenried sicher zu den Höhepunkten der vergangenen Jahre. Drei Spieler teilten sich nach 54 gespielten Löchern mit je 201 Schlägen (15 unter Par) die Führung: Alex Noren (Schweden), Ernie Els (Südafrika) und Alexander Levy (Frankreich). Knapp dahinter mit 12 unter Par: Martin Kaymer und Marcel Siem. Wer nach der vierten und letzten Runde die wenigsten Schläge benötigte, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Eine Bilanz lässt sich dennoch ziehen.
GEWINNER: Der Platz. Viele Profis kamen direkt vom Masters ins Erdinger Moos, und nach all den fiesen, hinterhältigen Kursen, die die Cracks in den Vereinigten Staaten zu bezwingen hatten, war nun beinahe ein kollektives Aufatmen zu vernehmen. Besonders am ersten Tag hatten es die Eichenrieder Kurssetzer gut mit den Teilnehmern gemeint und einen vergleichsweise einfachen Kurs gesetzt, mit angenehmen Fahnenpositionen, was prompt zu einem veritablen Birdie-Festival führte. Marcel Siem fürchtete gar, dass der Platz in Eichenried auf diese Weise „auseinandergenommen” werde. Doch in den kommenden Tagen steckten die Fahnen wieder schwieriger, der Platz zeigte sozusagen seine Zähne – und forderte die weltbesten Spieler. Genau so soll es sein.
VERLIERER: Bernhard Langer. Im exquisiten Buch zum Silber-Jubiläum hatte der Alt-Star noch von seinem bislang unerfüllten Wunsch eines Turniersieges in Eichenried geschrieben – mitgespielt hat er jedoch nicht, sondern lieber in den USA bei der so genannten Champions Tour abgeschlagen. Schon 22 Mal trat der 55-Jährige in Eichenried an, wurde fünf Mal Zweiter, doch gewinnen konnte Deutschlands Mister Golf hier noch nie. Der deutsche Nachwuchs bekleckerte sich allerdings auch nicht mit gerade mit Ruhm. 4 aus 14 hieß es, als am Freitagabend in Eichenried der Cut gezogen wurde. Während Martin Kaymer und Marcel Siem erwartungsgemäß vorne mitspielten, rutschte außer dem 26-Jährigen Franken Bernd Ritthammer nur Newcomer Maximilian Kieffer gerade noch so in die nächsten zwei Runden. Alex Cejka verpasste ebenso den Cut wie das hoch gelobte Wunderkind Dominic Foos, das mit seinen gerade mal 15 Jahren aber immer noch besser abschnitt als der erfahrene britische Profi David Lynn.
ÜBERRASCHUNG: Gut, Maximilian Kieffer zählte am Freitagabend bei der Player’s Party im „Rilano’s” sicher zu den Aktivposten, aber gleich eine Alkohol- und Drogenkontrolle? Verwundert lenkte der Jung-Profi sein gerade erst am Vortag vom Sponsor geliefertes PS-Geschoss an den Straßenrand, als ihn kurz vor Eichenried ein Polizeibeamter rauswinkte. „Ich hab’ gesagt, ich bin Sportler”, erzählte Kieffer, „aber das haben sie nicht durchgehen lassen.” Fast hätte er seine Runde verpasst. Doch es ging alles gut. Auch mit Bernd Ritthammer hatte niemand gerechnet. Der Gunzenhausener, derzeit Nummer 617 der Weltrangliste, lag vor der letzten Runde mit neun unter Par glänzend im Rennen und ließ seinen 68er- beziehungsweise 70er-Runden eine 69 folgen – was ihn am Sonntagabend wohl das beste Profi-Ergebnis seiner Karriere bescheren wird. Bislang war der 44. Rang beim Turnier in Marokko Bestwert. Nicht übel für einen, der zuletzt in der zweitklassigen Challenge Tour unterwegs war.
ZUSCHAUER: „Einmal eine ganz normale Woche!” Der fromme Wunsch von Magnus Wiese, Sportmarketing-Leiter des Veranstalters BMW, wurde nicht erfüllt. Der Regen am Samstagmorgen verwandelte die Parkplätze mal wieder in Sumpfgebiete. Dennoch kamen an den vier Wettkampftagen rund 57000 Zuschauer auf die Anlage – etwa so viel wie im vergangenen Jahr in Pulheim. Dorthin werden die BMW Open auch im nächsten Jahr wieder pendeln. Wann die Entscheidung über die Zukunft von Deutschlands einzigem Männer-Profi-Turnier fällt, ist weiterhin offen.