Ali gegen Foreman: 40 Jahre "Rumble in the Jungle"

Kinshasa - Der 30. Oktober 1974 – der Tag eines der größten Boxkämpfe der Geschichte, der Tag, an dem für alle sichtbar manifestiert wurde, dass im Boxen – oft als Sport der puren, der nackten, der animalischen Gewalt verschrien – das Hirn über die Kraft triumphiert.
Im legendären „Rumble in the Jungle“ standen sich Herausforderer Muhammad Ali, der seit Anbeginn seiner Karriere für sich in Anspruch nahm, „der Größte aller Zeiten“ zu sein und Weltmeister „Big“ George Foreman gegenüber.
Der war der gefürchtetste Boxer, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Er stellte mit seiner Aura purer Aggression selbst Knast-Boxer Sonny Liston, Foremans großes Vorbild, in den Schatten. „Ich glaubte damals von mir, dass ich der stärkste Mann , der bösartigste Mensch der Welt war. Ich war sicher, dass ich Ali nur anschauen müsste, und er würde vor Angst tot umfallen“, sagte Foreman der AZ.
Doch der große Ali, der mit seinem leichfüßigen, flinken Stil das Schwergewicht in seiner Anfangsphase revolutioniert hatte, kannte eines nie – Angst. „Aufgaben, kneifen, das steckte nicht in Ali“, sagte sein Trainer Angelo Dundee kurz vor seinem Tod im Jahre 2012 über seinen Schützling.
Ali, der nach seiner langjährigen Sperre, weil er sich geweigert hatte, in den Vietnam-Krieg zu ziehen, seine Schnelligkeit eingebüßt hatte, hatte eine einzigartige Taktik für den Fight gegen Schlagmonster Foreman entwickelt. Während der ersten Runde lehnte er sich in Doppeldeckung in die Ringseile, pendelte mit deren Hilfe die Wucht der Hakenserien Foremans weg und nahm ihnen so die vernichtende Wirkung. Die Taktik ging als „Rope-a-Dope“ in die Box-Geschichte ein. Und während Foreman sich mit wahren Schlagsalven verausgabte, provozierte Ali seinen Kontrahenten andauernd. „Das ist alles, was du zu bieten hast“, fragte er. „Du schlägst wie eine Memme, wie ein Mädchen!“
So angestachelt, donnerte Foreman weiter auf Ali ein. „Ich war ein brutaler Schläger ohne jede Finesse“, sagte Foreman, „ich schlug und schlug und schlug. Und der Kerl hörte nicht auf zu reden.“ Ali hörte nicht auf zu reden, aber irgendwann hörte der sieben Jahre jüngere Foreman fast auf zu schlagen. Er war so entkräftet, dass er die Arme kaum noch hochhalten konnte. Das war der Moment, als Ali, der seine Kräfte aufgespart hatte, mit schnellen, harten Händen zu kontern anfing. In der achten Runde ließ Ali neun Treffer hinteinander los, Foreman stolperte, fiel – und stand nicht mehr auf. Die 40 000 ekstatischen Zuschauer im damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) feierten Ali mit dem martialischen Kriegsruf „Ali, boma ye!“ („Ali, töte ihn!“). Der größte aller Zeiten war wieder Weltmeister im Schwergewicht, als erst zweiter Boxer nach Floyd Patterson war es ihm gelungen, die Boxerweisheit „They never come back“ („Sie kommen nie zurück“) zu widerlegen.
„Ich werde oft gefragt, warum es nie eine Revanche des Rumble in the Jungle gab. Ali war einfach zu schlau für mich. Er hat mich mit seinem Kopf geschlagen. Er hätte mich wieder geschlagen, er hätte wieder einen Weg gefunden, mich zu demütigen“, sagte Foreman, „Ich war damals vielleicht dumm, aber ich war nicht so dumm, mir noch eine Tracht Prügel abzuholen. Die Antwort auf die Frage nach der Revanche ist einfach: Ich wollte nie eine. Er hat mir meinen Stolz geraubt, ich fühlte mich danach nicht mehr als Mann. Ich habe viel geheult, war schwer depressiv.“
Jetzt, zum 40. Jahrestag dieses legendären Kampfes, der die Welt elektrisierte, will Foreman seinen alten Widersacher, der von der Parkinson-Krankheit so gezeichnet ist, dass er kaum noch reden oder sich bewegen kann, treffen. Dann wollen sich die beiden den Rumble auf einem Großbildschirm anschauen. „In Endlosschleife“, sagt Foreman. Den Sieg des Hirns über die Kraft.