Arrivederci, Luca! Italien gescheitert

WIEN> - Der Weltmeister samt Bayern-Star Toni spielt Catenaccio und geht im Elferschießen unter. Dort besiegt Spanien seinen Fluch und zieht ins EM-Halbfinale ein.
Der Fußball-Gott ist gerecht. Die Italiener wurden für ihr grausames Destruktiv-Gekicke der Nullnummer nach 120 Minuten bitter bestraft. Die weiß gekleideten Azzurri unterlagen Spanien nach Elfmeterschießen 2:4. Spanien feiert Keeper Iker Casillas, der zwei Elfmeter parierte (Buffon wehrte nur einen ab) – und den Einzug ins Halbfinale am Donnerstag gegen Russland.
Und: Italiens Trainer Roberto Donadoni muss sich wohl einen neuen Job suchen. Er hat zwar kurz vor der EM seinen Vertrag bis 2010 verlängert, allerdings mit der Klausel, dass Italien mindestens das EM-Halbfinale schafft.
Am Sonntag musste Donadoni sein Herzstück im Mittelfeld ersetzen. Spielmacher Pirlo und Wadlbeißer Gattuso saßen auf der Tribüne nebeneinander ihre Gelbsperren ab, wurden durch Aquilani und Ambrosini vertreten. Im Angriff vertraute Italiens Coach weiter auf Cassano und Luca Toni. Toni hatte ob seiner Ladehemmung bisher bei der EM per SMS vor der Partie einen Hilferuf an Bayern-Kumpel Miro Klose geschickt. „Ich habe Stress mit meinem Freund, den Ball. Der macht nicht, was ich will.“ Klose tröstete ihn, gab ihm logischerweise aber keine Tipps. Schließlich haben die beiden um ein opulentes Abendessen gewettet. Wer weniger EM-Tore schießt, zahlt. Klose hat eins (gegen Portugal) bisher, kann noch drauflegen. Toni null – und ist raus.
Zoff mit dem Ball hatte Toni kaum. Er bekam ihn selten. Die Italiener praktizierten ihr berüchtigtes Catenaccio, die Riegel-Taktik. Die Angriffsversuche der Spanier unter den Augen ihres Königs Juan Carlos scheiterten immer wieder an der Italo-Mauer. Fernschüsse von Villa (25,) und Silva (32.) wurden zur sicheren Beute von Keeper Buffon. Silva (38.) und Iniesta (44.) zielten dann noch knapp vorbei. Zudem beraubte Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) die Spanier um zwei Torchancen: Er übersah, dass Ambrosini Villa im Strafraum auf den Fuß trat, pfiff folglich keinen Elfmeter (18.). Ex-Fifa-Schiri Urs Meier im ZDF: „Ein klarer Elfer, auch wenn’s im äußersten Eck des Strafraum passiert ist.“ Die Attacke von De Rossi an Silva (43.) war zwar vor dem Strafraum, aber eine gute Freistoß-Distanz wäre es gewesen.
„Ich konnte dem schnellen Spiel kaum folgen“, lästerte ZDF-Experte Jürgen Klopp zur Halbzeit. Der neue Dortmunder Coach meinte: „Beide Teams haben sich neutralisiert.“ Die Italiener hofften offensichtlich, dass sich die Spanier müde rennen. Sie selbst hatten ihre erste Chance nach einer Stunde, mehr durch Zufall als durch Spielkunst. Doch Camoranesi scheiterte nach einem Querschläger von Toni im spanischen Strafraum an Real Madrids Keeper Casillas.
Pech für Spanien, dass Sennas Schuss an den Pfosten kullerte (81.). Sie mussten in die Verlängerung, ins Elferschießen. Und triumphierten dann doch. Dank Casillas.