Allein unter Frauen

Wie bei Klinsmann: Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie immer beim Fußball ohne Ehegatte, besucht das DFB-Team – und erklärt sich zum Fan.
Wolfsburg - Es muss eine fröhliche Frauenrunde gewesen sein, die sich da mal eben in Wolfsburg spontan versammelt hat. Jedenfalls lassen die Kommentare keinen anderen Schluss, dass nicht nur die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestrainerin Silvia Neid gut miteinander können, sondern auch das Gros der Nationalspielerinnen. „Wir haben viel Spaß miteinander gehabt und viel gelacht", berichtete Torfrau Nadine Angerer am Tag nach dem Blitzbesuch von Merkel im derzeitigen Mannschaftsquartier, dem feudalen Ritz-Carlton-Hotel in der Autostadt.
Offenbar ist es zur Steigerung der Stimmung gar nicht schlecht gewesen, dass die ranghöchste Frau der Republik den gestressten Fußballerinnen zur Auflockerung ihre Aufwartung machte. Nach der telefonischen Gratulation kam die 56-Jährige nicht nur zur fast einstündigen Plauderstunde vorbei, sondern fuhr auch mit der Mannschaft in die Arena, um das Gruppenspiel USA gegen Schweden zu verfolgen. Weil Bundeskanzlerin Angela Merkel so viele Fragen hatte, kam der Tross beinahe zu spät zum Spiel, wo Merkel sich, eingerahmt von Babett Peter und Melanie Behringer, mit dem gesamten Kader auf die Tribüne setzte. Vor allem mit der in der ehemaligen DDR geborenen, aus Oschatz stammenden Babett Peter (23) unterhielt sich die CDU-Politikerin lange – sie hat ja selbst ihre Jugendzeit im Osten verbracht.
Über die Inhalte der Gespräche verriet Nadine Angerer: „Sie hat uns nach den Abläufen gefragt und wollte wissen, warum wir mit dem Gegner in einem Hotel wohnen. Wir haben aber nichts Politisches diskutiert." Laut Assistenztrainerin Ulrike Ballweg habe Merkel auch Fußball-Sachverstand bewiesen: „Sie versteht einiges vom Fußball. Leider teilt ihr Mann diese Leidenschaft nicht. Wir waren ja schon öfter bei ihr in Berlin, es war wieder sehr nett. Sie hat uns gesagt, wir sollen gelassen bleiben."
Dass sich „in dieser lockeren und entspannten Atmosphäre" (Ballweg) Bundeskanzlerin Angela Merkel auch mit der Trainerin länger unterhielt, versteht sich für Merkel von selbst, die immer dann die Nähe zum Fußball sucht, wenn der im Fokus der Öffentlichkeit steht. Das war im vergangenen Jahr nach dem EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Türkei so, als sie sich aus PR-Gründen mit dem halb entblößten Mesut Özil ablichten ließ; das geschah bei der WM 2006, als sie an der Seite von Franz Beckenbauer enthemmt jubilierte und auch auffällig oft mit Jürgen Klinsmann schwadronierte.
Nun dürfen auch die Fußball-Frauen, die den Fernsehanstalten überragende Quoten bringen, zur Sympathiesteigerung nicht fehlen. Fazit der Kanzlerin: „Wir haben eine tolle Mannschaft. Ich habe allen zum bisher Erreichten gratuliert und vor allem für das nächste Spiel Glück gewünscht." Dann kann ja eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag beim Viertelfinale nicht in Wolfsburg sein wird. Ein bisschen Politik ist ja auch noch zu machen.