Ali-Trophy: In München gibt es ein Boxschmankerl ohne Augenzeugen

München - Eine Denksport-Aufgabe. Wann fand in München der letzte wirklich große Boxkampf statt? Klar, die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir machten hier ihre boxerische Aufwartung, aber Gegner wie Fabio Moli, Derrick Jefferson oder Orlin Norris taugen definitiv nicht für das Prädikat Weltklasse, am ehesten noch Rüpelboxer Derrick Chisora, der Weltmeister Vitali 2012 zumindest einen beherzten Kampf geliefert hat.
Finale der Muhammad-Ali-Trophy im Cruisergewicht in München
Aber wirklich groß? Da wären wir schon bei den zwei Duellen von Henry Maske mit Virgil Hill. 1996 entthronte Hill den deutschen Box-Heros in der Olympiahalle in dessen (vorerst) letztem Kampf. 2007 kehrte Maske nach elf Jahren aus der Boxrente zurück und schlug Weltmeister Hill in einem Nichttitelkampf nach Punkten.
Jetzt steht am Samstag in München das Finale der prestigeträchtigen Muhammad-Ali-Trophy im Cruisergewicht an. Der kubanische IBF-Weltmeister Yuniel Dorticos und der frühere WBO-Weltmeister Mairis Briedis (Lettland) steigen in der sogenannten Champions League des Boxens in den Ring. Der Kampf ist das Finale der zweiten Staffel in der World Boxing Super Series (WBSS). Es ist ein Kampf, der normalerweise vor tausenden Fans stattfinden würde - doch die Corona-Pandemie zwingt die Boxer in die Knie.
Titelkampf ohne Zuschauer
Und so müssen die Ausnahmekämpfer ohne Zuschauer in den Fernsehstudios von Plazamedia in Ismaning unter sich ausmachen, wer der beste Cruisergewichtler der Welt ist. Zwei Mal sollte der Kampf schon steigen, zweimal musste er wegen der Pandemie abgesagt werden. "Der Kampf der besten Cruisergewichtler der Welt verspricht ein Feuerwerk", sagte Promoter Kalle Sauerland, Mitbegründer der WBSS über den Fight und den Kampfabend, der ab 20.50 bei "Bild plus" zu sehen ist und an dem auch Ausnahmetalent Sophie Alisch antreten wird.
Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, wurden die Boxer in ihren Hotels kaserniert. "Ich tippe auf einen Punktsieg für Briedis", sagte die einstige Box-Queen Regina Halmich der AZ, die beim Alisch-Kampf als Expertin fungiert. "Aber was er im letzten Kampf gemacht hat, hat mir gar nicht gefallen."
Im Juni 2019 hatte Briedis Marco-Huck-Bezwinger Krystof Glowacki, der Briedis am Hinterkopf getroffen hatte, im Halbfinale dieses Turniers mit dem Ellenbogen einen hart Schlag gegen das Kinn verpasst.
Damals gab es - anders als jetzt in München - aber viele Augenzeugen vor Ort.