„Aha, der Spronk aus München“

Der Netzwerker darf laut IOC-Reglement in China nur informell Kontakte knüpfen. „Dass ich mit den Menschen rede, kann mir niemand verbieten“, meint er.
von  Abendzeitung
Wilfried Spronk und OB Christian Ude sind derzeit in Peking - um unauffällig Werbung zu machen für Olympia 2018 in München.
Wilfried Spronk und OB Christian Ude sind derzeit in Peking - um unauffällig Werbung zu machen für Olympia 2018 in München. © dpa

Der Netzwerker darf laut IOC-Reglement in China nur informell Kontakte knüpfen. „Dass ich mit den Menschen rede, kann mir niemand verbieten“, meint er.

Von Florian Kinast

Wenigstens am späten Abend hatte Wilfrid Spronk dann mal frei. Die Nacht war über Peking hereingefallen, der Münchner Olympiapark-Chef stand entspannt am Buffet und lud sich sein Abendessen auf.

Dabei will Spronk in diesen Tagen vor allem den IOC-Mitgliedern Appetit machen auf 2018, auf die Winterspiele in München. Wenn auch nicht mit der großen Keule, sondern in kleinen, feinen Häppchen.

Natürlich sind vom IOC zur Zeit alle in Peking. Die Funktionäre, die Würdenträger und alle anderen Großkopferten auch, zum Feiern und sich feiern lassen, alle die, die das Sagen haben bei der Vergabe von Olympischen Spielen.

Über 2018 entscheidet das IOC zwar erst in drei Jahren, bei der IOC-Vollversammlung im südafrikanischen Durban, doch schon jetzt ist die Zeit der Basisarbeit bei den obersten Funktionären. Deswegen ist Spronk bereits am Sonntag angereist, seitdem ist er unterwegs von einem der vielen Empfänge zum nächsten.

„Man hört sich vorher immer um, welche IOC-Mitglieder wo sind“, sagt Spronk, „und wo es Sinn macht, hinzugehen“. Wo Funktionäre und Delegierte kommen, denen er etwas erzählen kann von München. So ganz nebenbei, versteht sich. „In den Kaffeepausen“, wie Spronk sagt. Ganz informell, ganz inoffiziell.

Denn da München noch kein offizieller Bewerber ist – die Anmeldung beim IOC erfolgt erst 2009 – muss Spronk mächtig aufpassen. Die Statuten verbieten, dass Spronk bereits Plakate anschlägt, Flugblätter verteilt oder zum eigenen München-Empfang bittet. „Dass ich mit den Menschen rede, kann mir aber niemand verbieten“, sagt er, „und natürlich kann man zufällig auch einmal auf das Thema München kommen. Wichtig ist, dass die Leute wissen, wenn sie mich in Zukunft sehen: Aha, das ist der Spronk aus München.“ Und sehen werden sie ihn noch oft. Resonanz habe er auch schon bekommen, und zwar ganz gute. „München kommt sehr gut an“, sagt Spronk, „überrascht hat mich dabei vor allem, dass die meisten nicht in Ehrfurcht vor der Vergangenheit mit den Spielen 1972 erstarren, sondern auch angetan sind von der Entwicklung Münchens und seines Olympiaparks.“ Aber schöne Worte machen die IOC-Menschen ja vielleicht auch den anderen. Den Spronks aus Tromsö, Norwegen, und Pyeongchang, Südkorea, den mutmaßlich härtesten Konkurrenten Münchens. Pyeongchang hat sich nach zwei vergeblichen Anläufen für 2010 und 2014 jedoch noch nicht festgelegt, ob sie ein drittes Mal antreten wollen, dazu kam jetzt der Fall Lee Kun-Hee. Der frühere Chef des koreanischen Elektronik-Giganten Samsung wurde Mitte Juli wegen Steuerhinterziehung zu 68,4 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt. Und Samsung war bisher der Hauptmotor der Bewerbung von Pyeongchang. Den Fall Lee wollte Spronk nicht weiter kommentieren. Aber natürlich hat er ihn zur Kenntnis genommen.

Und natürlich werden sie künftig mit Argusaugen darauf schauen, ob die Konkurrenz nicht patzt, sich einen peinlichen Lapsus leistet. Allein im russischen Bewerberkomitee von Sotschi für 2014 saßen 90 Leute, die nur damit beschäftigt waren, weltweit im Internet, in Zeitungen, im Fernsehen nach Pannen und Ausrutschern der Mitbewerber Pyeongchang und Salzburg zu suchen. „Und selbst wenn das im kleinsten Käseblatt stand“, sagt Spronk, „die haben das gleich gefunden.“

Herausfinden will Spronk in Peking noch, wann es strategisch sinnvoller ist, die Bewerbung einzureichen. Deutlich vor Abgabeschluss im Oktober 2009 oder erst auf den letzten Drücker. Er wird sich umhören. Ganz inoffiziell natürlich. Und auch OB Christian Ude wird übers Wochenende da sein und über München sprechen, rein zufällig. Spronk bleibt dann noch bis Freitag, doch schon jetzt denkt er an Vancouver 2010, wo es statt des traditionellen Kufenstüberls dann erstmals ein „Bayern-Haus“ geben soll. Dann hat München bereits Bewerberstatus, dann kann er wohl schon ein wenig offensiver werben, aber auch nicht zu viel. „Das wird eine Gratwanderung“, sagt Spronk, „wie wir auftreten und uns positionieren.“ Vielleicht darf Spronk dann aber schon offiziell Plakate anschlagen und IOC-Delegierte ins Bayern-Haus einladen. Wo sie ihn dann gleich wieder erkennen sollen. Aha, der Spronk aus München.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.