Angst vorm Untergang

Radsport in der Olympiahalle: Die Sixdays sind mittendrin im Strudel der Dopingskandale. Die Veranstaltung kämpft mit den Problemen der Szene. Die Folge: „Der Vorverkauf ist nicht zufriedenstellend.“
MÜNCHEN Immer wieder drängen Sorgenfalten auf die Stirn von Klaus Cyron. Das Lächeln beim Veranstaltungschef des Münchner Sechstagerennens ist eine Woche vor dem Startschuss in der Olympiahalle (6. bis 11. November) eingefroren. „Wir brauchen jeden Mann in der Halle“, fleht Cyron, und wiederholt aufs Neue sein Versprechen: „Wir haben so viele Attraktionen wie noch nie, das Kommen lohnt sich auf jeden Fall.“
Vor den 45. Münchner Sixdays stehen die Zeichen auf Abschied. Nicht nur von Erik Zabel, dem Radsport-Star und einstigen Dopingsünder, der hier am Montag in acht Tagen offiziell verabschiedet wird. Es sieht danach aus, als würde das Münchner Rennen im Strudel des dopingverseuchten Radsports mit in die Tiefe gerissen. „Der Vorverkauf läuft nicht zufriedenstellend“, sagt Cyron, er befürchtet, „dass der Zuschauer nicht zwischen Bahn- und Straßenradsport differenziert“.
Mit „Bauchweh“ blickt auch Rennleiter Sigi Renz in die Zukunft: „Ich bin seit 27 Jahren Käpt’n auf dem Schiff und will nicht dabei sein, wenn es untergeht.“ Der 70-Jährige verspricht den Fans großen Sport, „weil ich den Fahrern bei der Besprechung sagen werde, wie ernst die Lage ist.“ Renz will selbst bestimmen, wann er seine letzte Runde einläutet. „Jeder von uns weiß: Heuer muss es wieder hinhauen.“
Joscha Thieringer