Arthur Abraham: Ein gebrochener Weltmeister
Box-Champion Arthur Abraham siegt, enttäuscht und leidet bei seinem WM-Kampf in Berlin gegen Nikola Sjekloca. Angeblich kämpfte er mit einer Handfraktur.
Berlin - Die Vorstellung: zum Vergessen. Box-Weltmeister Arthur Abraham verfiel bei seiner ersten Titelverteidigung, nach dem er sich den WM-Gürtel am 1. März von Robert Stieglitz zurückerobert hatte, gegen den Nobody Nikola Sjekloca in alte, längst überwunden geglaubte Muster zurück. Ohne Feuer, ohne Einsatz boxte er seinen – technisch limitierten – Stiefel runter.
Die Erklärung: skurril. Gleich nach dem knappen, einstimmigen Punktsieg erzählte der 34-Jährige, dass er sich schon im Stieglitz-Kampf einen Haarriss in der rechten Schlaghand zugezogen habe und er die gesamte Vorbereitung nur mit einer Hand, der linken, absolviert hat. Arthur lobte sich selbst: „Es hat geklappt – ich konnte ihn mit einer Hand bezwingen. Immer wenn ich meine rechte einsetzte, wurde der ganze Körper vor Schmerz geschüttelt – wie bei einem Stromschlag.“
Von der Verletzung wusste außer ihm aber keiner. Trainer-Ikone Ulli Wegner herrschte den jammernden „King Arthur“ stattdessen in den Rundenpausen an: „Ich will von deiner Hand nichts mehr hören! Kämpfe!“ Nach dem Fight sprach der 72-Jährige nur davon, dass sich Abraham in der 1. Runde die Hand verletzt habe. „Bei mir steigen nur Boxer in den Ring, die hundertprozentig fit sind. Natürlich hätten wir den Kampf abgesagt, wenn die Verletzung so gravierend ist, wie Arthur berichtet“, sagte Manager Wilfried Sauerland, dessen zwei andere Aushängeschilder – Marco Huck und Pablo Hernandez – ihre WM-Kämpfe zuletzt jeweils mit Handverletzungen absagen mussten.
Nach dem Fight war nur eine Beule über dem Zeigefingergelenk zu sehen, das war alles. Erstaunlich: Wie Ringarzt Dr. Walter Wagner der AZ bestätigte, ließ sich Abraham vor dem Kampf keine Spritze für die Hand geben, wie es in solchen Fällen üblich (und bei Anmeldung auch nicht dopingrechtlich bedenklich) ist. „Arthur hat sich keine Spritze setzen lassen“, sagt Wagner, „danach wollte ich die Hand untersuchen, aber Arthur meinte, man könne sie nicht anlangen, so weh täte sie. Schmerzen hatte er offensichtlich. Aber ob es sich wirklich um einen Bruch – oder nur eine Prellung – handelt, kann nur die Kernspinuntersuchung ergeben, die ich angeraten habe.“