Apnoetaucher Jens Stötzner: Tiefenrausch mit Rekorden

Einatmen, tief Luft holen und abtauchen ins tiefe Blau - auf minus 76 Meter! Diesen neuen Rekord hat Apnoetaucher Jens Stötzner beim Tiefseetauchwettkampf "Crystal Clear Water" aufgestellt, der vom 17. bis 21. August in Polen stattgefunden hat. Alles, was der gebürtige Berliner dafür an Equipment hatte, waren sein Taucheranzug, seine Maske und die Monoflosse. Denn, anders als beim Gerätetauchen, wird beim Apnoe- oder Freitauchen nur dieser eine Atemzug genutzt.
Stötzner stellte in drei von vier Wettkampfdisziplinen neue Tieftauchrekorde auf. Im tiefsten See Polens - der Hancza-See ist bis zu 113 Meter tief - tauchte Stötzner in der Freitauchdisziplin "Constant Weight" (CWT) aus eigener Kraft auf minus 76 Meter hinab.
Mit nur einem Atemzug versucht der Taucher bei dieser Disziplin, so tief wie möglich und dann wieder zurück an die Oberfläche zu tauchen. Für den Weg nach unten darf Blei mit gleichbleibendem Gewicht und eine speziell für den Wettkampf verwendete Monoflosse getragen werden. Abgetaucht wird entlang eines Seils. Jens Stötzner schlug mit diesem neuen Tiefseerekord im See Torsten Erhardt, der vor neun Jahren einen Rekord von minus 75 Meter aufgestellt hatte.
Seine bestehenden Rekorde im See in den Disziplinen "Constant Weight ohne Flossen" (CNF) und "Constant Weight mit Doppelflosse" (CWTB) konnte er jeweils um zwei Meter auf minus 56 Meter in der Disziplin CNF und auf minus 66 Meter in CWTB-Tauchen verbessern.
Die mentale Herausforderung für das Apnoetauchen im See, so erklärt Stötzner selbst in einer Mitteilung, liegt bei den stark fallenden Temperaturen, bei denen selbst im Hochsommer die Wassertemperatur auf fünf Grad an der Grundplatte abfällt. Die sogenannten Temperatur-Sprungschichten würden demnach die Entspannung für den konzentrierten Druckausgleich des Mittelohres und der Nebenhöhlen erschweren.

Ende August steht die Deutsche Meisterschaft im Tieftauchen an
Hinzu kommen absolute Dunkelheit und eingeschränkte Sicht in der Tiefe, die zudem die Orientierung am Führungsseil schwierig macht. Auch die Stickstoffnarkose könne heimtückisch werden, da sie die Wahrnehmung in der Tiefe verzerrt. Kälte und Dunkelheit tun ihres dazu. In der Folge könnte dies die Zeitwahrnehmung verändern oder Halluzinationen auftreten.
Vergleichbar sei der Tiefenraum etwa mit einem Alkoholrausch, schreibt Stötzner, der derzeit in Zirndorf wohnt (Kreis Fürth).
Durch die Corona-Restriktionen und geschlossenen Schwimmbäder verlagerte der Extremsportler Stötzner seine Trainingseinheiten ins Freiwasser. Aber auch sein alter Tauchverein in Regensburg (UCR) und seine Mitgliedschaft im Nationalkader haben ihm zumindest einmal pro Woche die Möglichkeit geboten, im Schwimmbad zu trainieren.
Der Deutschen Tieftauch-Meisterschaft Ende August im Steinbruch Wildschütz bei Leipzig kann Stötzner nach diesem Rekord als erster Generalprobe nun etwas entspannter entgegensehen.