Anni Friesinger bangt: Olympia als Hoffnungslauf

Richmond (dpa) - Der Ehrgeiz treibt sie nach vorn, doch der Körper spielt nicht immer mit: Ihre vierten und letzten Olympischen Spiele werden für Anni Friesinger-Postma mehr und mehr zu einem Hoffnungslauf.
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Anni Friesinger-Postma läuft bei einem Trainingslauf durch die Kurve.
dpa Anni Friesinger-Postma läuft bei einem Trainingslauf durch die Kurve.

Richmond (dpa) - Der Ehrgeiz treibt sie nach vorn, doch der Körper spielt nicht immer mit: Ihre vierten und letzten Olympischen Spiele werden für Anni Friesinger-Postma mehr und mehr zu einem Hoffnungslauf.

Beim letzten Test vor der großen Show im Richmond Olympic Oval ging es wieder nur einen winzigen Schritt nach vorn - zu wenig für die ewig ungeduldige Eisflitzerin. In 1:16,86 Minuten verfehlte sie auf den 1000 Metern den Bahnrekord zwar nur um 0,58 Sekunden, doch selbst zwei Russinnen waren noch schneller als sie. «Alles war ein bisschen wacklig: der Körper zu hoch, zu wenig Power», sagte die 33-Jährige.

Nach dem Seuchenjahr mit Innenbandriss im Knöchel, stetig dickem Knie und Schweinegrippe redet sich Friesinger jedoch immer wieder selber Mut zu. «Ich will nicht unzufrieden sein. Aber es waren doch einige Fehler in meinem Lauf. Da musste ich mir von Gianni schon einiges anhören», räumte sie nach der Kritik ihres stark technik- orientierten Trainers Gianni Romme ein. «Die Kurven waren sonst meine Stärke, das lief heute nicht so.» Und bei der Aufzählung der eigenen Unzulänglichkeiten erschrickt sie fast und schlägt die Hände vors Gesicht: «Ich will nicht länger drüber nachdenken, sonst glaube ich noch, ich hätte gar nichts mehr drauf.»

Bittere Einsichten, die den Gemütszustand der 16-maligen Weltmeisterin und zweimaligen Olympiasiegerin widerspiegeln. Das Wort vom Gold fällt immer seltener, nur noch eine Medaille wird zum Ziel. Der Realismus weicht einstigen Ansprüchen. Mittlerweile geht es für das Glamour Girl des Eisschnelllaufs offenbar nur noch um einen respektablen Abgang von der olympischen Bühne.

Doch Friesinger wäre nicht Friesinger, würde sie wegen der Rückschläge aufgeben. «Ich laufe volle Pulle die 1000 Meter, sonst würde ich nicht antreten», antwortet sie auf die Frage, ob sie nicht volle Konzentration auf die 1500 Meter legen will, wo die offenkundigen Start-Schwierigkeiten nicht so ins Gewicht fallen.

Angetrieben wird sie vom unbändigen Willen, noch einmal die Beste zu sein. Ruhm und Geld sind es nicht, oder zumindest nicht mehr. Das riesige Bauernhaus ihres Ehemannes Ids Postma im friesischen Daersum hat sie mit viel Einsatz in den zurückliegenden Monaten umgebaut und modernisiert. Doch das ländliche Liebesnest besucht sie nur unregelmäßig. Auch nach der Heirat im August 2009 hat sie ihre Eigentumswohnung in Salzburg behalten, um sich ihren «Freiraum zu erhalten». Ein Flugschein für einen Privatjet ist im Frühjahr ihr nächstes Ziel, um die Entfernungen zu ihrem Liebsten schneller überbrücken zu können.

Pünktlich zum Olympia-Countdown hatte sie mit erotischen Fotos ihre Rolle als «Sexy Anni» aufgefrischt, nachdem der Ärger über den in die «Causa Pechstein» verwickelten Teamarzt Gerald Lutz die Schlagzeilen dominiert hatte. Zu groß war die Kränkung für Friesinger, dass der Verband nicht auf ihre schon im Sommer vorgetragenen Wünsche in Sachen medizinischer Betreuung reagierte und ihren Wunscharzt Volker Smasal brüskierte. Zu dem Disput um Lutz will sich Friesinger seit der Ankunft in Vancouver nicht mehr äußern.

Sollte das Knie Friesinger wieder einen Strich durch die Rechnung machen, könnte Vancouver sogar die letzte Station ihrer großen Karriere werden. Bislang gilt jedoch die WM 2011 im heimischen Inzell als Termin für ihren «Ausstand».

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