Albrecht: Von der Streif ins Koma

Wieder ein Horror-Unglück auf der Streif: Der Schweizer Daniel Albrecht stürzte beim Abschlusstraining für die Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel bei seinem Zielsprung so heftig, dass er mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma in ein künstliches Koma versetzt werden musste.
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Schwer verletzt: Skifahrer Daniel Albrecht.
AP Schwer verletzt: Skifahrer Daniel Albrecht.

KITZBÜHEL - Wieder ein Horror-Unglück auf der Streif: Der Schweizer Daniel Albrecht stürzte beim Abschlusstraining für die Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel bei seinem Zielsprung so heftig, dass er mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma in ein künstliches Koma versetzt werden musste.

Irgendwann wurde es auch Armin Assinger zu viel. Assinger, früher ein Weltklasseabfahrer, ein abgebrühter Haudegen und heute ORF-Experte. Aber als die Regie den Sturz von Daniel Albrecht zum wiederholten Male zeigte, flehte er nur: „Bitte schaltet’s das ab, ich kann mir das nimmer anschauen.“ Zu erschütternd, zu fürchterlich waren die Bilder. Wie der Schweizer durch die Luft wirbelte, aufprallte und dann reglos liegen blieb. Mit einem Hirntrauma, einer Gehirnblutung und einer Lungenquetschung.

Die Streif 2009 hatte ihr erstes Opfer.

Noch am Mittwoch war Albrecht, der Kombinations-Weltmeister von 2007, bester Laune. Als er beim ersten Training ein Tor ausließ, feixte er: „Das war Absicht, damit sich die Österreicher bei mir nicht die Ideallinie abschauen können.“ Albrecht hatte sich für Kitzbühel viel vorgenommen, am Donnerstag beim zweiten Training vielleicht zu viel. Mit Nummer 5 ging er auf die Streif, mit klarer Zwischenbestzeit und 138,1 Stundenkilometern raste er in den Zielhang, hinein ins Unglück. Beim Sprung über den letzten Buckel bekam er Aufwind, geriet in Rücklage. Hilflos flog er rund 80 Meter durch die Luft, bis zu fünf Meter hoch über dem Boden. Beim Aufprall auf Rücken und Hinterkopf zerknickten seine Ski wie Streichhölzer, der 25-Jährige fiel nach vorne und verlor das Bewusstsein.

Entsetzen bei den wenigen Zuschauern im Zielraum und auch in Albrechts Heimat, dem 1000-Seelen-Ort Fiesch in den Walliser Bergen. „Die Minuten nach dem Sturz waren fürchterlich“, sagte Vater Martin Albrecht, der das Training am Fernseher verfolgt hatte. Die Ungewissheit um den Zustand seines Sohnes, wie der sich nicht mehr bewegte, wie ihn Helfer und Ärzte 22 Minuten lang an Ort und Stelle versorgten. Erst dann war Albrecht transportfähig, mit dem Hubschrauber kam er ins Spital St. Johann. Erste Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung, Lungenquetschung. Albrecht erlangte das Bewusstsein, fünf Minuten war er wach. Doch um den Körper ruhig zu stellen versetzten ihn die Ärzte ins künstliche Koma, über mögliche Folgeschäden konnten sie noch nichts sagen, zumindest schienen die Wirbel nicht geschädigt. Albrecht wurde schließlich weiter geflogen in die Neurochirurgie der Uniklinik Innsbruck.

Dort, wo vor einem Jahr auch Scott Macartney lag. Der US-Amerikaner, der an gleicher Stelle gestürzt war, weshalb sofort Erinnerungen an 2008 wach wurden. Und doch war es diesmal anders.

Nach Macartneys Sturz (er kam mit einem Schädeltrauma und Prellungen davon) hatte es Kritik am Veranstalter gegeben, da der Zielsprung nicht genügend gekennzeichnet war. Die Organisatoren reagierten, entschärften den Sprung, markierten den Absprung genau. „Besser kann man den Sprung nicht bauen“, sagte Armin Assinger, „der Daniel war einfach zu übermütig.“ Auch Landsmann Didier Cuche sprach von einem Fahrfehler: „Wenn du mit 140 abspringst, musst du schauen, dass du schnell den Körper nach vorne bringst. Sonst bekommst du zu viel Rückenlage.“ Wie der Daniel, sein guter Freund.

„Das Timing muss genau stimmen“, sagte der Münchner Stephan Keppler, „das Problem ist das hohe Tempo. Da musst du rechtzeitig runterdrücken. Sonst fliegst du ewig.“

Keppler hatte den Sturz wie fast alle Fahrer oben im Starthaus am Bildschirm gesehen. Doch schon bei der ersten Wiederholung hatte sich das Starthaus geleert, da ging es Fahrern wie Armin Assinger. Sie konnten nicht mehr hinschauen.

Florian Kinast

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