ARD-Frau Valeska Homburg: „Die sollen sich wohlfühlen“

Schmitt? Bodmer? Ach was! Das Highlight aus deutscher Sicht bei dieser Vierschanzentournee heißt Valeska Homburg. Hier erzählt die ARD-Frau über den schwierigen Job, Monica Lierhaus zu ersetzen.
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Valeska Homburg
Bongarts/Getty Images Valeska Homburg

Schmitt? Bodmer? Ach was! Das Highlight aus deutscher Sicht bei dieser Vierschanzentournee heißt Valeska Homburg. Hier erzählt die ARD-Frau über den schwierigen Job, Monica Lierhaus zu ersetzen.

AZ: Das neue Jahr ging ja schon gut los für Sie, Frau Homburg. Garmisch und Innsbruck übertrugen die Kollegen des ZDF, da konnten Sie ja den Jahreswechsel und Ihren Geburtstag am Sonntag in aller Ruhe feiern.

VALESKA HOMBURG: Ja, war alles recht entspannt. Silvester haben wir mit einer kleinen ARD-Crew auf einer Hütte verbracht, Sonntag war ich dann schon auf der Anreise nach Bischofshofen.

Wo Sie dann das Dreikönigs-Springen moderieren. Vor einem Jahr hatte dort Monica Lierhaus ihren bislang letzten TV-Auftritt, kurz vor ihrer schweren Erkrankung. Wissen Sie, wie es ihr geht?

Dazu möchte ich nichts sagen, da bitte ich um Verständnis. Ein ganz sensibles Thema, es ist ihr sicher auch am liebsten, wenn man nicht da drüber spricht.

Sehen Sie sich als Ersatz für Monica Lierhaus?

Ja. Neulich hieß es schon, ich sei ihre Nachfolgerin. Davon möchte ich mich distanzieren. Monica kann hier nicht antreten, deswegen bin ich nicht ihre Nachfolgerin, sondern ich vertrete sie.

Und als Vertretung wollte die ARD wieder eine Frau?

Ich moderiere die Weltcups im Skispringen ja schon seit mehr als zwei Jahren, darum war es vielleicht nicht ganz abwegig, dass sie mich genommen haben. Ich gehe davon aus, dass ich mich durch sportliche Kompetenz qualifiziert habe und nicht, weil ich eine Frau bin.

Haben es Frauen wirklich schwerer, wenn sie im Fernsehen Sport übertragen? Wie viele schwache Chauvi-Sprüche mussten Sie sich denn schon anhören?

Manchmal hat man schon das Gefühl, wenn man einen Fehler macht, dass manche Leute nur drauf gewartet haben, weil sie dann die Legitimation haben, zu sagen: „Schau hin, die kann's doch nicht." Inhaltliche Fehler wiegen bei einer Frau sicher schwerer.

Wie bei Carmen Thomas, die 1973 im Sportstudio von "Schalke 05" sprach, worauf "Bild" ihren Rausschmiss forderte.

Ja, und ich denke, einem Mann werden solche Fehler immer noch leichter verziehen. Aber letztlich interessiert mich das nicht. Das Thema Männlein und Weiblein sehe ich ganz entspannt. Mein Herz hängt einfach am Sport. Ich habe Sport studiert, war als Turnerin selbst aktiv. Es ist ein Bereich, in dem ich mich auskenne. Deshalb fühle ich mich sicher. Ich habe einmal gesagt, ich werde nie Sendungen machen oder Menschen interviewen zu Themen, von denen ich keine Ahnung habe. Gerade bei Interviews ist es am Spannendsten, wenn man in die Tiefe gehen kann.

Dabei wird doch gerade Sportjournalismus im Fernsehen oft als sehr gefällig und oberflächlich kritisiert.

Oberflächlichkeit ist mir fremd. Deswegen bereite ich mich auch immer gründlichst vor, etwa auf meine Sendung "Sport im Dritten" im SWR, wo ich mit Sportlern meist etwa zehn Minuten rede. Da will ich auch nachhaken können, auch unbequeme Fragen stellen.

Es doch die gerade die Verbrüderung, das Kumpeltum, die unkritische Distanz zu den Sportlern, die bei Moderatoren oft bemängelt wird.

Natürlich ist Sport auch Unterhaltung, auch in der ARD, klar. Darum versuche ich immer eine Mischung zwischen kritischer Berichterstattung und Unterhaltung. Sagen wir es so: Ich will meinen Gast oder Gesprächspartner weder platt machen noch hofieren. Ich will nicht den Kuschelkurs, aber mich auch nicht selbst profilieren durch superkritische Nachfragen, nur um dabei glänzen zu können. Mir geht es darum, dass sich meine Gäste wohl fühlen sollen. Mit geht’s nicht um mich.

]Zur Zeit geht es aber sehr wohl viel um Sie. Es gibt Berichte über Sie in Klatschmagazinen wie „Bunte" und „Gala". Tut es nicht doch auch der eigenen Eitelkeit ganz gut?

Ich kann das gut einordnen. Das ist ein Zirkus, der eigentlich gar nicht meine Welt ist. Mein Glück, meine Zufriedenheit, ziehe ich nicht aus dem Job. Ich könnte morgen auch einen ganz anderen Job machen und wäre trotzdem glücklich. Außerdem habe ich das gar nicht so gerne, in solchen Blättern zu stehen. Es geht mir darum, meinen Job gut zu machen. Natürlich ist es eine schöne Begleiterscheinung, wenn die Leute denken, dass sie nicht nur einfach Infos präsentiert bekommen, sondern die auch noch von einem netten Menschen vermittelt werden. Das freut mich dann, wenn die Menschen so denken zuhause am Bildschirm.

Und wenn Sie daheim am Bildschirm sitzen, was schauen Sie dann?

Viel Sport natürlich. Nachrichten. Und Stromberg.

Und Karnevalssitzungen.

Nein. Nie.

Sie leben doch in Köln.

Ja. Eben. Deswegen schaue ich sie mir ja nicht an, sondern nehme selbst daran teil.

Das gefällt Ihnen also?

Ja, ich kam ja zum Studium aus Wolfsburg nach Köln, und im Karneval hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du fliehst aus der Stadt oder du feierst mit.

Umso bitterer, dass Sie gerade zum Endspurt im Februar fehlen, weil Sie für die ARD bei Olympia in Vancouver sein müssen. Auch sonst sind Sie im Winter ja viel unterwegs. Ist das mit der Mentalität hier in den Alpen nicht immer ein rechter Kulturschock für Sie?

Gar nicht. In Garmisch bin ich mal eine Stunde durch die Gegend gejoggt, es ist wunderschön hier. Die Hotels, die schönen Betten, das gute Frühstück, das rustikale Essen und abends das Bier.

Geht auch mehr in die Gläser rein hier als in Köln. Das auch, ja. Und mit den hohen Bergen fühle ich mich fast wie im Urlaub, ich als Norddeutsche vom flachen Land. ist wirklich richtig urig bei Euch.I

Florian Kinast

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