Alexander Novakovic im AZ-Interview: "Im Freudentaumel sind mir die Tränen gekommen"
Ismaning - Zum ersten Mal seit 15 Jahren hat wieder eine deutsche Beachhandball-Nationalmannschaft der Frauen bei einer EM triumphiert.
Bundestrainer Alexander Novakovic aus Ismaning formte rund um Spielerinnen aus dem Landkreis München ein Team, das im bulgarischen Varna ohne eine einzige Niederlage durch das Turnier schwebte.
Der 37-Jährige ist seit 2018 Beachhandball-Nationaltrainer der Frauen. Beim TSV Ismaning treibt er seit 2014 Beachhandball voran und betreute dort lange Zeit das erfolgreiche Frauen-Team "Die Brüder" (deutscher Meister 2014, 2016 und 2017).
Alexander Novakovic: "Es ist verrückt, was da abgeht im Moment"
AZ: Herr Novakovic, sind Sie wieder zurück von Wolke sieben, oder können Sie es immer noch nicht fassen, dass Ihnen gerade Ihr größter Coup als Beachhandball-Coach gelungen ist? 2019 war Ihr Team noch EM-Zehnter.
ALEXANDER NOVAKOVIC: Ganz ehrlich? Nein! Es ist verrückt, was da abgeht im Moment. Mir völlig fremde Menschen sprechen mich beim Bäcker an, das Telefon steht nicht mehr still, die Nachrichten stauen sich. Von der Aufmerksamkeit her ist das alles jetzt eine andere Nummer!
Was kann das noch toppen?
Schon das nächste Jahr wird das alles toppen. Wir sind mit der DHB-Auswahl dann das erste Mal seit 21 Jahren wieder bei den World Games dabei, in Birmingham/Alabama - und erstmals seit 16 Jahren auch bei einer Weltmeisterschaft am Start, vermutlich in Istanbul.
"Vor dem Viertelfinale war ich nervös wie nie"
Gab's in Varna einen Moment des Zweifelns?
Zweifel nicht unbedingt, aber vor dem Viertelfinale gegen Ungarn war ich so nervös wie noch nie und danach sind mir im Freudentaumel tatsächlich die Tränen gekommen. Gleichzeitig wusste ich, dass uns jetzt nichts mehr aufhalten kann, dass wir weiter Topleistungen bringen - egal, wie es ausgeht.
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Wir gehen seit Jahren unseren Weg. Viele Spielerinnen hatte ich schon als Jugend-Nationaltrainer im Kader. Wir haben hart gearbeitet, das Stützpunkt-Training forciert und uns punktuell mit Akteurinnen aus der Handball-Bundesliga verstärkt. Katharina Filter vom Buxtehuder SV wurde ja auch zur besten Torhüterin des Turniers gekürt. Letztlich hat uns vor allem die Defensivleistung den Titel beschert.
Isabel Kattner von den Beach Bazis Schleißheim stand dann als beste Abwehrspielerin ebenfalls im All-Star-Team. . .
Ja, Isabel hat nicht nur vorne gut getroffen, sondern in den beiden Shoot-Outs gegen Ungarn und im Halbfinale gegen Spanien als offensive Torfrau geglänzt. Alles in allem war es ein Triumph des Teams! Auch wenn Amelie Möllmann von den Minga Turtles Ismaning im Finale gegen Dänemark sensationelle 26 Punkte erzielt hat.
Über die Bikini-Höschen entscheidet der IHF
Das norwegische Team trat im Spiel um Platz drei in einer Art Protest-Aktion statt in den vorgeschriebenen Bikini-Höschen in Shorts an. Die Europäische Handball-Förderation (EHF) bewertete das als "Fall unangemessener Bekleidung" und verhängte eine Geldstrafe.
Norwegen hatte die Diskussion bereits beim EHF-Kongress angestoßen, es wird auch dazu beraten. In der Angelegenheit entscheiden aber nicht die Europäer, sondern der Weltverband IHF. In Deutschland gibt es bei der DM und den Beach Open eine freie Kleiderordnung. In der DHB-Auswahl war das bisher kein Thema.
- Themen:
- Europameister
- Sport