Armstrong bäumt sich auf - Platz sechs in Pau
PARIS - Der tief in seiner Ehre gekränkte Lance Armstrong hat sich bei seiner Abschiedstour noch einmal zurückgemeldet. Der Rekordsieger - im Gesamtklassement weit hinten - ließ bei seinem 6. Etappenrang in Pau kurz jene Klasse aufblitzen, die ihn seit 1999 bei «seiner» Tour ausgezeichnet hatte.
Der 38-Jährige, der in den vergangenen Tagen mit dem sportlichen Niedergang auch viele Schmähungen einstecken musste, hatte nach 199,5 Kilometern in Pau im Ziel der 16. Etappe im Spurt einer neunköpfigen Ausreißergruppe allerdings keine Chance auf den Tagessieg. Den sicherte sich der Franzose Pierrick Fedrigo vor seinem Landsmann Sandy Casar.
Der Amerikaner, in dieser Tour mit fünf Stürzen vom Glück wirklich nicht verwöhnt, verpasste in Pau seinen 23. Etappensieg in 13 Tour-Jahren. Sein letzter Tageserfolg in Frankreich liegt fünf Jahre zurück: 2005 hatte Armstrong in St. Etienne das Einzelzeitfahren gewonnen.
Bei seinem nicht mehr für möglich gehaltenen Aufbäumen profitierte Armstrong aber sicher auch von der Inaktivität der Topfahrer Alberto Contador und Andy Schleck. Die beiden Erstplatzierten des Gesamtklassements erreichten das Ziel mit 6:46 Minuten Rückstand auf die Armstrong-Gruppe und ließen bei der Tagestour über vier Pyrenäen-Riesen in der Verfolgung eine gewisse Konsequenz vermissen. Beide Spitzenfahrer trennen vor dem zweiten Tour-Ruhetag weiter acht Sekunden.
Vielleicht war der spanische Träger des Gelben Trikots noch gehemmt von seinem Angriff vom Vortag: Dort hatte er Schleck die Führung abgenommen, als er während eines Defektes des Luxemburgers attackiert hatte. Nach der Etappe entschuldigte sich Contador für den Angriff.
Das moderate Tempo der Spitzenfahrer kam Armstrongs Plänen entgegen. Der inzwischen im Tour-Ranking tief gefallene Seriensieger aus Texas hatte sich kurz nach dem Start in Bagnères-de-Luchon zusammen mit weiteren Fahrern vom Hauptfeld gelöst. Die legendären Pyrenäen-Anstiege Peyresourde, Aspin, Tourmalet oder Aubisque konnten die Fahrt der Ausreißer nicht bremsen. Auf dem Gipfel des 2115 Meter hohen Aubisque 61 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung der Ausreißer auf Contador, Schleck und Co. 9:45 Minuten.
Im letzten Teil der rasenden Abfahrt hatte sich der Spanier Carlos Barredo von der Armstrong-Gruppe abgesetzt. Aber er konnte den Verfolgern in der Ebene nicht standhalten und wurde 1300 Meter vor dem Ziel «geschluckt». Armstrong versuchte im Schlussspurt einigermaßen mitzuhalten, musste dann rund 100 Meter vor dem Zielstrich aber einsehen, dass es keinen Zweck hatte. Er hörte auf zu treten und trudelte ins Ziel.
Der Träger des Grünen Trikots, Alessandro Petacchi, musste um den Ausschluss wegen Zeitüberschreitung bangen. Auf dem Aubisque trennten ihn und seine zurückgefallene Gruppe schon weit über 30 Minuten von der Spitze. Vielleicht sind dem Italiener am Dienstag bekanntgewordene Doping-Ermittlungen gegen ihn durch die Staatsanwaltschaft Padua in die Glieder gefahren. Nach der Tour muss er sich verantworten. (dpa)
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