Interview

Andreas Mies und Kevin Krawietz: "Roland Garros ist ein magischer Ort für uns"

Aller guten Dinge sind drei? Bei den French Open streben Andreas Mies und Kevin Krawietz den dritten Titel an. In der AZ sprechen die Doppel-Spezialisten über Vorbilder, Verletzungen und mehr Sendezeit.
von  Thomas Becker
Flüsterpost: Kevin Krawietz und Andreas Mies (r.).
Flüsterpost: Kevin Krawietz und Andreas Mies (r.). © IMAGO/Philippe Ruiz

AZ-Interview mit Kevin Krawietz und Andreas Mies: Die beiden deutschen Doppel-Spezialisten haben die French Open schon zweimal gewonnen (2019 & 2020). Nach ihren Titelerfolgen in in Barcelona und bei den BMW Open heuer fahren sie erneut als große Favoriten nach Paris.

AZ: Herr Krawietz, Herr Mies, nachträglich noch mal herzlichen Glückwunsch: Turniersiege in Barcelona und München, die ersten Titel seit dem French-Open-Triumph im Herbst 2020! Und das nach einem Jahr Trennung wegen Ihrer Knieverletzung, Herr Mies. Bei den BMW Open am Aumeisterweg gab's auch noch den Iphitos-Award aus den Händen von Michael Stich und Patrik Kühnen, dem einst so erfolgreichen Davis-Cup-Doppel. Schon speziell, oder?
ANDREAS MIES: Das war eine Riesen-Ehre! Erster Turniersieg in Deutschland und dann von diesen beiden Legenden geehrt zu werden: Besser geht's nicht. Stich und Kühnen haben wir selber noch spielen gesehen.
KEVIN KRAWIETZ: Das hat schon perfekt gepasst. Anfang des Jahres hatten wir ein paar Matches gleich in der ersten Runde verloren, aber zum Glück haben wir uns da raus-gezogen, in Barcelona enge Matches gewonnen, und dann mit einem Turniersieg nach München zu kommen, war natürlich schon etwas Besonderes.

Am Anfang waren Einzelspieler Vorbilder

Hatten Sie früher irgendwelche Doppel-Vorbilder? Man fängt ja schließlich als Einzelspieler an…
MIES: Nee, wir hatten Einzelspieler als Vorbilder: bei mir Roger Federer, Tommy Haas.
KRAWIETZ: Bei mir Marat Safin und Lleyton Hewitt.
MIES: Später haben wir dann schon auch mehr Doppel geschaut, und da waren die Bryan-Brüder schon diejenigen, an denen wir uns orientiert haben.

Wie haben Sie die lange Zeit ohne einander erlebt, als Sie, Herr Mies, Ihr Knie kuriert haben? Waren Sie viel in Kontakt, oder lässt man den Anderen dann eher in Ruhe?
MIES: Ich habe mich voll auf meine Reha konzentriert. Wir hatten vereinbart, dass wir, wenn ich wieder fit bin, im neuen Jahr zusammen weiter spielen. Ende des Jahres kam ich dann zurück, habe die Zeit genutzt, um mein Level wieder hochzuschrauben. Kevin hat ja ein sehr erfolgreiches Jahr mit Horia Tecau gespielt, sich für die WM qualifiziert. Jeder hat sich auf seine Sachen konzentriert, und wir wussten, dass wir im neuen Jahr wieder voll zusammen starten. Wir waren ständig in Kontakt, haben in Paris-Bercy einmal sogar gegeneinander gespielt, ich mit dem Franzosen Fabrice Martin. Aber es ist schon schön, wieder zusammen zu spielen.

Krawietz: "Nach drei Jahren weiß man, wie der Andere tickt"

Das Jahr ging gar nicht mal so gut los: Sie, Herr Mies, hat gleich mal Corona niedergestreckt, und dann muss man ja erst mal wieder zueinander finden auf dem Platz, oder?
KRAWIETZ: Das dauert schon ein bisschen, hat man bei uns ja auch an den Ergebnissen gesehen. Aber wir haben davor ja schon drei Jahre zusammengespielt - da weiß man schon, wie der Andere so tickt. Klar war diese lange Pause eine blöde Situation, aber ich glaube, wir haben das Beste daraus gemacht.

Die Doppel-Matches sind nicht nur höchst spektakulär anzusehen, sondern in neun von zehn Fällen auch total eng. Sehr viele Spiele enden im Champions-Tiebreak im dritten Satz. Nerven darf man da nicht haben, oder?
MIES: Das ist manchmal schon ein bisschen Lotterie, aber wir versuchen einfach, so gut und konstant zu sein, dass wir so viele glatte Siege wie möglich dabei haben. Aber wir sind froh über jeden Sieg, gerade nach der letzten Zeit. Es ist schwierig, da zu dominieren. Ich glaube, es gibt kein Doppel, das jedes Turnier glatt in zwei Sätzen gewinnt.

Aktuelle Platzierungen sollten für Grand Slams reichen

Durch die Verletzungspause sind KraMies im Ranking abgerutscht, was Ihnen zu Jahresbeginn schon ein paar kernige Auslosungen bescherte. Da haben die beiden Turniersiege sicher einen schönen Schub gegeben.
KRAWIETZ: Es geht schon wieder. Ich stehe auf Rang 15, Andy auf 21 - bei den Grand Slams dürften wir damit gesetzt sein. Klar sah das schon mal besser aus, aber die Gegner wollen uns auch nicht in der ersten Runde haben.

Wie speziell ist das Turnier in Roland Garros für Sie, wo Sie 2019 und 2020 triumphieren konnten?
MIES: Spezieller könnte es kaum sein! Das ist ein magischer Ort für uns. Zwei Mal gespielt, zwei Mal gewonnen. Bilanz: 12:0. Als Team sind wir da noch ungeschlagen, und fahren nun mit breiter Brust nach Paris. Wir ziehen daraus sehr viel Energie, auch in meiner Verletzungsphase habe ich immer wieder an die schönen Momente gedacht - und ich habe hart gearbeitet, um mich wieder in diese Position bringen zu können. Das ist schon sehr besonders dort. Das waren die schönsten Emotionen, die wir bisher in unserem Leben auf dem Tennisplatz hatten.

Mies: "Wir wollen versuchen das Doppel populärer zu machen"

Dank Ihrer Erfolge scheint das Doppel im deutschen Fernsehen ein wenig mehr Sendezeit zu bekommen - können Sie diesen Eindruck bestätigen?
KRAWIETZ: Das ist schon so und freut uns natürlich. Wäre schön, wenn es in Zukunft noch ein bisschen mehr wird, wenn man das Doppel einfach mehr promotet. Das Doppel steht ja immer ein bisschen im Schatten vom Einzel. Aber es ist wichtig, dass man von dem Satz "Wir spielen nur noch Doppel" wegkommt. Vielleicht können wir einen positiven Beitrag dazu leisten.
MIES: Wir wollen versuchen das Doppel populärer zu machen. Wir wissen, dass dazu große Siege gehören - und da wollen wir auch weiter machen. Und wir freuen uns, wenn die Leute gern Doppel schauen und das genießen - weil es einfach ein geiles Spiel ist.

Bei den BMW Open bekam der Einzelsieger zusätzlich zum Preisgeld stets auch noch ein Auto geschenkt - was gab's denn fürs Sieger-Doppel?
MIES: Jeder ein Auto. (lacht) Das wäre schön.
KRAWIETZ: Wir haken da noch mal nach.
MIES: Wir teilen uns auch ein Auto. Ein halbes Jahr du, ein
halbes Jahr ich.

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