Als die Formel 1 weinte
Ayrton Senna ist eine Legende, sein Tod am 1. Mai 1994 in Imola stürzte die Fans weltweit in kollektive Trauer. Der Film mit dem simplen Titel „Senna“ würdigt das Leben des dreimaligen Weltmeisters.
Köln - Da ist es wieder, dieses Gesicht mit den ausdrucksstarken dunklen Augen, mit dem feinen Lächeln. Ayrton Senna winkt in die jubelnde Menge, er hat gewonnen, wieder mal, die Fans feiern ihn mit lautstarken Freudengesängen. Dann ist es still. Man sieht den zerstörten Williams, die Notärzte, den Helikopter. Ayrton Senna ist tot. Die Formel 1 weint. Eine Legende ist geboren.
In Japan, Brasilien und in den USA war er schon ein großer Erfolg, am Donnerstag (12. Mai) läuft der Film „Senna“ nun auch in den deutschen Kinos an. Eine Dokumentation über Ayrton Senna, den wohl faszinierendsten Formel-1-Piloten der Geschichte, der die Menschen nicht nur durch seine Leistungen auf der Strecke, sondern vor allem durch seine außergewöhnlich charismatische Persönlichkeit in seinen Bann zog.
Zusammengestellt einzig und allein aus Originalmaterial, davon viele bisher unbekannte Bilder us dem Privatarchiv der Familie, beleuchtet der Film den Weg Sennas an die Spitze der Formel 1, seinen ewigen Kampf gegen die Autoritäten und für Gerechtigkeit, sein Dauerduell mit Alain Prost, aber auch seine Religiosität und seine Bedeutung für Brasilien, sein Heimatland, das ihn bis heute als den größten seiner Helden verehrt.
Das ganz Besondere dabei: Regisseur Asif Kapadia, Autor Manish Pandey und Produzent James Gay-Reece ist es gelungen, mit Originalausschnitten aus unzähligen Interview-Stunden den dreimaligen Weltmeister, der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückte, seine eigene Geschichte erzählen zu lassen.
Faszination und Emotionen wirken sofort, der Funke springt über – von der ersten bis zur letzten der insgesamt 104 Filmminuten. Bei der offiziellen Weltprermiere im November 2010 in Brasilien war auch ein großer Teil der Senna-Familie anwesend, Ayrtons Schwester Viviane beispielsweise, die den Film autorisierte und bis heute die Ayrton Senna Stiftung leitet. Diese unterstützt jedes Jahr mit Millionenbeträgen Projekte für bedürftige Kinder, ihr kommen auch Anteile der Filmeinnahmen zugute. Mit dabei war auch Bruno Senna, Vivianes Sohn, Ayrtons Neffe, heute selbst als Testfahrer bei Lotus Renault in der Formel 1.
„Es war wirklich sehr emotional, gar nicht so einfach, im Kino meine Gefühle zu kontrollieren“, erzählte er später. Die Bilder brachten viele Erinnerungen zurück, „auch an Kleinigkeiten, die ich zum Teil schon vergessen hatte, ich war ja damals noch ein Kind“. Brunos persönliche Erinnerungen betreffen vor allem die Ferienzeiten, die er zusammen mit seinem berühmten Onkel in Angra verbrachte: „Unsere Jet-Ski-Rennen, die Fahrten mit dem Boot hinaus zum Pier, auf dem er immer gelaufen ist, und zu den Inseln.“
Was den jungen Senna besonders berührte, waren die Bilder, die Ayrton zusammen mit dessen Eltern zeigen: „Dass mich das so bewegt, kommt bestimmt vor allem daher, dass ich weiß, wie schwer es für meinen Großvater Senhor Milton war, meine eigene Rennkarriere zu akzeptieren.“ Aber auch viele der Onboard-Aufnahmen und Rennszenen aus bisher unbekannten Perspektiven faszinierten Bruno: „Ich habe mir den Film in der Zwischenzeit noch ein paarmal angeschaut, um alles genau zu studieren. Ich glaube, dass der Streifen auch denen, die ihn nie kennengelernt haben, sehr gut erklärt, wer Ayrton war, und welch große Bedeutung er vor allem für Brasilien hatte und auch bis heute immer noch hat.“