Alba und Bayern: Ziemlich beste Feinde

Wenn der FC Bayern in den letzten Jahren auf Alba Berlin traf, krachte es – nicht nur auf dem Feld. Die Abendzeitung zeigt die hitzigsten Streits.
von  Florian Schmidt-Sommerfeld
Gift-Gipfel: Als der FC Bayern (Yassin Idbihi, Robin Benzing) und Alba Berlin (l. Alex King) 2014 im Finale aufeinandertrafen, ging es nicht nur auf dem Feld hart zur Sache.
Gift-Gipfel: Als der FC Bayern (Yassin Idbihi, Robin Benzing) und Alba Berlin (l. Alex King) 2014 im Finale aufeinandertrafen, ging es nicht nur auf dem Feld hart zur Sache. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Der Fußball hat das Duell FC Bayern gegen Borussia Dortmund, bei dem es nicht nur auf dem Platz zur Sache geht, sondern sich auch die Vereins-Bosse mal gegenseitig angiften. Und der Basketball? Hat FC Bayern gegen Alba Berlin. Ein Duell, dass spätestens bei der letztjährigen Finalserie zum Gift-Gipfel wurde. Auch was die verbalen Attacken angeht, war München gegen Berlin in den vergangenen Jahren das Top-Duell des deutschen Basketballs. Sie wurden zu ziemlich besten Feinden. Im Playoff-Halbfinale treffen die Streithansln ab Pfingstsonntag wieder aufeinander. Die AZ blickt zurück auf die Chronik der Anfeindungen.

Los ging’s Anfang des Jahres 2013, als sich die Vereins-Bosse stritten. Albas Vorstandsvorsitzender Axel Schweitzer warf den Bayern vor, die Konkurrenz zerstören zu wollen – Dortmunds Klubboss Hans-Joachim Watzke lässt grüßen. „Da werden Spieler mit Geld zugeschüttet“, behauptete Schweitzer. Der damalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß ließ im Gegenzug nach seinem Besuch beim Pokal-Finale in der Hauptstadt kein gutes Haar an der Berliner Halle. „Allein die Logen sind eine Katastrophe: sehr lieblos, sehr geschmacklos. Das ist nichts. Es ist alles sehr einfach hier, ich finde ziemlich billig und – mir gefällt’s nicht.“

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Im Sommer 2013 kochte der Konflikt dann richtig hoch, als gleich vier Berliner Schlüsselspieler nach München wechselten: Heiko Schaffartzik, Nihad Djedovic, Deon Thompson und Yasin Idbihi. „Seit der Kader der Bayern steht, bin ich 6726 Mal darauf angesprochen worden, wie das so ist, dass uns die Bayern die Spieler wegnehmen“, ärgerte sich Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Als „Scouting mit dem Geldbeutel“ und „nicht besonders einfallsreich“ bezeichnete Baldi die Münchner Einkaufspolitik. „Ich verstehe die Diskussion nicht“, wehrte sich Sportdirektor Marko Pesic, inzwischen auch Geschäftsführer der Bayern. „Wir haben ja nur Spieler geholt, deren Verträge ausgelaufen sind.“ Marko Pesic spielte selbst acht Jahre lang im Alba-Trikot und gewann sechs deutsche Meisterschaften.

Beim Duell im November 2013 eskalierte der Streit. Das Spiel gewann Alba mit 94:74, die Berliner Fans machten ihrem Ärger über den Ausverkauf Luft, indem sie ein Schaffartzik-Trikot an einem Kreuz aus zwei Stangen aufhängten. Die Stimmung in der Halle: feindselig wie nie. „Mit dem Spiel in Berlin ist eine Grenze überschritten worden“, schimpfte Marko Pesic damals. „Meines Wissens haben zum ersten Mal im deutschen Basketball Verantwortliche eines Vereins die Fans aufgefordert, den Gegner auszupfeifen.“

In der Finalserie um die deutsche Meisterschaft vor einem Jahr trafen sich beide Vereine dann wieder. Nach dem Sieg zur 2:1-Führung in der Serie schaltete sich Bayern-Trainer Svetislav Pesic ein, der lange geschwiegen hatte. Pesic hatte die Berliner von 1993-2000 trainiert und zu vier Meistertiteln in Folge geführt. Damals an seiner Seite: Baldi. „Ich habe ihn aufgebaut als Manager. Er hat von mir Basketball gelernt und gelernt, wie man gewinnt.“ Pesic forderte von seinem Ex-Weggefährten: „Er soll aufhören, eine Kampagne gegen mich und meinen Verein zu führen. Er soll aufhören, Ausreden zu finden, wenn Alba verliert. Es reicht!“

Die Worte wirkten, Baldi lenkte ein: „Was ich ihm zu sagen habe, das werde ich ihm direkt und persönlich sagen, wenn er denn Lust dazu hat.“ Das darauffolgende Spiel gewannen die Bayern und feierten in Berlin den Titelgewinn. Einige Tage später begrub auch Svetislav Pesic das Kriegsbeil. „Die Geschichte mit Alba ist von meiner Seite aus beendet. Ich habe so gute Erinnerungen an Berlin, an Alba. Ich sehe Alba wie mein Baby.“ Seitdem herrscht weitgehend Ruhe, auch als die Bayern im Pokal-Viertelfinale gegen Alba rausflogen. Bleibt abzuwarten, ob das auch nach Spiel 1 der Halbfinalserie am Sonntag (17 Uhr, telekombasketball.de) so bleibt.

 

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