Armstrongs Matador

Contador ist am Ziel: Sein größter Rivale gibt auf und will ihm nun zum Tour-Sieg verhelfen. An seinem vermeintlichen Glückstag erinnert sich der Spanier an seinen schwersten Unfall.
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Contador ist am Ziel: Sein größter Rivale gibt auf und will ihm nun zum Tour-Sieg verhelfen. An seinem vermeintlichen Glückstag erinnert sich der Spanier an seinen schwersten Unfall.

SION Das geschmeidige, aber markante Gesicht mit den ausdrucksvollen braunen Augen würde auch gut zu „la montera“ passen – unter die Kappe des Stierkämpfers. Klingt ja auch ähnlich: Contador el Matador. Ein Bildwechsel vom spontanen Wildwest-Showdown mit der symbolischen Schussgeste Alberto Contadors gegen Lance Armstrong ist angebracht. Spanien, nicht Amerika hat jetzt die 96.Tour de France erobert. Der Matador hat in der Arena Verbier den texanischen Stier bei den Hörnern gepackt.

Am Ruhetag vor den nächsten Alpen-Anstrengungen mit der Königsetappe am Mittwoch, dem Zeitfahren am Donnerstag und dem Finale Mont Ventoux am Samstag war im Hotel „Castel“ in Sion die Leader-Rolle beim Team Astana eindeutig festgelegt. Es gilt jetzt, das Gelbe Trikot von Contador (26) zu verteidigen. Der bald 38 Jahre alte Lance Armstrong, Zweiter mit 1:37 Minuten Rückstand, wird den Kapitän nicht mehr angreifen.

„Wenn jemand gezeigt hat, dass er der Stärkste im Team ist, dann wäre es unehrenhaft und gegen alle Regeln des Radsports, ihn zu attackieren“, gibt sich der Egomane als Ehrenmann. „Ich bin zufrieden, Zweiter und Albertos Mannschaftskamerad zu sein.“ Und im Internetdienst Twitter schrieb er: „Mein Glückwunsch an ihn kommt von Herzen.“ Ungewohnte Bescheidenheit. Er versprach sogar, er werde helfen, das Trikot zu verteidigen. „Armstrong beugt sich. Er ist wieder auf dem Boden“, spottete das Tour-Organ „L'Equipe“, nachdem Contador dem Amerikaner seine Überlegenheit demonstriert hatte.

Der eher scheu wirkende Contador war seit dem Start in Monte Carlo im Team weitgehend isoliert gewesen, war von Armstrongs Ansprüchen und Arroganz genervt worden. „Ich hatte schwere Momente durchzustehen“, gab der Astana-Kapitän zu. Umso mehr gefällt ihm nun die neue Loyalität des siebenmaligen Tour-Siegers. „Es ist eine große Ehre, zu hören, dass er künftig für mich arbeiten will. Lance ist eben ein großer Profi. Jetzt wird sich das gesamte Team bemühen, meine Position zu verteidigen.“ Gegen Bahn-Olympiasieger Bradley Wiggins (29), gegen die Schleck-Brüder, gegen den jungen Italiener Vincenzo Nibali und gegen die Routiniers Carlos Sastre und Cadel Evans. Der Vorsprung von 1:46 Minuten (Wiggins) bis 4:27 (Evans) scheint komfortabel. Dazwischen liegt immer noch der junge Eschborner Tony Martin auf dem achten Rang mit 3:07 Minuten Rückstand.

Ob dies der schönste Tag seines Lebens sei, wurde Alberto Contador gefragt. Denn dem Tour-Sieg 2007 fehlte wegen des Doping-Ausschlusses seines Rivalen Rasmussen und der Verdächtigung, als „A.C.“ Kunde des Madrider Arztes und Blutwechslers Eufemio Fuentes gewesen zu sein, jeglicher Glanz. Obwohl ihn ein spanisches Gericht vom Verdacht freigesprochen hatte, in die „Operacion puerto“ verwickelt zu sein und der Weltverband UCI ihn daraufhin von der schwarzen Liste strich. „Nein“, erwiderte Contador, der 2008 den Giro und die Vuelta gewonnen hat, mit seinem Team Astana aber nicht zur Tour zugelassen wurde. „Der schönste Tag liegt vier Jahre zurück, als ich im Januar 2005 eine Etappe bei der Tour Down Under gewann. Es war die Rückkehr in den Wettkampf nach meinem schweren Unfall, der mich fast das Leben gekostet hätte.“

In seinem zweiten Profijahr hatte er bei einem Sturz in der Asturien-Rundfahrt 2004 schwere Gehirnblutungen erlitten. Nur das schnelle Eingreifen eines Arztes hatte Contador das junge Leben gerettet. Contador el Matador: Auch manch großer Stierkämpfer wurde in jungen Jahren schon mal von einem Horn aufgespießt und dennoch ein berühmter Torero.

Hartmut Scherzer

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