Andreas Wellinger im Interview über Olympiasieg, Surfen und Studium

Andreas Wellinger lässt in der AZ seine Saison Revue passieren. Er spricht über seinen Sieg bei Olympia, das Formtief danach und über das Problem mit den Medaillen.
Johannes Schnabl |
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Andreas Wellinger nach dem Interview mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.
Andreas Wellinger nach dem Interview mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.

München - Der 22-jährige Skispringer Andreas Wellinger holte bei Olympia in Pyeongchang Gold von der Normalschanze. Dazu gewann er je Silber von der Großschanze und im Teamwettbewerb. Hier stellt er sich den Fragen im AZ-Interview.

Interview mit Olympiasieger Andreas Wellinger

AZ: Herr Wellinger, gut einen Monat danach – wieviel von Olympia haben Sie schon realisiert?
NDREAS WELLINGER: Puh, so ganz angekommen ist das Ganze immer noch nicht. Viel Zeit, die Erlebnisse sacken zu lassen, war ja nicht da, weil danach gleich andere Termine anstanden. So ein wenig realisiert hab’ ich das Ganze schon, vor allem, wenn ich die Medaille sehe. Aber was so alles auf einen eingeprasselt ist in diesen Tagen, das ganze Drumherum, die Emotionen das wird sicher noch eine ganze Weile dauern, bis man es verarbeitet hat.

Was hat sich seither für Sie verändert? Ihre Freudentränen nach dem Gewinn der Goldmedaille waren ja ein großer Moment der Spiele, der um die Welt ging.
Ganz ehrlich? Eigentlich nicht so viel. Ich bin der selbe Mensch geblieben, nur eben um einige Erlebnisse reicher. Andererseits merkt man schon, dass die Begeisterung um mich größer geworden ist. Aber genauso begeistert bin ich, wenn ich höre, dass ich diese Motivation an die Kids weitertragen kann, die jetzt mit dem Skispringen anfangen.

Lesen Sie hier: Andreas Wellinger - auf der Welle des Erfolgs

Erinnerungsgegenstände haben Sie jedenfalls einige aus Pyeongchang mitgenommen. Wo heben Sie denn Ihre Medaillen auf, unter dem Kopfkissen vielleicht?
Nein. Die liegen noch alle daheim. Einen geeigneten Platz habe ich tatsächlich noch nicht gefunden. Da bin ich noch am überlegen, ob es ein schöner Schrank wird oder vielleicht doch ein kleiner Safe. Der Materialwert spielt zwar nicht so die große Rolle. Aber was dahintersteckt, die Erlebnisse, die damit verbunden sind, die sind einfach unbezahlbar.

Olympische Medaillen: "Schmecken super!"

Dabei dürften die Medaillen schon ein paar Bissspuren haben. Man sah Sie ja ein paar mal reinbeißen. Wie schmecken die denn so?
(lacht) Ziemlich gut, schmeckt super.

Planica am Wochenende ist die letzte Station im Weltcup, danach ist die Saison endlich aus. Wie froh ist man darüber, endlich mal durchschnaufen zu können?
Es geht. Körperlich passt alles, aber der Kopf ist etwas erschöpft von der langen Saison mit den vielen Emotionen und den langen Reisen. Da bin ich jetzt auch mal froh, wenn ich etwas anderes machen kann, mich entspannen kann und den Kopf freibekomme. Aber das Skifliegen in Planica wird nochmal eine große Herausforderung.

Andreas Wellinger nach dem Interview mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.
Andreas Wellinger nach dem Interview mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl.
Andreas Wellinger nach dem Interview mit AZ-Redakteur Johannes Schnabl. Foto: AZ

Zuletzt ging Ihre Formkurve etwas nach unten...
Ja, die letzten Wochen waren intensiv, die Erwartungen an mich selbst extrem hoch. Vielleicht zu hoch. Im Skispringen geht es eben sehr schnell von Platz eins auf 20.

Voraussichtlich wird es der vierte Platz im Gesamtweltcup. Wie lautet also Ihr Saisonfazit?
Insgesamt extrem gut, speziell mit dem Olympia-Sieg und den drei Medaillen. Man wünscht sich ja immer, dass man an entsprechenden Tagen auf den Punkt fit ist – und das hat bei mir geklappt, sowohl bei Olympia als auch bei der Vierschanzentournee, wo ich in der Gesamtwertung Zweiter wurde. Hätte ich es vorher planen können, dann hätte meine Saison genauso ausgesehen. Der Sieg bei Olympia überstrahlt einfach alles.

Und danach wird erstmal aufgearbeitet, oder?
Ganz genau, dann geht es in den Urlaub nach Mexiko. Ein wenig in der Sonne entspannen, ein wenig surfen.

Sie surfen auch gelegentlich in München am Eisbach, tragen auch den Look. Starten Sie noch eine Surfer-Karriere?
Das wird schwierig (lacht). Wenn man da manche Jungs sieht, die mit zehn, zwölf Jahren auf den Brettern stehen, die haben mehr drauf als ich. Aber das Surfen wird sicher meine Leidenschaft bleiben.

Die Fußball-WM in Russland steht auch an. Ihr Opa sagte mal, Sie hätten auch ein großes Talent am Ball, angeblich sind Sie sogar beidfüßig.
Ich glaube, dass ich ganz gute Voraussetzungen für ein paar Sportarten habe. Fußball war der letzte Sport, den ich vor meiner Skisprungkarriere aufgegeben habe. Ich kicke immer noch ganz gern, aber der große Fußball hat sich für mich aus zeitlichen Gründen erledigt.

Wäre man bei den Gehältern heutzutage nicht lieber Fußballprofi als Skispringer?
Mei, nachdem es mir nicht um das Gehalt geht, bin ich über meinen eingeschlagenen Weg ganz glücklich. Die Emotionen, die ich erleben darf, sind unbezahlbar. Ich bin einfach froh, dass ich das machen kann, was ich liebe. Und mir geht es gut, ich habe alles, was ich brauche.

Andreas Wellinger: Glücklich mit dem BWL-Studium

Neben Ihrer Leidenschaft basteln Sie auch an Ihrer Zukunft. Wie läuft denn Ihr BWL-Studium?
Ich hab mich kürzlich erst informiert, welche Kurse ich im Sommer belegen kann. Mit dem Sport kann ja alles schnell vorbei sein. Normalerweise ist mit um die 30 Schluss. Und dann stehen noch 30 Jahre Berufsleben vor einem. Daher bin ich glücklich über mein Studium, damit ich auch nach der Karriere etwas habe, was mir Spaß macht. Aber in der Regelstudienzeit von sieben Semestern durchzukommen wird schwer.

Sie sind erst 22, haben aber schon viele Erfolge gefeiert. Denkt man nach so einem erfolgreichen Jahr auch mal an ein früheres Karriereende?
Nein, sicher nicht. Da bin ich noch ganz weit und kann euch alle beruhigen. Dafür mache ich auch meinen Sport zu gern. Ich habe noch große Ziele, die ich erreichen will und ich denke, dass Pyeongchang sicher nicht meine letzten Spiele waren

Lesen Sie hier: Mehr Meldungen aus dem Ressort Wintersport

 

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