Armstrong nimmt auf Winfreys Beichtstuhl Platz

Der gefallene Radstar wird in der Talkshow von Oprah Winfrey über seinen Dopingskandal sprechen.
von  SID

 

Lance Armstrong wird am 17. Januar in der Talkshow von Oprah Winfrey über seinen Dopingskandal sprechen. Zudem wurde bekannt, dass der 41-Jährige im Jahr 2004 der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) eine Spende von etwa 250.000 Dollar angeboten habe.

Los Angeles - Lance Armstrong ist vieles zuzutrauen. Auch, dass er manchmal Strategien entwirft, mit denen keiner rechnet. Fast alles ist denkbar, wenn der gestürzte, frühere Radsport-Patron am 17. Januar in Austin/Texas auf seiner heimischen Couch an der Seite von Star-Moderatorin Oprah Winfrey Platz nimmt und zu seinem Dopingskandal Stellung bezieht.

Wirft er sich dort schluchzend Amerikas Beichtmutter in die Arme, so wie es eine Reihe Promis vor ihm getan haben? Eine Beichte oder besser ein Geständnis ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, würde aber nicht Armstrongs bisherigem Handeln entsprechen.

Denn, obwohl er die Gegenwehr nach den Enthüllungen der US-Anti-Doping-Agentur USADA aufgegeben zu haben scheint und seine lebenslange Sperre hingenommen hat, ist auch der Entwurf einer neuen Verschwörungstheorie einzukalkulieren.

Was der 41-Jährige zu sagen hat, dürfte in jedem Falle spannend werden. Es ist sein erstes Interview, seit er wegen systematischen Dopings verurteilt wurde und seine sieben Tour-de-France-Titel verloren hatte.

In einer 90-minütigen Sondersendung werden die "Jahre der Betrugsvorwürfe und der Verfolgung wegen der Lügen zum Gebrauch von Dopingmitteln" thematisiert, teilte Winfrey über das Gespräch mit, dass im Oprah-Winfrey-Network (OWN) und auf ihrer Webseite ausgestrahlt wird.

Immerhin ist die Ankündigung ein weiterer Baustein, der die Spekulationen um ein Geständnis stützt. Erst am Freitag waren dazu in New York Times und dem Wall Street Journal Gerüchte aus Armstrongs nicht näher genanntem Umfeld aufgetaucht, weil dieser doch gerne noch den einen oder anderen Triathlon absolvieren wolle.

Allerdings steht dem entgegen, dass der Texaner mit einer Offenbarung allen bereits angekündigten Regressforderungen Tür und Tor öffnen würde. Zumindest dann, wenn er nicht im Hintergrund Vorkehrungen getroffen hat. Auszuschließen ist auch dies nicht.

Armstrong überlässt eigentlich nie etwas dem Zufall, das wurde gerade in Ausführungen von USADA-Chef Travis Tygart in der Sendung "60 Minutes Sports" klar, die nahezu parallel zur Ankündigung des Talkshow-Auftritts erschienen. Der Chef der US-Anti-Doping-Agentur sprach über eine Spende von etwa 250.000 Dollar, die Armstrong im Jahr 2004 angeboten habe.

Tygart sei "geschockt" gewesen: "Wir haben nicht gezögert, das Angebot zurückzuweisen. Das war ein klarer Interessenskonflikt für uns", sagte er. Tygart beschrieb die Struktur des Systems Armstrong als der "Mafia" ähnlich und äußerte sich nochmals ausführlich zu den von der USADA gesammelten Erkenntnissen.

Armstrong Anwalt Tim Herman beeilte sich, in der USA Today den Spendenvorwurf zu dementieren. "Da ist nichts Wahres dran. Lance hat heute das erste Mal davon gehört. Er hat so ein Angebot nie gemacht", sagte Herman. Armstrong war übrigens ebenfalls in die Sendung eingeladen worden, lehnte aber ab. Er bevorzugt eine andere Bühne.

 

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