Alpiner Weltcup-Auftakt in Sölden: Felix Neureuthers Start als Papa
Sölden - Am Freitagnachmittag um viertel vor fünf wird es im Bogner-Shop in der Dorfstraße von Sölden ein wenig voll werden. Nicht weil Schlussverkauf ist oder die Ski-Klamotten im Sonderangebot zu haben sind, sondern weil eine Pressekonferenz mit Felix Neureuther auf dem Programm steht.
Sein erster öffentlicher Auftritt als Vater, 13 Tage nach der Geburt der kleinen Matilda. Die junge Dame kommt schon jetzt ziemlich gut an: mehr als 150.000 Facebook-Likes bei Papa Felix – plus 25.000 bei Mama Miriam Gössner. Wie der junge Vater mit all dem umgeht?
Einen ersten Fingerzeig wird der Partenkirchener zwei Tage später bekommen: Am Sonntagfrüh um zehn Uhr beginnt mit dem Riesenslalom am Rettenbachferner der Ski-Weltcup und für den besten deutschen Skifahrer die wohl letzte Olympia-Saison seiner Karriere. Dass es am Freitag vom Hotel Sonne rüber zum Bogner nur ein paar Schritte sind, wird ihm entgegen kommen. Kurze Wege sind derzeit besonders wichtig, schließlich hat Papa Felix nun so einiges um die Ohren.
Seit dem 19. Oktober sind Frau und Kind zurück aus dem Krankenhaus in Garmisch-Partenkirchen. Schon am Tag darauf stieg der Rennläufer wieder ins Auto und fuhr zur Arbeit: zum Pitztaler Gletscher. Von da war er in den letzten Tagen vor der Geburt jeden Tag hin und her gependelt, damit er die Geburt seines ersten Kindes ja nicht verpasst.
Krabbeln, stehen und Medaillen gewinnen
Wie er der Bild am Sonntag erzählte, plagt ihn schon in den ersten Tagen das schlechte Gewissen: "Skifahren ist zwar mein Job, aber es tut weh, wenn ich mich ins Auto setze und zum Training fahre. Dann denke ich darüber nach, ob ich das Richtige tue." Er wolle nicht verpassen, wenn sein Kind krabbeln lernt oder das erste Mal steht, so Neureuther, das sei ihm wichtiger als Siege und Medaillen.
Nun, schaut man sich seinen Dienstplan für den Winter an, dann könnte sich das allerdings ausgehen: krabbeln, stehen und Medaillen gewinnen. Mal angenommen, sein seit Jahren malader Rücken hält einigermaßen ruhig und Frau und Kind geht es gut, dann könnte seine Saison so ausschauen: Nach dem Auftakt in Sölden ist Rennpause bis zum Slalom in Lahti Mitte November – bis dahin wird er wohl den Pendel-Papa geben.
Die Rennen in den USA Anfang Dezember wird er womöglich auslassen – klingt nach etwas mehr Matilda-Zeit. Danach geht es aber Schlag auf Schlag: Wenn der Weltcup-Tross wieder in Europa landet, steht bis Olympia fast jedes Wochenende ein Rennen an – teilweise jedoch in der näheren Umgebung (Alta Badia, Madonna di Campiglio, Kitzbühel, Schladming), so dass die Familie samt Oma Rosi und Opa Christian auch mal vorbei schauen könnte.
Im Vorjahr in Sölden Dritter
Ende Januar noch das Heimspiel in Garmisch, bevor es zu Olympia nach Südkorea geht. Saisonende ist dann am 18. März in Are – da ist Matilda dann ein halbes Jahr alt und wird wohl mit dem Krabbeln noch warten, bis Papa endlich Ferien hat. Wie sich die neue Situation auf den Rennläufer Neureuther auswirkt?
Ist er mit dem Kopf nicht bei der Sache oder geht er die Rennen stattdessen mit einer ganz anderen Lockerheit an? Vor dem Auftakt in Sölden meinte er: "Da auch der Rücken bisher gut mitgespielt hat, fühle ich mich aktuell richtig wohl. Am Sonntag will ich mit den positiven Erinnerungen aus dem letzten Jahr in die Saison starten."
Damals wurde er Dritter, hinter Alexis Pinturault und Marcel Hirscher. Was noch für Neureuther spricht: Sein Trainer Albert Doppelhofer ist einer der beiden Kurssetzer auf dem extrem anspruchsvollen Hang, den die Läufer zudem mit neuem Material und verkürzten Schwungradien in Angriff nehmen müssen. Doch Neureuther mag es ja steil und schwierig, alles andere wäre ja langweilig. Aber fad wird es ihm sicher so schnell nicht werden.
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