Am Ende nur Schmerzen: Ballack scheitert erneut

Er konnte auch im Endspiel von Wien seinen Fluch nicht besiegen: Michael Ballack scheitert erneut in einem Finale – mit verletzter Wade und blutverschmiertem Gesicht.
von  Abendzeitung
Wieder einmal sitzt er am Boden und muss zusehen, wie andere den Pokal entgegennehmen: Michael Ballack
Wieder einmal sitzt er am Boden und muss zusehen, wie andere den Pokal entgegennehmen: Michael Ballack © M.I.S.

WIEN - Er konnte auch im Endspiel von Wien seinen Fluch nicht besiegen: Michael Ballack scheitert erneut in einem Finale – mit verletzter Wade und blutverschmiertem Gesicht.

Nein, verdrückt hat sich Michael Ballack nicht. Ganz und gar nicht. Ballack spielte, trotz schmerzender Wade, trotz blutverschmierter Schläfe. Der Capitano spielte, ackerte. Er wollte diesen Pokal, vielleicht mehr als jeder andere seiner Kameraden. Und doch hat es nichts genutzt. Ballack hat beim bitteren 0:1 gegen Spanien ein Finale verloren. Wieder mal. Vielleicht das wichtigste seiner Karriere, möglicherweise sogar schon sein Letztes.

Ballack, der ewige Zweite. Diesen Stempel wird er vielleicht nie mehr los. Zum zehnten Mal in seiner Karriere gewann Ballack am Sonntagabend nur den Trostpreis. Zum zehnten Mal hatte er eine Hand schon an Pokal oder Schale, um dann doch wieder den bitteren Gang zu seinen Gegnern antreten zu müssen, um ihnen zum zum Triumph zu gratulieren.

Dabei hat Ballack zumindest in diesem Finale wirklich alles gegeben. Zugegeben, er spielte nicht sonderlich spektakulär, verschaffte dem Spiel seiner Mannschaft vielleicht etwas weniger Ordnung, als nötig gewesen wäre. Aber er war der auffälligste Akteur auf dem Platz. Zumindest in Sachen Aggressivität. Und war es schließlich nicht sowieso fast ein Wunder gewesen, dass Ballack überhaupt hatte auflaufen können?

Schließlich hatte er die letzten drei Trainingseinheiten verpasst. Seit Freitag hatte ihm eine schmerzende Wade zu schaffen gemacht. Das Finale drohte ohne ihn über die Bühne zu gehen. Aber nichts da! „Michael ist heute morgen aufgewacht und hatte keine Beschwerde mehr", verriet Teammanager Oliver Bierhoff kurz vor Beginn des Spiels. Und mehr noch: „Er ist nicht nur gesund, er ist topfit."

Und vor allem voller Adrenalin. Schon Mitte der ersten Halbzeit holte er sich nach einem heftigen Wortgefecht mit dem spanischen Torwart Iker Casillas Gelb, wenige Minuten später lag er nach einem Zusammenprall mit Marcos Senna mit blutender Schläfe am Spielfeldrand. Die Schläfe wurde zugepflastert, platzte aber nach dem ersten Sprint wieder auf. Die Wunde wurde erneut getackert. Blutverschmiert, mit schmerzender Wade spielte Ballack weiter.

Ein Kämpfer im Dienst der Mannschaft

Ein Kämpfer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Fast wie ein Märtyrer, ein Märtyrer für den zweiten Platz. Für den verdammten zweiten Platz, der ihn schon seine ganze Karriere lang verfolgt:

2000: Bayer Leverkusen genügt am letzten Spieltag ein Unentschieden gegen Unterhaching. Ballack gelingt ein Eigentor – ein äußerst sehenswertes zumal. Am Ende jubeln die Bayern.

2002: Ballack festigt sein Image als ewiger Zweiter: Vizemeister mit Leverkusen, Vize-Pokalsieger, Niederlage im Champions-League-Finale gegen die Galaktischen von Real Madrid um Superstar Zinedine Zidane – und als „Krönung“: Vize-Weltmeister in Japan und Südkorea. Als ob er das Ergebnis vorausgeahnt hatte, stand Ballack – neben Oliver Kahn der überragende Deutsche im Turnier - im Finale allerdings gar nicht auf dem Platz. Im Halbfinale hatte er seine zweite Gelbe Karte kassiert.

2004: Nach einer Meisterschaft mit den Bayern 2003, folgt im Jahr darauf der Rückschlag: Bayern wird mit Ballack 2004 nur Vizemeister.

2007: Vizemeister in der ersten Saison beim FC Chelsea.

2008: Wieder Vizemeister mit dem FC Chelsea – und er verliert das Champions League- Finale gegen Manchester United um Cristiano Ronaldo. Ballack weinte bitterlich. Am Sonntag waren die Augen vor allem leer, die Augen des ewigen Zweiten, des Unvollendeten.

Ein Held bleibt er für manche trotzdem. Seine frühere Schule, das Sportgymnasium Chemnitz, will sich nach der EM in „Michael-Ballack- Gymnasium" umbenennen. Ein schwacher Trost.

Filippo Cataldo

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